Sprichwörter und RedensSarten
Viele unserer Landsleute stehen heute ebenso wie früher den Bestrebungen
der Heimatpflege fremd und kalt gegenüber. Wer schätzt die Mundart? Wenige
nur. Einige, die sich der Schönheiten der urwüchsigen Ausdruckskraft, der
tiefen Verbundenheit mit Volk, Heimat und Boden erinnern und erfreuen.
Der übergroße Teil unserer Volksgenossen bringt zu seiner „Mutter-
ae nur wenig Liebe auf. Ein Beweis dafür, daß aud) das Ver-
tändnis für die Sprache nur äußerst dürftig und gering ist.
Ein -verkrampftes, unecht und hohl klingendes sogenanntes „Hoddeutsch“
wird gepflegt. Wer sich seiner Mundart nicht schämt, läuft Gefahr, verspottet
oder glossiert zu werden.
Wie herrlich schön ist die mundartliche Sprache unseres Gebietes, wie sie
sich vor allem in unseren Sprichwörtern und Redensarten. Farbenreichtum und
Bilderpracht, Naturtreue und Erfahrungsweisheit, Treffsiherheit und witzelnder
Spott zeichnen diese, zum Teil Generationen alte Schlagworte aus.
Wie kichernd schwirrende BVöglein flattern diese Sprichwörter von Mund
zu Mund. Vieles ist schon verlorengegangen. Deshalb soll hier der Versuch
gemacht werden, wenigstens einen Teil festzuhalten, nicht um sie flügellahm
zu madchen und einzusperren, sondern um vielen, die jezt schon vergessen sind,
neues Leben einzuhauchen, damit sie um so munterer durch unsere Heimat
flattern können.
Der macht sih wie Schütze Ferkelcher, owens hann se noch gefreßt, onn
morjens ware se kabudd.
Geh' bei de Deiwel en die Hell, Säck sc<hläfe.
Der eß die gedrei Seel von Deschdersch. Wadd sei Aue siehn, messe sei
Hänn holle.
Mr mend, mr medht die Kränk griehn.
„Edd hadd gud gang“, saht der Bub, „mei Vadder es ellän gehunk wor.“
Der lißt neischd leije wie glierige Kedde.
Der stehlt wie e Aztel (Elster).
Wann der Deiwel die Kuh hadd, kann'r ach die Kedd holle.
Eich gehn, on wann's Haugawele rähnt.
Cdd werd gemachd, on wann kä Kuh off kä Baam kemmd.
Die kleene Kenner senn de arme Leid ihr Zuckerbackes.
Es huckd do wie e Kaß offem Schleifstän.
Dem do schleppt die Katz de Mage ac< nemmeh fort.
Edd Licht verbrennt, onn die Ald sterbd doh nedd.
Laf', awer so schnell wie e Geiß träd.
Dr Appel fällt nedd weit vom Bierebaam.
Schlecht gefahr" es besser wie gudd gang -- oder
Schlecht gehuckt es besser wie gudd gestann.
Wer nedd will der hadd gehadd.
Am Schwengel leiht's nedd, wann der Pötz kä Wasser hadd.
Wer sich off anner Leid verlißt, der eß verloßd.
Die „Hädd - ich“ onn die „Had - ich“ dadd ware zwei Leid, die „Hädd - ich“
war domm onn die „Hadd - ich“ nedd gescheid.
Selig senn die Langsame, denn se wärre Gottestrendler genannd.
Wamm'r de Deiwel nennd, dann kommd er gerennd.
Demm ähne gefälld die Modder onn demm annere die Dochder.
Der ähn int gäre Käs, onn der anner gehd gäre en die Kerch.
Die Vechel<her wo morjens so frieh peife holld am Daa die Kat.
Medd Gewald hebt mr e Geis erom.
Wann's em Esel se wohl werd, gehd'r off's Eis.
Wamm'r vom Hond scwäht, eß dr Shwanz nedd weid.
Wann's e Hond wär, hädd'r dich shon längsc<hd gebeß. (Wer na<h etwas
Naheliegendem sucht.)
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