Full text: Geschichte der Abtei Wadgassen

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C. Chronik der Abtei Wadgassen. 
schlossen, alles zu erdulden und zu ertragen, bis man uns die Möglichkeit neh— 
men werde, unsere Standesverrichtungen zu erfüllen. 
Unwürdigerweise behandelt von den Nationalgarden und den Mitgliedern 
des genannten Distriktes, die sich unsers Hauses bemächtigt haben, insultiert 
bis ins Heiligtum hinein von denselben Nationalgarden, welche, den Hut auf 
dem Kopfe, die Tabakspfeife im Munde, das Bajonnet am Gewehr, uns an 
den Altären stießen und sich der Feier des heiligen Meßopfers widersetzten, 
hofften wir, daß unsere Standhaftigkeit und unsere Hingebung an unsern Stand 
die verhärtetsten Herzen würde rühren können; allein es ist anders gekommen. 
Am 4. dieses Monates brach der Sieur (Herr) Frantz, welcher die Funk— 
tionen eines amtlichen Sachwalters (procureur Syndic) ausübte, nachdem ihm 
ein starkes Tetachement Husaren, Nationalgarden und Gendarmen vorausge— 
gangen war, von Saarlouis auf; die einen der letztern mit entblößtem Säbel, 
die andern mit scharf geladenem und mit dem Bajonnette versehenen Gewehr: 
so drangen sie in den Abtcihof ein. Nahdem sie sich aller Zu⸗ und Ausgänge 
des Hauses bemächtigt hatten, ließen sie einen Mann naimens Andreas Haehn, 
der vor unserm Kloster eine Gastwirtschaft betrieb und unsern Jagdhüter 
Johann Jacob sowie unsern Koch Michel Becker ergreifen, und nachdem sie sich 
dieser Privatleute versichert hatten, haben sie den Herru Wetteldorf, Subprior 
unserer Abtei, aufgefordert, ihnen zu erklären, wo sich der Abt, der Prior und 
der Speisemeister befänden, ebeuso wo das (angebliche) Waffendepot sei, von 
welchem sie behaupteten, daß es sich im Hause befinde. Auf die Autwort un— 
sers Subpriors, daß die beiden erstgenannten Herren unwohl selen, und daß 
der letztere spazieren gegangen sei, und daß es kein Waffendepot im Hause gebe, 
ließen sie die Thüre der Küchenmeisterei einstoßen, wo sie vergebens Durchfuch— 
ungen veranstalteten, ebenso wie in verschiedenen audern Wohnräumen und 
Orten des Hauses, schließlich wurde uns von dem genannten Herrn Frantz, 
nachdem er sich alle Arten von Beleidigungen und Schmähungen gegen uns 
erlaubt hatte, gedroht, daß er am folgenden Tage mit einer furchtbareren 
Ausrüstung kommen werde, um uns einzuschließen. 
Wir Unterzeichnete, die wir der Religion einen Scandal ersparen wollten 
und die wir die größten Ausschreitungen und die gewaltsame Eutführung 
unserer Personen befürchteten, bsouders nach dem Decret vom 26. des letzten 
Augusts, haben geglaubt, unsere Klosterlocalitäten verlassen zu sollen und nach 
dem (deutschen) Reiche auszuwandern, wo wir von der göttlichen Vorsehung 
und von der Garantie des Tauschvertrags vom Jahre 1766, der uns der Ober— 
herrschaft Frankreichs einverleibt hat mit der ausdrücklichen Bedingung, unter 
derselben unsern Stand, unsere Besitzungen und Rechte zu wahren — die Wie— 
dergutmachung der gegen uns verübten Ausschreitungen und Gewaltthätigkeiten 
abwarten. Indem wir wünschen, sie der Nachwelt zu hinterlegen, ebenso wie 
unsere Neclamationen und unsere wahren Absichten, erklären wir, daß wir von 
Neuem protestieren gegen Alles, was der genannten Abtei dem genannten Ver— 
trag zuwider zugefügt worden ist, erklären außerdem, daß unser fester und 
letzter Entschluß ist, in Gemeinschaft vereint zu bleiben, unsere Fnuctionen über— 
all, wo wir uns befinden werden, zu erfüllen und der Verwaltung und der 
Verfassung des Ordens zu folgen. 
Ausgefertigt zu Bous, den 5. September 1792. 
gez. Bordier, Abbsé. F. Reiß, Prieur. F. Wetteldorf, Superior. 
P. Schmidt, Procureur. F. Haas, Depensier. F. Tufaz. F. Greffrath
	        
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