1793 - 1799.
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Abt Bordier war zu Saarlouis geboren und starb in Prag 1799.
Uber den Tod Bordiers berichten die Anstalen des Prämonstratenser—
klosters Strahow auf dem Hradschin in Prag Folgendes: „Am 21. August
1796 erschien der verehrungswürdige und hochansehnliche Abt von Wadgassen,
Herr Johann Baptist Bordier, der von gedachtem Tage au bleibende Woh—
ttung gegen ein Entgelt für sich und seinen Diener in Sion nahm.
Zu der Bewilligung des Wohnsitzes in Strahow wurde von dem
hochwürdigsten und hochansehnlichen Abte des Strahower Klosters Herrn
Wenzeslaus Mayer ein Geleitsbrief abgefaßt und dem hochwürdigen
GBaste von Wadgassen überreicht. — Im Jahre 1799 am 30. Juli um 5
UUhr morgens starb in Sion der vorher mit den hh. Sterbesakramenten
— die der P. Prior Gilbert Luschka spendete — versehene hochwürdigste
und hochansehnliche Abt Johann Baptist Bordier, der letzte Abt des Wad—
gasser Klosters, imn Gebiete des Fürstentums Saarbrücken, der vor einigen
Jahren, zur Auswanderung gezwungen, mit einem Religiosen desselben
Klosters — P. Dominicus Ketler — in Sion aufgenommen worden
ist. Er war keiner von denjenigen Emigranten, die durch ein lang—
wieriges Exilium aller Mittel entblößt vom Almosen leben müssen.
Wenn auch zugegeben werden muß, daß er mehrere Jahre hindurch seine
Mönche selbst während ihres Exils unterstützte, so hatte er dennoch an
beweglichem Vermögen 15000 Goldgulden mitgebracht, außerdem einige Kost—
harkeiten von allerdings nicht sehr hohem Werte und auch einiges Kirchengerät.
Damit aber nicht Strahow nach dem Tode des letzten hochseligen
Abtes von Wadgassen, dessen Religiosen überallhin zerstreut lebten, irgend
einer Belästigung ausgesetzt werde, so befahl der zur Zeit des Todes des
Wadgasser Abtes in Mähren weilende Strahower Abt, Wenzeslaus Mayer,
bon der Lebensgefahr seines hohen Gastes unterrichtet, seinem P. Secre—
tarius brieflich, dem hochwürdigsten Herrn Bordier den Vorschlag zu
machen, über seine Hinterlassenschaften ein Inventarium aufnehmen zu laf—
sen und seine letztwilligen Bestimmungen zu treffen. Das erste wurde
angefertigt durch den P. Secretarius und das andere durch den König—
lichen Schirmpogt D. Kortik aufgestellt. Beide sind sowohl von dem Hoch—
würdigsten Herrn Testator, als auch von den zugezogenen Zeugen, näm—
lich dem Freiherrn v. Reisky, dem edlen Herrn Joseph v. Rosenthal,
Königl. Regierungsrat und dem edlen Herrn Antonius v. Bretfeld, Re—
gierungsassessor unterschrieben worden. In diesem Testamente hat der
Testator bestimmt, daß sein Vermögen zur Wiedererrichtung seines Klo—
sters dienen solle oder aber, wenn die Religiosen gehindert sein sollten,
zu ihrem ehemaligen Kloster Wadgassen zurückzukehren, so sollten sie sich
ein Kloster außerhalb Frankreichs auf dem linken Rheinufer erbauen. Wenn
aber die Franzosen das linke Rheinufer besetzt halten würden, so solle
das Geld unter die ehemaligen Religiosen des Wadgasser Klosters ver—
teilt werden.
Als Testamentsvollstrecker wurde zu diesem Zwecke der Hochwürdigste
Abt von Strahom eingesetzt und als Curator der hochansehnliche Herr Kortik.
Nachdem so der letzte Wille erklärt und schriftlich niedergelegt war,
starb am 30. Juli 1799 der hochwürdigste Abt Johann Baptist Bordier
um 5 Uhr morgens an der Brustwassersucht im 74. Jahre seines Lebens
als letzter Abt des Wadgasser Klosters. Er wurde beerdigt auf dem Kirch—