Damezigarette kaaft un feiner Nußlikör, un dann han ich der neigierig Butz-
fraa geſaht, es käm mei Vetter aus Molſcht zum Kaffee, un han fe furtgeſchickt.
Un dann han ich gewaart. JH han Herzkloppe gehatt. Jh hatt mei Uhr uff de
Diſch gelegt un bin immer hin un hergelaaf, bald ans Finſchter, bald an die
Diehr, un han gelauſchtert, ob ſie noch nit bald kummt. Uff emohl ſchlahts vier.
Bums, geht im ſelwige Augeblick die Hausdiehr, un ich heer Schritte uff der
Trepp, un kurz druff hat's zaghaft geklingelt. Ich, nix wie an die Diehr un
ſie uffgeriß.
Da ſteht e kleener Herr ime gehle Jwerzieher un uff dem Kopp hat er e
ſchwarzer ſteifer Hutt, was ſie e „Erbs“ nenne. Zu wem wolle Sie? han ich
gefroht.
„Sie wollte mich doh ſpreche,“ ſaht der Zwerg. Un er nimmt ſeine Hutt
ab. Mein Name is Müller.
Na und? froh ic< kurz.
Der Kleen blinzelt mich mit zwei ſchlaue Schlizaue ahn. Mir Korreſpon-
diere doc< zuſamm, nit? Mir kenne uns von ider Redout im „Johannishof“?
Ih bin die kleine Deiwelin, wiſſe Sie, von damals = = -
Ih ſtand da wie e Bildſäul. Wann mich eener geſto<h hätt, ich hätt nit
geblut.
„I< gehe nämlich immer als Dam auf Maskenbäll. Als Herr, wiſſe Sie,
hat mr, wenn mr ſo kleen is, wenig Pläſier, awer als Dam han ich mich immer
gutt amüſiert. Awer jetzt is Faſtnacht vorbei, un da legt man die Masken-
koſtüme wieder in de Kaſchte. Un deshalb bin ich zu Jhnen komm, denn ſchrift-
lich, wiſſe Sie, ich hab nämlich das Gefiehl, daß Sie die Sach zu Herze nehme
und deshalb bin ich herkomm . . .“
Da han ich die Diehr uffgeriß . . . „Nix wie enaus!“ han ich gebrillt. Der
Kleen ſetzt ſei Erbs ſchief uff de Kopp . . . „Siehn Sie, wie wietig Sie aus-
ſiehn. Jetzt kriehn Sie die Rage, weil ich herkumm bin, um Sie uffzukläre . . .
Sie ſind kei Karnevaliſcht, mei liewer Herr, Sie verſchtehn kei Spaß. Sie ſollte
liewer die Finger davon laſſe . . . Sie ſiehn grad aus, als ob Sie mich ohrfeige
wollte. Un für was? Mir zwei han ſo e nette Awend verlebt, ich han Jhnen
ſo ſc<eene Briefe geſchrieb, un mir han doch viel Spaß mitenanner gehatt. Js
nit wohr? Un jetzt wollt ih mich Ihnen nur vorſtelle, ohne Larv, wie Sie
gewollt han . . . Awer, da ich ſo keine Gefalle vor Jhre 'Aue zu finde ſcheine,
empfehl ich mich . . “
Un damit war der Kleene raſch zur Diehr hinaus. Und das war ſei Glick,“
ſchloß der Shor. „Seitdem han ich genunk vun Redoute . . .“
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Das alte Rathaus ".
Blätter der Erinnerung von C. Schumann.
Nein, das Rathaus am heutigen Schloßplaß, das mein ich nicht! Das,
welches ich meine, erweckt einen viel beſcheideneren Eindruck, wie jenes und
war doh auch einmal -- lang iſt's her! -- ein gar ſtattlich Bauwerk in der
umwallten Stadt mit ihren mächtigen Mauern und Tortürmen. Und der Zweck,
*) Siehe auch Bild Seite 7.
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