Full text: 1934 (0012)

Und nun zum Schluß noch ein Poëm vom 25. November 1789, als 
Ludwig aus Angst vor dem Herüberfluten der französischen Revolution den 
Bürgern die drückendsten Steuern erließ. „Der landesväterlichen Huld des 
Fürsien Ludewig danken für Erhaltung der gemeinen Ruhe und gnädigste Er— 
cheilung verschiedener Freiheiten Höchstdero getreue Bürgerschaften beider 
Städte Saarbrücken und St. Johann.“ 
Noch immer wütete in den Eingeweiden 
Des schönsten Königreichs die Zwietracht fort, 
Mit Schauer sehn wir sie ihr Gift verbreiten; 
Tod und Zerstörung ist ihr Losungswort! 
Ein Ungeheu'r, voll Blutdurst in den Blicken, 
Das aus der Hölle finstrem Schooße stammt, 
Das Bürger lehrt, ihr Schwert auf Bürger zücken, 
Und ihren Geist zu wilder Wut entflammt! 
Auch uns mit ihrem Geifer zu beflecken, 
Floß sie aus Gallien zu uns heran, 
Ünd äch! schon drohte sie — welch banges Schrecken! 
Ein nah Verderben jedem Unterthan. 
Mit tiefem Kummer sah, wem Bürgerleben 
Und allgemeines Wohl am Herzen lag, 
Das Wetter über unserm Haupte schweben, 
Bis Ludewig das Wort des Friedens sprach. 
„Fleuch, sprach der Edle, fleuch aus Saarbrücks Mauern 
„Du ungestüme Ruhestörerin! 
„Nicht laͤnger, Scheusal! soll dein Rasten dauern, 
„So wahr ich Vater meines Volkes bin! 
„Und, damit Fried in meinem Lande wohne, 
So fliehe zitternd der, der Bosheit hegt! 
Fern, ewig ferne sey von meinem Throne, 
Wer Ränk und Trug im falschen Herzen trägt!“ 
Ich weiß nicht, wie es kam, ich mußte vorstehenden Herzenserguß der 
Bürger von Saarbrücken und St. Johann wieder und immer wieder mit weh— 
nütiger, ftets wachsender Teilnahme lesen. Was ist aus Kanaan geworden, wo 
Milch und Honig fließt? Ein Wehland, dessen Schmerzensschrei zu dem Retter 
aus namenlosem Elend dringt. 
Saargebiet und Oberschlesien 
Für die Abstimmung in Oberschlesien wurde auch im Saargebiet gesammelt. 
Reichlich flossen die Gaben, obwohl Land und Volk verarmt war und unter 
fremdem Druck seufzte. Viele Spender versahen ihre Gaben mit kleinen Ge— 
eitworten, die für die Gesinnung der „Saar“ ein glänzendes Bekenntnis zum 
Deutschtum bekundeten. Allein in der „Saarbrücker Zeitung“ finde ich aus 
senen Tagen viele tapfere Worte; einige von ihnen wili ich aäls Ehrenzeugnis 
der Bevölkerung der Vergessenheit entreißen und hier folgen lassen. Auch wir 
stehen nun bald vor der Äbstimmung und sind gewiß, daß das ganze Reich mit 
dem deutschen Südwesten sein wird wie wir mit dem Südosten: 
Nichts verwelscht 
Und nichts gefälscht, 
Deutsch und grad 
In Wort und Tat. 
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