August 1932.
August: Die Regierungskommission verbietet
nächtliche Geländeübungen und Märs<e. Der-
boten wird die Herstellung, das Aufbewahren und
das Mitführen von Sprengkörpern. Die Bestim-
mungen über die Polizeistunde werden auf Der-
eine und geschlossene Gesellschaften ausgedehnt.
Die Reihstagswahl vom 31. Juli bringt den
Uationalsozialisten 230 Sitze, den Sozialdemo-
kraten 133, den Kommunisten 89, dem Zentrum
75, den DU. 37, der Bayr. Dolksp. 22, den
übrigen kleinen Splitterparteien 1--7 Siße.
August: Einspruc< der Derbände der Angestellten
gegen die vernichtende Steuerpolitik der Regie-
rungskommission: Erhöhung der direkten und in-
direkten Steuern, 3. B. Erhöhung des Lohn-
steueraufkommens, Heranziehung von Arbeit-
nehmern mit niedrigem Einkommen (verhei-
rateter Arbeiter mit zwei Kindern 860 Ir.) zur
Steuerzahlung.
August: Ua< der letzten landwirts<aftlicen Be-
triebszählung gibt es im Saargebiet 1190 Hektar
„geringe Weide und Hutung“, 2600 Hektar Oed-
und Unland und 1837 Hektar landwirtsc<haftlich
nict nußbare Fläche. 87 585 Hektar Boden wer-
den von der Landwirtschaft bebaut und 55 986
Bektar sind forstwirts<aftlich ausgenußt. Uach
einer oberflächlichen Schätzung Können von dem
vorhandenen QOedland und den sogenannten ge-
ringen Weiden mindestens 2000 Hektar landwirt-
schaftlich nußbar gema<t werden. Rechnet man
für eine Dollbauernstelle bei mittelmäßigem Boden
eine dur<s<nittlihe Bebauungsfläße von fünf
Bektar, dann ergäbe si< die Möglichkeit zur
Dollsiedelung von etwa 500 Erwerbslosen auf
„Ueuland“. Darüber hinaus wird es möglich
jein, Weide- und Ad>erland dur< die Rodung von
Wald für die Siedelung nußbar zu machen. Land
für mindestens 2000 Dollsiedler, für 2000 neue
Bauerngüter mit lebensbejahenden und zufrie-
denen WMens<en wäre dur< den planmäßigen Ein-
jaß aller arbeitswilligen und hilfsbereiten Kräfte
auf Oed- und Waldland ohne große finanziellen
Mehrbelastungen zu s<affen. Die Regierungs-
kommission rührt sich nicht.
August: Birkenfeld begeht vom 6.--8. August die
600-Jahrfeier als Stadt. Kaiser Cudwig der
Bayer verlieh dem damaligen Flecken die Stadt-
rohte.
Auaust: Die neuen Steuerverordnungen der un-
ersättlihen Regierungskommission werden im
Candesrat mit Fug und Re<t zerpflükt. Abg.
Richard Bedker rollt klar und s<arf das ganze
Sündenregister in der Finanz der Treuhand auf.
Produktiv sei wenig Steuergeld angewandt,
aberfüreine mehr wie großzügige
Ausweitung der dinglichen und
persönlichen Derwaltungsausga-
ben sei es verpulvert. Uebertrieben
große Autoparks, Pecules, Uebersezungen des
Beamtenapparates, „Es gibt hier Büros,
die mit einer Reihe von hod-
bezahlten Beamten beseßt sind,
die no< nie einen Stri< für das
Saargebiet gearbeitet haben,
deren ganze ArbeitSsleistung in
der Dertretung französis<er In-
teressen besteht!“ Ganz überflüssig sei
au< der Studienauss<uß (eine Art parlamenta-
ris<en Senats), von dessen Tätigkeit man nichts
höre, „heimliche Liebe, von der niemand nichts
weiß“. Erhöhuna der Steuern troß eines Kauf-
kraftausfalles in diesem Jahre in Höhe von
700 Millionen, wie Abg. Kiefer nachweist. Kom-
merzienrat Rö<hling errehnet hier 800-900
Millionen Franken. Gefordert wird, daß die fran-
zöstsMe Grubenverwaltung die ihr nach dem
Friedensvertrag zustehenden Steuern zahle.
Richtig angewandte Sparsamkeit
der Regierungskommission würde
vollauf genügen, um ohne die
Steuererhöhungen auszukommen
17. August: Einen sc<arfen Protest gegen das un-
tragbare Steuerdiktat der Regierungskommission
erheben Kaufmanns<aft und Handwerker des
Saargebiets. Uichts ist von der Treuhand ge-
s<ehen hier, die unerhörten Härten zu mildern,
die das ganze Wirtschaftsleben in ärgste Be-
drängnis bringen. Angekündigt werden Schritte
beim Dölkerbund. Erfahrungsgemäß kommen wir
dort vom Regen in die Traufe.
Barockportal der Shloßkirhe in Blieskastel.
25. August: Für das Saargebiet dekretierte die Re
gierungskommission das Uniformverbot. Dit
Presse bringt Meldungen, nac denen sich d«-
gegen französis<Ge Soldaten unbehindert in de!
Orts<aften aufhalten dürfen.
August: Berghauptmann Cleff F. Im Saargebit!
tätig auf Grube Sulzba<, Friedrichsthal un!
später Dorsikender der Bergwerksdirektion i!
Saarbrücken. Seit 1922 Berghauptmann des Ober“
bergamts Halle. Der Heimgegangene hat bis z!
seinem Ende mit dem Bund der Saarvereine un)
der Geschäftsstelle Saarverein seine Liebe W
unserer Heimat mit Rat und Tat bewiesen. Eh“!
seinem Andenken.
27. August: General der Infanterie v, Hutier, der
zweite Kommandierende General des 21. (Saat“
brücken) Armeekorps. feiert jeinen 75, Geburts“
tag.
Bekanntgegeben wird der Bevölkerungsstan
Saarbrückens. 63 350 männliche, 68 551 weibli
Dersonen, insgesamt 131 901 Seelen.
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