Fürst Wilhelm Heinrich, der Gründer der Saarindustrie, heiratete am
28. Februar 17 42 Sophia Christina Erdmuth, Gräfin zu Erpach. Da lassen es
sich die Ottweiler auch nicht nehmen, das junge Paar mit einem Gedicht zu be—
grützen Hier mögen einige Strophen des sonderbaren Poems folgen. Es
eginnt:
Darf an dem frohen Fest,
Das uns des Himmels Gunst vergnügt erscheinen läßt,
Ein schlecht-gesetzter Reim des Hertzens Freude zeigen?
Ach ja! Es ist erlaubt, Ottweiler soll nicht schweigen.
Die vierte Strophe:
Dein Nassau war zwar schon ein recht beglücktes Land,
Als Du zum ersten mahl Regente warst genannt,
Die Wolcken, so vorher dasselbe gantz umrungen,
Die wurden da bereits durch Deinen Glantz verdrungen.
Die neunte und zehnte Strophe:
Dein schönes Jäger-Chor sieht man zu Holtze geh'n;
Man hört der Büchsen Schuß, nebst starckem Hifft-Gethön,
Diß hat, nach Hertzens-Wunsch und eigenem Verlangen,
Schon manches gute Stück und schönes Wild gefangen.
Die Soldatesque macht ihr Exercitium,
Wie man im Felde thut, bald rechts- und bald links- um,
Sie läßt noch über das des Pulvers Donner knallen,
Doch aber nur zur Lust und Dir zum Wohlgefallen.
Nach dieser plastischen, ganz modern anmutenden Schilderung über die
Böllerballerei kommt eine Strophe, die alle, insonderheit unsere heüte arg ge—
plagten Richter mit Neid erfüllt. Ottweiler kannte keine Uebeltäler. Wie ein
Märchen, eine Sage erscheint es uns, wenn es in der Huldigungsadresse heißt:
An statt, daß andere vom Hunger sind gedrückt,
Sind wir, durch Deine Gnad gesättigt und erquickt.
Das Land giebt sein Gewächs und bringt die besten Früchte.
Man weiß, Gott lob! bey uns von keinem Straff-Gerichte.
Wo vormahls, hier und dar, ein grimmiger Soldat,
Nach seiner Blut-Begier, auf blasse Leichen trat,
Da geh'n auf Berg und Thal die Heerden an der Weyde,
Des Mavors hauend Schwert steckt rostig in der Scheide.
Nachstehende Meldung kann uns in unserer heutigen Lage ebenfalls mit
Neid erfüllen:
„In Summa Grosser Fürst, Dein Land vergleichet sich
Dem Lande Canaan in unserm Westerich.
So lange Du regierst, so lange wird es heissen:
Man müsse diß Dein Land vor andern glücklich preissen.“
D. Kangan, du schöne Zeit, du sel'ge Zeit, wie liegst du fern.
wie liegst du weit!
Der Schluß des Lobliedes ist zu schön, als daß man ihn übergehen könnte:
Der Hoffnung Perspeetiv sieht dieses schon voraus:
Durch unsre Fürstin wird erbaut des Fürsten Hauß.
Wer noch ein Jahr erlebt, soll Wiegen-Lieder singen,
Wann unsre Fürstin wird ein liebes Printzgen bringen.
Als Verfasser dieses erhebenden Gedichtes, das wir heute noch mit viel Ver—
gmügen lesen, wird genannt Wilhelm Heinrich Sperber. Ober-Schultheiß und
Kirchen-Schaffner zu Ottweiler.
Als nach dem Tode der Fürstin Wilhelmine die Maitresse Ludwigs, das
Gänsegretel, ihren Ehrgeiz durchsetzte und Ludwig sie zu seiner Gattin machte,
war die Bürgerschaft empört und ebenso die beiden obersten Räte. Da beeilten
sich die Konjunkturpolitiker, die Situation für sich auszunützen und durch
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