Röckchen, die Rokokodamen, die aus hiſtoriſchen Gründen genötigt waren, vier-
eckige Ausſchnitte und Halbärmel zu tragen, die ſpaniſchen Ritter in ihren
engen, ſeidenen Buxzen, hatten mächtig gefroren, an den Stammtiſchen erzählte
man ſich in den Abendſtunden ſeine Faſtnachtserlebniſſe.
Die alten Saarbrücker, die ſich zum Dämmerſchoppen hier einfanden, be-
ſuchten zwar keine Redouten mehr, die Zeiten lagen hinter ihnen, aber einer
behauptete ſteif und feſt, den dicken Schor<h, ein „ausgemachter Junggeſell“,
der niemals zu bewegen war, einen Ball zu beſuchen, der den Damen Feind-
ſchaft geſ<woren hatte für immer, dieſes Jahr im „Johannishof“ auf dem Faſt-
nachtsball „Mir bleiwe die Alte“ geſehen zu haben, wie er das Tanzbein ſchwang
und eine rote Teufelin unermüdlich drehte . . . Aber wenn man an dieſes
Erlebnis rührte, wurde der Schorch fuchsteufelswild, 3o0g ſich grollend in ſeine
Ee zurück, verſchanzte ſich hinter der „Saarbrücker Zeitung“ mit ihrem
Roman „Die Meiſterſpionin“ und begann über die Weibsleute herzuziehen,
über die er ſein Lebtag nicht viel Gutes geſagt. Sein Zorn war allen ver-
dächtig.
Eines Samstagsabends, beim Skateſſen, hatten ſie eine Wette gemacht,
daß ſie ihn doch zu dieſer Geſchichte bewegen würden. Es gab „Haſepfeffer un
Krumbierklees“, Schorc<hs Leibgericht. Das beliebte „Neufang Pils, jeder will's“,
war ſoeben friſch angeſtochen. Einer hatte eine Kiſte köſtlicher Zigarren, friſch
aus Bremen geſchmuggelt, geſtiftet, und es war ſpät geworden. Man hatte von
allem Möglichen geſprochen, von den Steuern, von Morize, der BVölkerbunds-
treuhand, den Saarzollſchikanen und anderen angenehmen Dingen, als es dem
Schorh endlich zu arg wurde und er meinte, man könne lieber mal von etwas
Vergnüglicherem reden.
„Ei, dann verzähl Du emohl, wies Dir gang is, 'dies Johr Faſenacht,“
ſagte ſein Freund, der Karel. „Du brauſcht jo nit alles zu verzähle, mir duhns
aach mit der Hälft. Du kannſcht aa<h ebbes auslaſſe, wann Du Dich ſchenierſcht.“
„I<h mich ſcheniere?“ der Shorh ſchob ſein Bierglas zur Seite, um ſich
eine neue Zigarre anzuſteken. „In meinem ganze Lewe han ich mich noch nit
ſcheniert, und vor Euch erſcht recht nit, das kann mir kenner nachſahn . . .“
„Alſo, 105,“ ſagten die Freunde, die erwartungsvoll um den runden HolzZ-
tiſch hinter ihren Biergläſern ſaßen, die auf mehreren Pappdeckeln ruhten.
Sie trugen die ſinnreiche Inſchrift: „Saufe Bier bis morgens vier, dann biſt
du morgens früh munter wie ein Kikeriki!“ Die Kellnerin ſchob dem Schordh
eben den ſiebenten Schoppen hin.
„Na jo,“ begann der Schord. „Ihr wiſſe, daß ich von kleenuff ebbes geje
die Weibsleit gehatt han. Desweje bin ich jo ledig blieb, un hans heit vielleicht
grad ſo gutt wie Jhr, odder vielleicht noch beſſer. Awer fo han ich mich doch
in meinem Lewe noch nit geſ<hnerrt wie diß Johr =< = Faſenacht . . . Ih
hann jo nit idrahn gedenkt, hinzugehn, iH han ganz zufrieden uff meinem
Kanapee Jehuckt in de Pantoffeln un han die Zeitung geläſt von de giftige
Brüder d9 driwe, wann do der,“ er wies auf den Karel, „nit kumm wär, un
hätt mir die Kapp uff de Kopp geſtribbt, ſo e rotes Ding, wie e Tirk han ich
ausgeſiehn mit meinem Schnurres un dem rote Fez . . . un 2 Orde hat er mir
um de Hals gehonk un hat gefaht, ich ſollt mit'm gehn uff die Redout. Er hätt
ſo Luſcht, widder emohl zu danze. Es wäre ſcheene Mädcher do, un mir kKinnte
uns emohl gutt amiſiere. Geh, ſei kei Spielverderwer, ſaht er, duh Dich ahn
un mach mit. Er war ſchon fein zurechtgemacht als Mausfallekrämer mit Lappe
um die Been, ſcheen hat er ausgeſiehn, un hat ſo lang gedahn und geredd, bis
ich mitgang bin. Schon im Hausgang ſin die Mädcher an ſeine Mausfalle hänge
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