Zum Geleit
lle Deutschen umschlingt das gemeinsame
Band der Tradition, die unlösliche Derbundenheit mit denen, die ihr Leben und
ihr Blut für uns geopfert haben. Das Daterland fordert in der Erinnerung an seine
heimgegangenen Söhne Pflichten von den Lebenden. Diese Pflicht ist um jo größer,
ernster und verantwortungsvoller, als sie auf Hütern der Grenzmark ruht.
Wir kennen unsere Lage, unwürdig eines großen Kulturvolks, das gewohnt
ist, sich in Selbstzucht zu regieren, das nur in der freiheit atmen kann. Wenn
wir so mit allen fibern unseres Herzens die freiheit fordern, ohne jede Ein-
schränkung, ohne jedes Kompromiß, jo dienen wir zugleich dem frieden. Wir
wissen, daß die Grenzmark nur leben und gedeihen kann, wenn frieden ist,
Das Leben an der Grenzscheide zweier großer Dölker birgt besondere Pflichten
in sich. Hier berühren sich zwei große Rulturen, die der Welt sehr viel gegeben
haben und nodh geben sollen. Hier können nationaler Haß, alte Feindschaft,
die der unerbittliche Lauf der Geschichte zwischen zwei nationen nufgerichtet, am
ehesten überbrückt werden, weil einer den andern achten und ehren lernt, weil
man es hier mit Hünden greifen kann, daß Europa zu klein, zu schwach
geworden ist, um sich in wirtschaftlichen und politischen Kümpfen zu zerfleischen.
Wir rufen das in großem Ernst auch dem ehemaligen Gegner zu. Ich weiß,
daß die wahre Aussöhnung zweier Nationen, zwischen denen ein Meer von
Blut und Trümmern liegt, nur von denen vorwürts getragen werden kann,
die Auge in Auge den vordersten Graben verteidigt haben. Sie wissen, was
Krieg bedeutet, was frieden ist. Sie lieben ihr Land, ihre Heimat, ihre Kultur
über nlles, und dieses gesunde nationale Empfinden ist die sicherste Grundlage
jeder Derständigung, jedes friedens.
Daß das Snargebiet deutsch ist und deutsch bleiben will, hat die Bevölkerung
in den zurückliegenden Jahren der erzwungenen Abjonderung vom Daterland
bewiesen. Nachdem das Snnrgebiet die Aufmerksamkeit Europas und der Welt
auf sich gezogen hat, sind die Zustände und Derhäültnisse dort von hellen Schein-
werfern erleuchtet, jo daß Lügen über die Zusammensetzung der Bevölkerung
und ihrer Wünsche keinen Boden mehr finden können. Die Auferlegung der
von dem Dersailler Dertrag diktierten fünfzehnjährigen Trennung von der
Heimat war eine der überflüssigsten Bestimmungen. Wenn sie aber ein gutes
gehabt hat, jo ist es dag, der Bevölkerung eine erhöhte Resonanz zu geben
jür ihre Bekenntnisse zum Deutschtum.
Die Rufe der Bevölkerung können nicht mehr in den Wind geschlagen und
nicht mehr verfälscht werden. Die zunehmende Erkenntnis von der wahren
Suochluge im Sonrgebiet und der wahren Stimmung der Bevölkerung läßt mid,
ohne mich irgendwelchen Illusionen hinzugeben, hoffen, duß es bald gelingen
wird, dos willkürlich geschaffene Samproblem in einer Weise zu bereinigen,
die den Wünschen der gesamten Bevölkerung und ganz Deutschlands entspricht.
Allen Landgleuten entbiete ich meine
herzlichsten Grüße.
erg
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(ABeu
Dizekanzler des Deutschen Reiches