Die Zeit von 1706 - 1789.
571
Als der Erbprinz Heinrich ein Alter von 11 Jahren erreicht hatte,
geriet der Fürst auf den sonderbaren Entschluß, ihn zu verheiraten.
Die Verbindung mit der Fürstin Maria Frauziska Maximiliane von
Montbarrey, Tochter des Kriegsnministers Ludwig XVI. erfolgte zu
Sadarbrücken am 6. October 1774. Fürst Ludwig hatte mit dieser
Heirat offenbar weiter nichts beabsichtigt, als seine Einkünfte zu
bermehren. Nach der Hochzeit begab sich die junge Braut, die üb—
rigens doch sechs Jahre älter war als der kindliche Bräutigam, nach
Frankreich zurück, der junge Prinz wurde inzwischen auf die Schule
Jebracht. — Schon seit mehreren Jahren hatte Fürst Ludwig seine
Hemtahlin verlassen und unterdessen sträfliche Beziehungen mit einer
jungen Schönheit, Katharina Kest von Fechingen, unterhalten, die
ihm bereits 1775 einen Sohn schenkte, dem er den Nanien „von
zndwigsberg“ gab. Katharina wurde auf seine Veranlassung zur
Reichsgräfin von Ottweiler erhoben. Ludwigs Gemahlin starb am
17. Juli 178). Am 28. Februar 1787 heiratete er schließlich die
hdest. Im Jahre 1789 erwarb er zum Vorteil seiner 2. Gemahlin
die Herrschaft Tillingen und erhielt von König Ludwig XVI. den
Titel „Herzog von Sillingen“, welchen der König auch auf Katha—
rcina und ihre sämtlichen 7 Kinder und Nachknmen übertrug.
Zu den Lieblingsneigungen des Fürsten gehörte neben der Vorliebe
für das Schauspiel'namentlich die Befriediginig der Jagdlust, wozu
keine Kosten gescheut wurden. Dem bedeutenden Aufwande an Jagd—
gerätschaften entsprach ein gläuzendes Jägercorps zu Fuß und zu Pferd.
Von den großen Jagden, die der Fürst in Dentschland und Franuk—
reich veranstaltete, glaubt Fr. Köllner nur ein schwaches Bild ent—
verfen zu können.“ Das bedeutendste Jagdrevier in seinen Landen
war das Gebiet zwischen Neunkirchen, Dudweiler und Neuhaus.
Daselbst wurde jegliche Art von Wild gehegt. Es wurden Treib—
jagen von acht Tagen abgehalten. Den größten Reiz hatten die
Schweinejagden und die Reiherbeizen. Die Landleute waren allerdiugs
von dem Jagdwesen wenig erbaut. Denn wenn schon das zahlreiche
Wild, gegen das sie Wildzäune bauen mußten, die auffeimende Saat
imd die Hoffnunug ihres Fleißes zu verderben drohte, dann genügte
außerdem oft ein einziges Treibjagen, ihnen die Ernte vollends zu
dernichten. Zudem müßten die Unterthanen zu den großen Treib—
jagden noch Jagdfronen leisten, wozu nicht selten ganze TDörfer
aufgeboten wuͤrden, die Schulkinder und die Erwachsenen.
In Frankreich war 1774 Ludwig XVI. auf den Thron gekom—
men.“ Nun hatten die Franzosen einen besseren König, der anfangs
sogar sehr beliebt war, denn er war einfach, sparsam und vor allem
wöhlwollend gegen das Volk. Doch möochte es ihm wohl au Kraft
und Strenge gesehlt haben, der Zerrüttung des Staatswesens ent—
gegenzutreten. Verschwendung und Kriege der Vorfahren hatten die
Schulden des Landes sehr gehäuft. Die Steuern sollten noch immer
vou den verarmten Bauern und Bürgern aufgebracht werden, wäh—
rend die großen herrschaftlichen Güter und die Einküufte derselben
steuerfrei blieben. Zudem seufzte das Volk noch unter dem harten
Dienste der Fronen und der Zehntabgaben.