Full text: 12.1934 (0012)

nur noch offene Lager gestattet, mit denen wir nichts anfangen können, da 
hier nur junge Leute aus der Umgegend in Betracht kommen. Grund der 
Ablehnung war eine Reichsgründungsfeier, die wir am 18. Januar in unserem 
Neunkirhner Lager abhielten, 
Wir haben die Erfahrung hier wie in der ersten Kleingartensiedlung in 
Neunkirhen gemacht, daß nach Ueberwindung der Bedenken der Saarbevöl- 
kerung für diese ihr neue Art der Besitzergreifung von eigenem Grund und 
Boden durc genossenschaftlihe Zusammenfassung und die Intensivierung der 
Wirtschaft nun nach sichtbarem Erfolg der „Mutigen“, der Pioniere des Unter- 
nehmens, ein allgemeiner Zustrom einset und wir trachten müssen, Siedlungs- 
gelände für weitere Stellen zu beschaffen. Unser Jllinger Unternehmen sollte 
auch nur ein Anfang für Saarsiedlungen bedeuten, denn wir halten, wie oben 
erwähnt, diese Art der sozialen Betätigung an der Bevölkerung für das 
allerwichtigste, gerade hier in unserem Grenzland. Nur die besten Elemente 
werden sich bereitfinden, dieses Maß an Verantwortung und Arbeitsleistung 
aufzubringen, nur die besten können wir hier als die treuesten Grenzwächter 
brauchen. Diese helfen uns, die ganze Bevölkerung zusammenzuhalten, denn 
seßhaft ist der Saarländer und heimatliebend bis in die tiefste Wurzel seines 
Wesens, hat er sich do seit Jahrhunderten gegen westliche Einflüsse und Be- 
strebungen wehren müssen. Solche Abwehr stählt und macht vaterländisch und 
treu. Bon so vielen Seiten wird uns vorgehalten, daß im Osten Siedlungen 
dringend notwendig, im Westen aber eine unbekannte und weniger zu unter- 
stüßende Sache seien. Man glaubt immer noh zu sehr, daß das Saargebiet 
sich fast allein aus Berg- und Jndustrie-Arbeitern usammenscht und “t er- 
staunt, wenn man hierher kommt und den landwirts<aftlichen Charakter, die 
Schönheit der Wälder und die bei aller Dichtheit der Bouölkerung in Städten 
und Ortschaften ausgedehnten Felder und Wiesen schaut. Es gibt auch noch 
(etwa 1350 Hektar) Oedland, zum Roden und Bebauen, 36 000 Hektar Wald, 
der allerdings nur in beschränktem Maße zum Opfer fallen darf für Landwirte 
und Gärtner. Jm großen und ganzen müssen die Waldungen erhalten bleiben, 
sind sie doch die Lunge für die Schwerarbeiter unter und über der Erde und 
für ihre Familen. In den vielen Seen des Landes könnte die Fischzucht noch 
mehr verbreitet werden. Hühnerfarmen und Gärtnereien unter Glas brauchen 
geringes Gelände, und es gibt deren noc< wenige an der Saar. Die oben 
erwähnten Gärtnereien in Neunkirhen und Merchweiler, gehören zu den 
wenigen dieser Art. Gurken, Tomaten, Salat und anderes Frühgemüse aus 
den Glashäusern finden reißenden Absatz und werden gut bezahlt. Hier fehlt 
es noh an der nötigen Unterweisung und Einsicht der Bevölkerung, die aber 
ebenso im Wachsen begriffen ist, wie die der Siedler auf größeren und kleineren 
Betrieben. Auch hier wird der Saarländer, der noch von Zollhäushen und dem 
Franken von seinem Mutterlande eine 
gewisse Abtrennung erleidet, von der 
Zeitströmung erfaßt werden, wie er 
bereits von der großen Bewegung in 
unserem Vaterlande durchdrungen ist. 
Wir hoffen, unsere Nebergeugung, daß 
gerade hier in unserem Grenzland diese 
Siedlungen eine ebenso große Notwen- 
digkeit sind, wie im Osten unseres 
Baterlandes, wird bei mieren Behör- 
den im Reich auf fruchtbaren Boden 
fallen und sie wird uns in unserem 
Werk weiter unterstüßen. 
Im Saargebiet, besonders in den Krei- 
sen Ottweiler, St. Wendel, Saarlouis 
und Merzig, wo keine Grubensenkungen 
zu befürchten sind, ist noh viel Land 
Neuzeitliches Bauernhaus 
aus der Candsiedlung-Saar in Illingen 
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