Full text: Geschichte der Abtei Wadgassen

190 
O. Chronik der Abtei Wadgassen. 
hofe von Kleinprag. Das Leichenbegängnis wurde für den in Gott Da— 
hingeschiedenen so gehalten, wie es sich für einen Prälaten geziemt, und 
die Dienstleistungen wurden von den Strahower Mönchen wie für einen 
Extragremialen (d. i für einen nicht ihrem eigenen Kapitel Ingehörigen) 
geleistet. Dem Leichenconduct sowie dem feierlichen Requiem stand der 
hochwürdigste Abt Vigneron, Abt aus dem Benedictinerorden, vor, der 
gleichfalls verbannt und in St. Margarethen aufgenommen worden war. 
Als nach dem Tode Siegel angelegt und über die Hinterlassenschaft 
das Inventar aufgenommen worden war, wurde die Abschätzung der ein— 
zelnen Gegenstände vorgenommen und dieselben mit Ausnahme des Rochet's 
der auf 50 Gulden wertgeschäst, und dem Strahower Abt übergeben 
wurde, in rechtliche Obhut gegeben.“ 
(Metropolis Tom. II. pag. 39 — 40, übersetzt von Frauz Michcl). 
So haben wir nun die wichtigsten Greignisse,, welche die Abtei be— 
rührten, an unserm Geiste vorüberziehen sehen. Überblicken wir sie in 
ihrer Gesamtheit, dann haben wir ein Bild, woriu sich selbst die allge— 
meine deutsche Geschichte widerspiegelt. Die Gründung des Klosters imd 
die vielen Zuwendungen, welche demselben bis gegen Ende des 14. Jahr— 
hunderts gemacht wurden, lassen deutlich den damaligen Zeitgeist erkeunen, 
uͤnter welchem Fürsten und Adel in der Fürsorge für Kirchen und Klöster 
sich gegenseitig zu übertreffen suchten und in der Verehrung der Religion 
und ihrer Diener wetteiferten. Die Klöster gelangten in dieser Zeit zu 
hoher Blüte und haben im Dienste der Menschheit ganz Hervorragendes 
geleistet. Mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts aber schwindet der 
fromme Eifer immer mehr. Mit mißgünstigen Augen schaut der verschul— 
dete Adel auf die reichen Klöster und maßt sich Schirmrechte an um die 
Klosterunterthanen besteuern zu können. Sehr oft geraten die adeligen 
Herren darüber in Streit miteinander; es herrscht noch das Fehdewesen. 
Weder der ewige Landfrieden, noch das Reichskammergericht kann Abhilfe 
schaffen, denn die Beschlüsse desselben werden bei der Schwäche des Reiches 
nicht geachtet. Aber auch in den Klöstern schwindet allmählich der gute 
Geist. Der Zudrang zu denselben nimmt ab. Die Mönche verlassen immer 
mehr die strenge klöfterliche Zucht und neigen zu einem weltlichen Lebens— 
wandel. Das ist das Zeitalter der Reformation. Durch die meist ge— 
waltsame Einführung der neuen Lehre werden die Klöster in ihrer Wirk— 
samkeit sehr gehemmt; die nachfolgenden Kriege führten vielfach zu ihrer 
Verwüstung, Verarmung und Aufhebung. Die Geschichte Wadgassens er— 
zählt uns die Leiden eines hundertjährigen Krieges der von 1618 bis 
1715 in unseren Gegenden geführt wurde. Nach demselben kamen die 
Klöster wieder mehr zu Ansehen, und manche blühten bald wieder auf. 
Doch das frühere Vertrauen erlangten sie nie wieder, selbst nicht bei den 
eigenen Unterthanen. Dem Zuge, nach Freiheit entspricht nicht mehr das 
alte Feudalwesen mit seinen Frondiensten und vielen persönlichen Beschrän— 
kungen. Die Zeit der großen Revolution reift herau, der in unserer Ge— 
gend alle Kleinstaaten zum Opfer sallen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.