28. August: Das Kriegerehrenmal St. Ingberts ge-
weiht. 530 Söhne der Stadt besiegelten ihre
Treue zum Daterlande mit dem Tod, unter
ihnen auch Albert Weißgerber, einer der talent-
vollsten Maler Deutsc<lands.
1. August: Saarbrücken zählt heute 7300 Erwerbs-
lose, davon erhalten 964 keine Unterstüßung,
weil die Bedürfnisfrage verneint wurde, und
2400 sind Wohlfahrtzempfänger, also QAus-
gesteuerte, weil sie 'bereits 39 Wochen unterstüßt
worden sind. Uur 100 weibliche Erwerbslose sind
zur Zeit gemeldet.
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Werivolle alte DruckstöKke aus Saarbrücker Urkunden,
September 1932.
Sept.: Ein Geleitwort des Reidhskanzlers von
Papen erscheint im , Saarfreund“ zur 12. Tagung
des Bundes der Saarvereine. Es heißt darin
u. a.: Die Auferlegung der von dem Dersailler
Dertrag diktierten 15jährigen Trennung von der
Heimat war eine der überflüssigsten Bestim-
mungen. Die zunehmende Erkenntnis von der
wahren Sächlage im Saargebiet und der wahren
Stimmung der Bevölkerung läßt mi<, ohne mid)
irgendwelchen Illusionen hinzugeben, hoffen, daß
es bald gelingen wird, das willkürlicqm) ge-
j<haffene Saarproblem in einer Weise zu berei-
nigen, die den Wünschen der gesamten Bevöl-
kerung und ganz Deutschlands entspricht.
Sept.: Ein Saar-Heimatwerk ist in der Bildung
begriffen, das den freiwilligen Arbeitsdienst im
Saargebiet gemeinsam betreuen will. Ihm ge-
hören an der Karitasverband, das evgl. Iugend-
und WohlfahrtSamt, die Arbeiterwohlfahrt, die
Dolksho<s<ule und die Anstalt für Arbeits-
kunde. Die in dem Dersu<hslager bei Tholey ge-
machten Erfahrungen sollen nußbringend ver-
wertet werden.
u. 4. Sept.: 41. Deutscher Wandertag in Mettlad.
Der Derband umfaßt 300 000, unser Saar-Wald-
Derein zählt 2500 Mitglieder. Seit 25 Jahren
hat er in ernster Arbeit für unsere Heimat die
Siele des Derbandes erstrebt, 800 Kilometer
Wegebezeihnung ausgeführt, 5 Unterkunfts-
häuser gebaut, zahllose Ruhebänke errichtet und
Quellen gefaßt.
Sept.: Die Bezirkstagung des Gewerkvereins
<hristl. Bergarbeiter in Dirmingen wendet sid)
nad) dem lange betriebenen übermäßigen Abbau
der Belegs<haften gegen die geplante weitere
Tohnherabsezung. 29 000 Bergleute sind abgelegt
worden, weil Frankreich, der heutiae Besitzer der
Gruben, siH ni<t moralisch verpflichtet fühlte,
monatlich 100 000 Tonnen Kohlen aus dem Saar-
gebiet zu beziehen, Diese liefere Polen. Der
Cohnausfall unserer Knappen erreiche im Jahre
1932 bereits zirka hundert Millionen Franken.
Die Candwirte des Saargrenzgürtels hielten
in Uohfelden eine Uotkundgebung ab. Betont
wurde, daß das Hauptabsatzgebiet, das Saar-
revier, dur; die französische Kontingentspolitik
verloren gegangen sei, Die bisher festgesezten
Kontingente seitens Frankreid) sind so gering, daß
ihre Wirkung 3. B. bei dem Kartoffelverkauf
vernichtend sei. Uicht viel besser stände es mit
dem Absatß anderer Erzeugnisse. Zu fordern sei,
daß die Rückgliederung der „Saar“ ohne Preis-
gabe jeglicher landwirts<aftlicher Interessen er-
folge.
?
Sept.: Cohndiktat im Bergbau. Die Derhand-
lungen mit der französischen Bergwerksdirektion
blieben ergebnislos. Die Franzosen erklären,
daß sie die neuen Cohnkürzungen am 1. Oktober
in Kraft treten lassen müßten. Damit wird der
so karge Cohn unter das Existenzminimum
herabgedrükt. Das Unglück trifft 48 000 Berg-
arbeiter.
Sept.: Die „Chronik“, ein von der französischen
Bergwerksverwaltung ausgehaltenes Skandal-
blätt<en, eine Art verkümmerter „Saarkurier“,
sicht die Sicherheit Saarlands bedroht und mat
die Fremdherrschaft aufmerksam auf die „ver-
kappte Militärausbildung im Saargebiet“. Diel
ges<wäßt wird dabei über „die Wilitarisierung
der Saarjugend dur; die Schüßenvereine“ usw.
Aud der „Matin“ bringt die Shrek>ensmeldung,
shon zittert ganz Frankreich. Eigenart ist's des
Franzosen, lei<thin bibbern ihm die Hosen.
Der 16er-Auss<uß des Gewerkvereins dristl.
Bergarbeiter unter dem Dorsiß des Revierleiters
Kuhnen nimmt zum LCohnabbau Stellung. Man
will anstreben eine Dertagung des geplanten Ab-
baues und die bestimmte Zusage, daß keine Berg-
leute mehr entlassen und keine Gruben stillgelegt
werden. = AKu<H der Derband der Bergbau-
industriearbeiter lehnt den CTohnabbau entschieden
ab, mit den Bergarbeitern würde die gesamte
Wirts<aft dur< den Cohnverlust von weiteren
zwei Millionen monatlich sj<wer ges<ädigt. =- Im
Jahre 1930 betrug die dur<s<nittlihe Jeier-
shichtenzahl je Grube 18, im Jahre 1931 jedod)
55,60. Allein in 1931 betrug der Cohnverlust der
Saarbergleute dur< FJFeierschicten 109 Millionen
Franken, so daß sich sür die Zeit vom ersten
Januar 1931 bis Ende August 1932 ein Gesamt-
lohnverlust von 209 Millionen Franken ergibt.
Es ist zu verstehen, daß dieser Einkommens<wund
eine große Derarmung innerhalb der Saarberg-
arbeiters<haft vers<uldet hat. Ihnen kann daher
nicht gut eine neue Lohnsenkung zugemutet wer-
den, zumal der LCeistungseffekt nimt unerheblid
gestiegen ist.
Der Leistungseffekt betrug im Dur<s<nitt des
Jahres 1927 rund 740 Kilogramm, im Juni 1932
jedoH 1045 Kilogramm. Wenn eine Steigerung
des Teistungseffektes um 41 Prozent gegenüber
1927 zu verzeichnen ist, so ist do au< eine
fühlbare Senkung der Cohnkosten je Tonne
Kohlen eingetreten, da es ausgeshlossen sein
dürfte, daß die Kohlenpreise in diesem Ausmaße
verringert wurden, Um den Saarbergleuten ihre
Anerkennung für die erheblich gestiegene Leistung
zu bekunden, müßte die Generaldirektion min-
destens die heutigen Cöhne beibehalten.
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