Full text: 12.1934 (0012)

zu einem ertragreichen Gemüse-, Obst- und Blumengarten gestaltet worden ist. 
Diese 106 Gärten sind wahre Schmuckstücke und liefern einer 5--6köpfigen 
Familie wohl durchweg den Jahresbedarf an Gemüse. Die Häuser sind in 
acht Reihen zu je sieben oder sechs Doppelhäusern gebaut. Ein Teil von ihnen 
besteht aus jechs Zimmern, drei im Erd- und drei im Dachgeschoß und einem 
geräumigen Keller mit Waschküche und Heizraum. Diese bieten den Besitzern 
Gelegenheit, das Obergeschoß oder einzelne Zimmer zu vermieten. Es kommen 
meistens Eltern oder deren verheiratete Kinder in Betracht, so daß der 
Familiencharakter gewahrt bleibt. Balkon ermöglichen den Bewohnern des 
Dachgeschosses einen Aufenthalt in freier Luft, für sich abgeschlossen. Die 
kleineren Häuser haben nur vier Zimmer, zwei im Erd- und zwei im Dach- 
gesc<oß. In unserer Siedlung sind alle Schichten der Bevölkerung vertreten: 
Beamte, Lehrer und Lehrerinnen, Industrie- und Bergarbeiter, Meister und 
Steiger, Apotheker, Angestellte der Post oder Eisenbahn. Wer es sich leisten 
kann, bewohnt das Haus mit Frau und Kindern allein, wer vermieten will, 
behält aber soviele Räume, daß Eltern, Knaben und Mädchen getrennt schlafen 
können. Eine kleine, aber ausreichende Kochnische mit einem Fenster ist durch 
eine Schiebetür vom Wohnraum abgetrennt; dieser dient als Wohnzimmer, wo- 
durc) die sogenannte „Gute Stube“, die bei uns im Saarland nod) jeder für 
unentbehrlich hält, überflüssig wird. Jedes Familienmitglied hat sein eigenes 
Bett; zur Durchführung dieser Vorbedingungen sett die persönliche Betreuung 
ein, die das Vertrauen der Bevölkerung zur Voraussetzung hat, eine Wohn- 
kultur im weitesten Sinne. Gelände in der Nähe kann dazugepachtet werden 
und ermöglicht einen Nebenerwerb mit zusätzlicher Nahrung für die durch 
Feierschichten oder Abbau in der Existenz Bedrohten. 
93 weitere Häuser für die von der furchtbaren ExXplv- 
sion Betroffenstensind dortobeninder herrlichen Gegend 
im Entstehen und sollen im Herbst bezugsfertig sein; die 
kinderreichsten Familien werden bevorzugt und erhalten die größten Häuser 
zu den gleichen Bedingungen wie die kinderärmeren Bewohner des kleineren 
Typs. Das Hilfswerk, das die Spenden verwaltet und das Kapital betreut, 
aus dem die Renten an Hinterbliebene und Schwerbeschädigte sichergestellt 
werden, gibt die Bausummen zinslos zu 4 Prozent Amortisation. Die preu- 
ßische Forstverwaltung als Besitzerin des Geländes überläßt dieses Kostenlos 
als Gabe für dieses Hilfswerk. 
Der zweite Versuch ist die Errichtung von zwei Erwerbsgärtnereien auf 
4--5 Morgen Gelände mit Frühgemüse und Gurkentreibhäusern von ca. 
450 Quadratmeter Größe. Die eine ist auf einem dem Vaterländischen Frauen- 
verein vom Roten Kreuz gehöri- 
gen Gelände am Brückweiherhof 
bei Neunkirchen, auf dem sich ein 
Erholungsheim für Frauen und 
Kinder und ein Heim für allein- 
stehende Frauen befindet. Die 
Kinder, die zur Erholung dort 
weilen, lernen den Betrieb kennen 
und die Produkte als notwendi- 
gen Bestandteil jeder Mahlzeit 
s<häßzen. Sie legen selbst kleine 
Gärten an, die sie betreuen. Die 
Erwachsenen werden im Garten- 
bau und der richtigen Zubereitung 
der Gemüse im Heim unter- 
wiesen. 
Eine weite Gärtnerei ist bei 
Merchweiler, in dem Vereins- 
am Steinwald 
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