Full text: Geschichte der Abtei Wadgassen

Gorm 
Parteien sind, da, so dachte ich, müsse man, um die Wahrheit zu 
erfahren, beide reden lassen. 
Faft alles, was wir von der Abteigeschichte überhaupt wissen, 
verdaüken wir natürlich den Annalen oder sonstigen Litteralien des 
Klosters. Die Documente desselben beginnen mit der Stiftungs— 
urkunde; dann wuchsen im Laufe der Jahrhunderte die Urkunden 
und sonstigen Schriftftücke ansehnlich heran, sodaß die Abtei eine 
nicht unansehnliche Registratur besaß. Von den Büchern dürfte das 
Seelbuch — ber animarum oder necrologium — wohl das älteste 
sein. Solche Seelbücher, sagt Köllner, fanden sich in allen Klöstern, 
da in denselben die Tage bezeichnet wurden, an welchem das ganze 
Jahr hindurch die Sechunessen oder Jahrgedächtnisse für verstorbene 
Fundatoren oder Geschenkgeber gehalten werden sollten; bei jedem 
Namen war gewöhnlich äangegeben, was derselbe geschenkt hatte. 
Diese Seelbücher gaben in der Folge Anlaß zur Anlegung sogenannter 
Saalbücher, in welchen die wichtigsten Urkunden eingetragen waren, 
welches Saalbuch zugleich als Lägerbuch oder Kataster diente, da 
man in demselben die Rechte und Einküufte der Abtei verzeichnet 
hatte. Beiläufig in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde hier 
auch ein Repertorium angelegt, in welchem die Güter, Rechte und 
Einkünfte sümmarisch verzeichnet waren und welches das sogenannte 
Saalbuch ergänzen sollte. Demselben Zwecke dienten auch die Prästa— 
tionsregister, deren eines noch in neuester Zeit beim Abbruch der alten 
Bouser Kirche unter dem Dach derselben aufgefunden wurde. Ein 
zweites Register dieser Art befindet sich in den Ensheimer Papieren, 
ein drittes in den Papieren von Köllner. Eine unzählbare Menge 
von Kauf-, Schenk- und Tauschakten; viele Verträge, Transactionen 
und Proceßakten; Bestätigungsurkunden und Schutzbriefe, Pfandbriefe 
und Schuldverschreibungen, verschiedenerlei Protokolle und Reverse, 
Anstellungsurkunden und Abberufungsschreiben, Weistümer, Jahr— 
gedinge und die Acten des Hochgerichkes 2c. ꝛc. bildeten das Kloster— 
ärchiv, welches in Reihen von vielen Schachteln wohl geordnet und 
registriert in der Bibliothek aufbewahrt wurde. Außerdem besaß 
jede Meyerei ein Gerichtsbuch, jede Gemeinde ein Bannbuch; Stan— 
desregister und Kirchenrechnungen waren bei den Pfarrämtern zu 
finden, werden, aber heute in der Regel bei den Bürgermeisterämtern 
aufbewahrt. Überdies schrieb um das Jahr 1700 der Mönch Konrad 
Piscator die Annalen des Klosters. Den vielen Processen zwischen 
der Abtei Wadgassen und der Saarbrücker Regierung verdanken 
ihren Ursprung: 1.) Eine größere Denkschrift des Klosters vom Jahre 
1727; 21) Melchior von Ludolph, Kaiserlicher Kammer-Assessor in 
Wetzlar: Sammlung von Consultationen und Decisionen des Reichs— 
kammergerichts in Wetzlar — Frankfurt 1731; 3) Karl Friedrich 
Schöpf, Kurstfürstlich Brandenb. Hofrat in Wetzlar: Vom Ursprung 
und dem Geschlechte der Grafen von Saarbrücken (In Oetters histo— 
rischer Bibliothek-NRüruberg 1753); 4.) Streitschriften: a. ein Manu— 
script-Wadgassen contra Saarbrücken — 1753 bis 1758; v. eine 
Druückschrift —— Saarbrücken contra Wadgassen c. 1758. Endlich 
gab die Aufhebung des Klosters demselben Anlaß zu: 1.) einem
	        
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