566 6. Kriegsereignisse ꝛe. in Anlehnung an die Geschichte der Saarbrücker Grafen.
Nach dem Tode Kaiser Karl VI. (f 29,. October 1740) sollte seine
älteste Tochter, die Gemahlin des früheren Herzogs Franz von Lothriugen,
gemäß eines, von beinahe allen europäischen Mächten anerkannten Vertrags
(die pragmatische Sanktion) die Erbin seiner Staaten werden. Aber schon
wenige Monate nach seinem Ableben sah sich Maria Theresia von allen
Seiten von Feinden umringt, welche die Gelegenheit zu benutzen suchten,
die österreichische Monarchie zu vernichten und sich mit den Trümmern
derselben zu bereichern. Ihr heftigster Feind war Karl Albrecht, Kurfürst
von Baiern, welcher gestützt auf seine Abstammung vom Habsburgischen
Hause, und begünstigt von Frankreich, Ansprüche auf die ganze Herrschaft
Karl VIJ. erhob. Aus ähnlichen Gründen traten auch Sachsen, Spanien
und Sardinien gegen Maria Theresia auf. Unter diesen Gestellungen
eröffnete Friedrich II., König von Preußen, den Krieg und nahm wegen
alter Ansprüche Schlesien in Beositz.
Anfangs neigte sich das Kriegsglück auf die Seite des Kurfürsten
Karl Albrecht von Baiern, welcher am 24. Januar 1742 unter dem
Ramen Karl VII. sogar zum deutschen Kaiser erwählt wurde. Doch bald
gewannen die Osterreicher wieder die Oberhand und draugen in Baiern
ein. Aus dem weiteren Fortgange dieser Ereignisse entnehmen wir, daß
der Sohn Karls VII. im Frieden von Füssen 1745 auf die österreichische
Erbschaft verzichtete, worauf die Kurfürsten Theresiens Gemahl zum Kaiser
wählten, welcher schon Anfang October zu Fraukffurt gekrönt wurde.
Mitte Dezember wurde dann der Friede zu Tresden geschlossen und
Schlesien dem Könige von Preußen belassen. Die Franzosen konnten in
diesem Kriege kein Geschäft machen, der Friede zu Aachen (1748) ließ
die Macht des Hauses Habsburg, welche sie zu vernichten drohten, wieder
neu erstehen. Im siebenjährigen Kriege sehen wir die Franzosen wieder
als Feinde Preußens, von dem sie bei Roßbach einen Denkzettel erhalten.
In diesen Feldzügen wurden die untere Saar und Mosel von den
französischen Kriegsheeren auf Durchmärschen heimgesucht, so 17414 bei
dem Zuge nach der Niederlande und Böhmen und beim Rückzuge (1743).
Von nun an streiften feindliche Truppenabteilungen im Elsasse und drangen
bis in unsere Gegend vor. Der berüchtigte österreichische Oberst der
Cavallerie, Baron von Mentzel, draug im August 1743 mit einem Frei—
corps bis nach Ottweiler, nahm dort sein Hauptquartier und rückte bis in
die Gegend von Saarlouis vor, wo er die größten Verheerungen anf
französischem und lothringischem Gebiete ausübte. Dann ging er bei
Rehlingen über die Saar, belagerte die Siersburg; doch, da er nur
Reiterei hatte, mit wenigem Erfolg. Von dort aus übderschwemmte er die
Gegend mit seinen Proclamationen, schrieb Coutributionen aus, und da
man ihm die verlangten 32000 H., 175 000 Rationen Hen und Haser
und 87 000 Rationen Brot, die er forderte, nicht liefern wollte, plünderte
er, gleichviel ob Freund oder Feind, die ganze Gegend. Man fürchtete
für Saarlouis einen plötzlichen und gewagten Handstreich, bereitete sich da—
gegen vor und ließ die Gartenhecken und das Gestrüpp um die Stadt ab—
hauen. Drei Monate hausten diese Horden in unserer Rähe, immer plün—
dernd, raubend und sengend, ohne einen Angriff versucht zu haben und
allen Angriffen schnell ausweichend, bis sie endlich im Herbste wieder zur
Hauptarmee sich zurückzogen und unsere Landleute erlssten. (Baltzer S. 288