A. Vorgeschichte.
macht. Doch die Mißstimmung dauert nicht lange. Jedermann weiß ja,
daß die höchste Gewalt in den Häuden des Major domnus liegt. Er steht
in männlicher Gestalt und edler Haltung zur Rechten des Königs; er
erteilt in dessen Namen die nötigen Befehle, schlichtet die Streitigkeiten,
lobt, tadelt oder droht, und die Ehrerbietigkeit und Unterwürfigkeit, womit
seine Worte von allen Anwesenden aufgenommen werden, zeigen uns
deutlich, daß die Nachkommen Chlodwigs einem raschen Untergange
entgegen gehen und die Krone auf das Haupt des Major domus kom—
men werde.“
In der nachkarolingischen Zeit scheint die villa Wuadegozzingen
allmählich ihre frühere Bedeutung verloren zu haben, wenn auch anzu—
nehmen ist, daß die sehr ergiebige Jagd und Fischerei auch noch in letzterer
Jeit dem Kaiser Anlaß gab, nach Wadgassen zu kommen. Jedensalls
aber hat der Graf Sigebert den eingetretenen Verfall der Gebäude nicht
mehr aufhalten können, denn zur Zeit der Klostergründung (1135) sind die
ersten Mönche genötigt, sich 1). Stunde unterhalb Wadgassen bei (soll
wohl heißen „in“) der sogenannten St. Nicolauskapelle niederzulassen,
weil sie in Wadgassen kein bewohnbares Haus mehr vorfanden. Dem—
nach erscheint es ausgeschlossen, daß die gräflichen Besitzer auch nur vor—
übergehend hierselbst wohnten, obwohl dieselben eine Kirche nach Wadgassen
bauten und auch hier ihre Grabstätte fanden. Es liegt sogar die Ver—
mutung nahe, daß im Jahre 1115 (beim Tode Sigeberts J.?) eine beson—
dere Grabkapelle hierselbst erbaut wurde, (vergleiche die Chronik: 1285).
Einer alten Notiz, welche der Geschichte der ardennischen Grafen
entnommen zu sein scheint, entnehmen wir folgendes: „Kayser Ludwig das
Kint hatte ano 900 seine wohnung, — (in Wadgassen) man wil wissen
arnold der 2te Bischof Von Metz, od. Bodagisle habe den aufenthalt
erbauet, p. i.
es ist Seltsam das man gar nicht siehet wo das Königliche Dorf ge—
standen hat, sie müssen alles gantzlich weg geschafft haben, und ploß ihr
Kloster zurückgelassen haben.
Sigbert bauete die pfar Kirche wo am Endt im Klostergarten seit 1778
im Schut ligt, aus dieser Kirche entstund 1135 die berühmte abtei.
Das lant mag der Zeit, ohngefehr so beschaffen gewesen sein, wie
einer Von den Ardenen sagt: Die Strassen waren so eng, und bewaächsen
das die Fuhrleute genöthigt waren, einer dem andren seine an Kunfft Kunt
zu thun durch Blassen eines Horns, od. den schall der Peitsche aus Furcht
sich an einem ort zu begegnen, wo das answeichen unmöglich war.“
Demnach scheinen die Mönche doch nicht gerade in ein fertiges
Paradies eingezogen zu sein; aus den gemachten Angaben erhellet vielmehr,
daß größere und vielerlei Arbeiten ihrer warteten.
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