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II. Wadgassen uunter Franukreich.
a. Die Zeit von 1700 - 1789.
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Srotz des gespannten Verhältnisses mit Saarbrücken war die
Abtei durchaus dagegen, daß sie an Franukreich verhandelt werden
sollte. Als am 19. Januar 1754 der Fürst von Saarbrücken und
sein Bruder von Usingen bei der Turchreise nach Paris dem Kloster
Wadgassen einen Besuch abstatteten, kam der Fürst auf die Abtre—
tung des Klosters au Frankreich zu sprechen, und fragte lächelnd:
„Ob sie uns solten Von Paris die frantzösische Lilien mitbringen,
hieranf ich (der Abt) aber geantwortet, daß ich gegen dieselbe pro—
testire, und hätte einen doppelten Adler auf unserem Thurn, welchen
ich wollte conserviren, würde derselbe auch wegen seiner großen Höhe
nicht, Können hinweg genommen werden.“ Nachdem aber späterhin
der Ubergang an Frankreich nicht mehr zu umgehen war, da machte
das Kloster zur Bedingung, daß das Gebiet der Abtei an die lo—
thringische Provinz reuniert oder einverleibt werde und nicht an die
Metzer und Saarlouiser „Generalité“ (Provinz Trei Bistümer) „und
dieses Zwahren umb so Vielmehr als Vor alters Lothringen sonder—
liche Prätensionen an die Abtei gemacht, wie ab der Zwischen Lo—
thringen und dem Hauß Nassau Eingegangener Transaktion Von
1581 zu Ersehen.“ Damit scheint die Abtei auch wirklich Erfolg
gehabt zu haben, da wir sehen, daß die Gerichtsbarkeit in Wadgassen
in der Appellinstanz dem souverainen Hof in Nanzig unterstellt wurde.
Wie und unter welchen Bedingungen die Abtei an Frankreich
üüberging ist bereits oben mitgeteilt; daselbst haben wir auch schon er—
örtert, wie sich die Gerichtsbarkeit und die Verwaltung in Wadgassen
gestaltete. Obwohl frei und selbständig in allen Maßnahmen der
Verwaltung, war das Kloster doch den allgemeinen Landesgesetzen
linterworfen, nach denen es sich zu richten hatte, und obwohl das
Kloster an sich mit keiner Pension oder Auflage seitens des Staates
belästigt werden sollte, wurden doch seine Unterthanen durch Ver—
mittlung der Abtei zu allgemeinen Wegebauarbeiten, sowie zu den
Kdöniglichen Abgaben herangezogen.
In politischer Beziehung keilte das Kloster das Schicksal Frank—
reichs. Hier herrschte seit 1715 bis 1774 Ludwig XV. der Urenkel
und Nachfolger Ludwigs XIV. Wir haben ihn schon bei der Er—
zählung des polnischen, sowie des österreichischen Erbfolgekrieges
kennen gelernt. Bei dein Rückzuge der Franzosen aus Böhmen 1743
lagerte eine. Heeresabteilung derselben im Kloster Wadgassen. Mit
Wadgassen fiel ihm 1766 ganz Lothringen zu. Die französische
Festung Saarlouis lag nun nicht mehr isoliert; bis an die Saar
war jeßt der Kreis Sadarlouis französisch, auch die Bürgermeistereien
Fraulautern und Dillingen wurden, weil zu Lothringen gehörig,, mit
Frankreich vereinigt. Zur Intendantur Nancy gehörten die Amter