perlt der Shweiß. Jmmer haſtiger wird der Schwung der Senſe, immer heißer
das Geſicht des Mannes. Er muß ſich beeilen, daß er vor Nachtanbruch die
Wieſe gemäht hat.
Weit übergebeugt liegt ſein Leib über dem kurzen Senſenwurf. Die Arm-
muskeln ſpringen, hüpfen. Der Atem bläſt. Die Senſe fährt durch ein Mäuſe-
neſt und ſtiebt dur< einen Maulwurfshaufen, do; der Mäher merkt nichts.
„Der ganze Lappen muß herunter,“ keucht der Franz in zäher Verbiſſenheit
und gönnt ji) kaum Zeit zum Wetßen.
Der Lappen wird kleiner. Die Schatten der Primserlen werden länger, die
Sonne ſinkt hinter den Waldhang, und der Franz ſieht es nicht.
„Schaut, den Franz, wie er mäht, er gönnt ſich kaum Zeit zum Atemholen,“
ſchimpfen die Weiber auf den Wieſen und die Bauern auf den Heuwagen. Der
Franz hört es nicht. Wie die Geſtalt der gebeugten Arbeit liegt er bis in den
ſpäten Abend hinein über ſeiner Senſe und wirft den Wurf nach rechts und
links, vorwärts und rückwärts. Er läßt ſich nicht unterkriegen und haſtet
weiter.
Als das Kind, vom Spielen müde, laut nach dem Vater ſchreit, ſtößt er mit
der Senſe an den Grenzſtein. Er macht unter einem erlöſenden Atemzuge halt,
ſtreicht die Haare aus der Stirn und wirft das Geſchirr über die Schulter.
Wortlos hebt er das Kind aus dem Graben, prüft noch einmal das ab-
gemähte Stück und tappt heim.
Auf dem Steg ſteigt ihm ein jäher Schwindel in den Kopf. „Jch ſtürze ins
Waſſer,“ ſchreit er heifer. Er hört unter ſich das Rauſchen und Gurgeln. Feſt
krampft er die eine Hand um das wackelnde Geländer, preßt mit der anderen
das aufſchreiende Kind an die Bruſt und ſinkt in die Knie.
Eine ganze Weile hört er das gierige Gurgeln des Waſſers, ſieht vor den
Augen tanzende Funken, hat ein furchtbares Rauſchen in den Ohren und eis-
kalten Schweiß auf dem Körper.
„Der Kuckuk weiß, wie er es aushält,“ verwundern ſich die auf den Hof-
bänken ſißenden Bauern, als er eine halbe Stunde ſpäter auf den Zug rennt
=- ein Stück Brot in der Fauſt und in treibender Eile.
„Der Kuckuk weiß, wie er es aushält,“ knurren noch am ſelben Abend
die Kameraden am „Stoß“ und ſchütteln den Kopf. Dann ſtützen ſie für einen
Schnaufer die Hände auf den Pickenſtiel und ſchauen hinüber zu dem ſchrämen-
den Franz, der ſtill und zäh Fäuſtel und Meiſel an das Geſtein klingen läßt, in
unermüdlichem Fleiß.
Sie alle wiſſen nicht, daß der Franz zwei Tröſter in der Bruſt und die Not
im Rücken hat, welche ihn anſpornen und hochhalten im harten Kampfe mit
dem Leben. Die zwei Tröſter ſind ſeine Kinder und der Herrgott. Sie ſtehen
ihm bei, wenn er bei der vielen Arbeit verzweifeln will und laſſen ihn die
Müdigkeit vergeſſen. Die Not aber iſt der karge Höhenboden ſeiner Heimat,
der ſeine Familie nicht ernähren kann. Sie hat ihn gezwungen, auf den Saar-
gruben ein Nebenverdienſt zu ſuchen.
Der Franz iſt einer von den vielen Bergmannsbauern unſerer Heimat, die
ihre Kraft zwiſchen Grube und Acker teilen müſſen. Wenn ſeine Frau am
Leben geblieben wäre, hätte ſie ihm die ?“hwere Feldarbeit abgenommen, ſo
aber muß er aushalten, bis ſeine Buben groß ſind und Geld verdienen können.
Hoffentlich läßt ſie der Herrgott bald in die Kraft kommen. Wir aber wünſchen
den armen, fleißigen Bergmannsbauern einen ſchönen Lebensabend und ein
longes Alter. Sie haben ihre ſpäteren Feierſtunden zehnfach verdient.
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