Full text: Geschichte der Abtei Wadgassen

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H. Waodgassen unter Frankreich 
Vouzonville, Boulay Saargemünd, die Baronie Überherrn und die 
Abtei Wadgassen. Das Amt Saarlouis und die Herrschaft Fremers 
dorf standen unter der Intendantur von Meßz. 
Ludwig XV. war ein schwacher und träger Regent. Schon als 
junger König war er ein Gegenstaud der Verachtung geworden. 
Er ümgab sich mit verworfener Gesellschaft, verließ seine Genmahlin 
und nahm hintereinander die vier Schwestern Mailly zu Maitressen. 
Im siebenjährigen Kriege stand er auf der Seite der Osterreicher, 
die er früher bekämpft hatte. Gleichzeitig war er in einen Krieg 
mit England verwickelt, mit dem er sich um die Herrschaft in Nord— 
amerika und Ostindien stritt. Auf beiden Seiten erlitt er große 
Verluste: gegen Preußen verlor er die Schlachten bei Roßbach, Kre— 
feld und Minden, gegen England büßte er Frankreichs schönste 
Kolonieen ein, besonders Canada und Ostindien. Die größte Nieder— 
lage aber erlitt er in seinent eigenen Lande, welche ihm das Parla— 
ment durch Steuerverweigerung bereitete. Die Regierung mußte ihre 
Steueredikte, zu denen die wachsende Finanznot sie trieb, durch 
wiederholte Lits de justice (Staatsstreich) und mit militärischer Ge— 
walt erzwingen. Es kam darüber zu einem heftigen Kampfe mit 
dem Parlamente, welches sich als eine nativnale Körperschaft cou— 
ftituierte. Die Regierung setzte die Parlamentsräte ab und schickte 
sie in Verbannung. Diese und andere Gewaltstreiche brachten die 
Nation in die heftkigste Bewegung und steigerten die Verachtung gegen 
den Hof. Ludwig XV. hingegen widmete sich in der letzten Zeit 
gänzlich der Jagd und seinen Maitressen. Als er am 10. Mai 
1774 starb, freute sich das Volk über die Erlösung, und der Pöbel 
feierte sein Begräbnis mit Gassenliedern. 
Das waren schon schlimme Zustände und geeignet, die gefähr— 
lichsten Ausschreitungen des Volkes vorzubereiten. Sehen wir nun 
zu, wie sich mu diese Zeit Fürst und Volk in unserer Nähe verhiel— 
kten. In Saarbrücken regierte von 176854 1794 der Fürst Ludwig. 
Das Regierungswesen in seinem kleinen Lande wurde mit jedem 
Jahre ausgedehnter; Neuerungen, Verordnungen und Gesetze nahmen 
uͤberhand; die Einkünfte, Renten, Gülten, Fronen und Dienstlei— 
stungen wurden inmer genauer eingefordert, dergestalt, daß die Lasten 
und Abgaben auf dem platten Lande allmählich so zunahmen, daß 
alle diese Anforderungen den Landleuten beinahe unerschwinglich 
wurden. Gegen das Jahr 1775 erhoben sich in verschiedenen Ge— 
meinden hin und wieder einzelne Klagen, wovon die hauptsächlich— 
sten gegen Landgelder und Fronen gerichtet waren. Der Fürst be— 
willigte daraufhin 1777 eine allgemeine Verminderung des Frongel— 
des, erließ die Huldigungsgebühren und gestaättete Holz- und Kohlen— 
berechtigungen. 
Die Zeit neben den Regierungsgeschäften füllte der Fürst mit 
den Belustigungen der Jagd und der Liebhaberei für das Militär— 
wesen aus. Seine Hofhaltung war glänzend und prachtvall; die 
fürstlichen Schlöfser, kostbar und geschmackvoll ausgestaättet, ließen 
einen soliden Reichtum erblicken; Lustbarkeiten und Zerstreuungen 
mannigfaltiger Art wechselten am Hofe mit jedem Tage.
	        
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