Full text: Geschichte der Abtei Wadgassen

486 F. Die Abtei Wadgassen unter dem Einflusse dentscher Kleinstaaten ꝛc. 
Karl der Große ein Mittel, seine Macht im Innern gegen die weltlichen 
Großen zu begründen. Er verlieh den Bischöfen deshalb Grafenrechte in 
ihren bereits erworbenen oder noch zu erwerbenden Besitzungen. Mit der 
Zeit nun wurden die Bischöfe gleich den Herzögen und Grafen reichs— 
unmittelbare Landesherrn in ihren Territorien. Die erwähnten Bistümer 
sowie die Grafschaft Saarbrücken waren kleine Staaten mit eigener Re— 
gierung, die sich vom Hauptlande, Lothringen, getrennt hatten. 
Viele edle Häuser, besonders an der Saar, Blies und Mosel hatten 
ebenfalls durch Nachsicht der Kaiser bei den langen, unruhigen Zeiten sich 
vorzügliche Gerechtsame und Idemnität zu verschaffen gewußt. 
Die Rachkommen des von Bruno eingesetzten Herzogs Friedrich von 
Oberlothringen starben 1033 aus, und der Kaiser verlieh hierauf das Her— 
zogtum an den Herzog Gozelo von Niederlothringen, dann an dessen Sohn 
Gottfried den Bärtigen und nach dessen Absetzung 1046 einem Grafen 
im Elsenzgau (Elsaß), Albrecht, dem 1048 sein Bruder Gerhard folgte. 
Letzterer, durch Kaiser Heinrich III. zum Herzog von Lothringen erblich für 
sich und seine Familie eingesetzt, wird als der Stammvater der ganzen 
lothringischen Dynastie betrachtet. Der letzte unmittelbare Sprößling seines 
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mit Renatus von Anjou, dem Titularkönig von Neapel vermählt war. Wie— 
wohl ein Neffe Karls II., Anton, die weibliche Nachfolge streitig machte, ver— 
lieh doch der Kaiser Sigismund das Herzogtum an die Nachkommenschaft 
Isabellas. Anton wurde endlich zufriedengestellt, indem sein Sohn Friedrich 
die Tochter Isabellas und Anjou's, Jolantha, heiratete. Anjou (gest. 1480) 
überlebte noch seinen und Isabella's Sohn, den Herzog Johann II. (gest. 
1470), auch dessen Sohn Nikolaus, mit welchem 1473 das Geschlecht 
Anjou erlosch. — Oberlothringen kam nun an die eigentliche Dynastie, an 
Renatus II., den Sohn Friedrichs, zurück, der darum als der Stifter des 
neuern lothringischen Geschlechtes angesehen wird. Unter ihm wurde das 
Land von Karl dem Kühnen von Burgund schrecklich verherrt und Nancy 
1475 erobert. Renatus mußte nach Lyon eutfliehen, verband sich aber von 
dort aus mit den Schweizern, eroberte sein Land wieder und schlug 1477 
Karl den Kühnen vor Nancy, wo derselbe blieb. Auf Renatus folgte sein 
ältester Sohn, Anton der Gute, 1508. Dieser suchte die Reformation auf 
die drei Bistümer einzuschränken und vernichtete bei Zabern das große 
Bauernheer, das vom Elsaß ins Land drang. Ihm folgte 1544 sein 
Sohn Franz J., der schon 1545 das Land seinem zweijährigen Sohne, 
Karl III. hinterließ. Während des letztern Minderjährigkeit riß Hein— 
rich II. von Frankreich die Bistümer Metz, Toul und Verdun an sich. 
(1552). Der Sohn Karls III., Heinrich II., folgte dem Vater 1608. 
Derselbe vermählte seine Tochter Nicola mit seinem Neffen, der ihm 1624 
in der Regierung als Karl 1V. folgte. Unter diesem schwachen Fürsten 
wurde das Land von den Franzosen furchtbar heimgesucht. Weil Karl IV. 
den Herzog Geston von Orléans, den Bruder König Ludwig XIII., unter— 
stützte, eroberte der Kardinal Richelieu 1634 Oberlothringen gab es zwar 
zurück, vertrieb aber 1642 den Herzog nochmals. Karl bekam sein Land 
durch den Pyrenäischen Frieden 1659 zurück, wurde 1669 wieder verjagt und 
starb 1675; Frankreich aber behielt das Land. Sein Sohn, Karl Heinrich, 
wurde, als aus einer vom Papst ungültig erklärten Ehe entsprossen, von
	        
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