Fürst Wilhelm Heinrich. 1742- 1768.
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Durch das Ansehen, welches der Fürst Wilhelm Heinrich am fran—
zösischen Hofe genoß, war es ihm gelungen, daß seine Lande von den
Durchzügen der französischen Armeen und den hiermit berbundenen unver—
meidlichen Beschwerden und Drangsalen gänzlich verschont blieben; dage—
gen hätte das Erzstift Trier den Franzosen auch 1757 und 1762 den
Durchzug gestatten müssen.
Fürst Wilhelm Heinrich war geboren zu Usingen am, 6. März 1718.
Im Alter von 19 Jahren trat er in französische Kriegsdienste und machte
imm österreichischen Erbfolgekrieg einen Feldzug in den Niederlanden und
in Böhmen mit. Im Laufe dieses Krieges wurde er zum Marschall de
Camp befördert. Am 1. März 1741 kam er in den Besitz seiner Länder,
trat jedoch erst 1742 die Regierung an. Sein Land hatte sich von dem
hundertjährigen Kriege noch nicht erholt. An ihm lag es jetzt, die ver—
armte Bevölkerung auf die reichen Quellen des Handels und der Gewerb⸗
hätigteit ausmekksam zu machen, welche die Berge des Fürsteutums dar—
boten. Seine Thätigkeit wendete sich zunächst auf die Vergrößerung und
Verschönerung der Städte Saarbrücken und St. Johann. Unter ihm er—
slanden das fürstliche Schloß, die Schlösser in Ottweiler, Neunkirchen und
Hallberg, mehrere Kirchen, das Gymnasialgebäude, sowie ganze Straßen
iind Häuserviertel. Daun wandte er seine Aufmerksamkeit dem Ackerbau
zu, ließ Wälder urbar machen, größere Stockgöter verteilen und gab zweck—
näßige Verordnungen zur besseren Bewirtschaftung der Felder und Wie—
sen. 'Im Jahre 1767 hatte er alle Bäme der Grafschaft Ottweiler und
Zaarbrücken aufmessen lassen, wobei den Eigentümern die Besitzungen, wozu
sie sich legitimiren konnten, gerichtlich zugeschrieben wurden. Den Messungen
olgte eine gescetzliche Abschäßbung der Güter und die Regulierung der
Steuern. Tann waudte er sich dem regelrechten Bergbau zu; zur Ver⸗
arbeitung der inländischen Erze und Fossilien entstanden eine Reihe von
Hüttenwerken. Jur Förderung des Haudels wurden neue Straßen ange—
legt, die Ufer der Saar aufgeräumt und die Post eingeführt. Zu diesem
Ziwecke hatte Fürst Wilhelm Heinrich mit dem Fürsten Alerauder von Thurn
und Taxis am 8. Februar 1742 cine Comvoention abgeschlossen. Der
Wohlstand des Landes lockte viele Einwanderer an, wodurch die Bevöl—
kerung sich rasch vermehrte. Der Fürst soll gegen Andersgläubige sogar
tolerant gewesen sein und ihnen den Ban besonderer Kirchen gestattet
haben. Leider aber hat er sich von dieser Seite gegenüber der Abtei
Wadgassen nicht gezeigt, mit welcher er in Streitigleiten geraten war, die
schließlich die Abtretung des Wadgasser Gebietes (D. h. der Abtei an sich
mit dem Gebiet der Pfarrei Wadgassen) an Frautreich zur Folge hatte.
Da wir diesen Gegenstand schon oben (S. 156) behandelt haben, so soll es
an dieser Stelle genügen, darauf zu verweisen.
Wohl zeigte sich bei dem Fürsten das allgemeine Bestreben, sein Gebiet
zweckmäßig abzurunden, im Innern geschlossen zu erhalten und gegenüber
dem gefährlichen Franzosennachbar die Grenzen zu berichtigen und sicher zu
stellen. Die fürstlichen Lande grenzten in einer beträchtlichen Strecke an
die ehemals lothringischen jetzt französischen Staaten, mehrere uassauische
Orte lagen in jenen eingeschlossen und ebenso französische mitten im Nassani—
schen, andere waren im gemeiuschaftlichen Besitz, welches Verhältnis fort—
während Anlaß zu vielen Streitigkeiten gegeben hatte. Diese Grenzbe—