Full text: 1932 (0010)

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Dezember: Die Regierungskommiſſion ſc<lägt in 
der ſ<webenden Cohnfrage in der Sc<wereiſen- 
induſtrie 5 Prozent' Kürzung der Tariflöhne vor, 
weitere Senkung um 3 Drozent am 1. März 
1931. 
Dezember: Traurige Wirtſ<aftsbilanz im Saar- 
gebiet. Der Bergbau ging wieder ſtark zurück. 
Im Jahre 1913 betrug bereits die JFörderung 
13 317 217 Tonnen; 1930 nur 13307 126 Tonnen. 
Es ſank die Zahl der Bergarbeiter auf 55 000. 
Die Produktion der Sd<werinduſtrie blieb 1930 
um 14 Prozent hinter der vom Jahre 1929. Die 
Arbeitsloſigkeit erreicht die Zahl von 18 000, hin- 
zukommen no< 3--4000 Arbeitsloſe in ländlichen 
Bezirken. 
Innuar 1931. 
Januar: FJFriedric<sthal-BildſtoKm hebt die Woh- 
nungszwangswirtſ<aft auf. -=-- Die Bürger- 
meiſterei Gersweiler zählt jekt 9240 Einwohner. 
-- St. Ingbert hat am Jahresſh<luß 21 710 Be- 
wohner. 
Januar: Eine Kundgebung weſtpfälziſ<er Cand- 
wirte beklagt die Bauernnot der Grenzgebiete 
dur<) die unſelige Grenzziehung, die altzuſam 
mengehörige Wirtſ<aftsgebiete ohne Rückſicht auf 
Land und Bevölkerung zerriſſen hat. Die Zoll- 
grenze ſeze unüberwindlihe Sc<ranken mitten 
zwiſ<en urdeutſc<e Candesteile. 
Januar: S<hwere Erwerbsloſenunruhen in Dölk- 
lingen. Dur< Kommuniſten aufgereizte etwa 
tauſend Erwerbsloſe marſchieren gegen das Rat- 
haus, Polizei und Candjäger ſtellen na< Feſt- 
nahme der Hauptſ<reier die Ordnung wieder her. 
Januar: Der Candesrat rehnet wieder einmal 
mit der Regierungskommiſſion ab. Sie hebt in 
den no<& fehlenden 30 Orten die Wohnungs- 
zwangswirtſchaft nicht auf, um der Cohnpolitik 
der Bergverwaltung und den franzöſiſchen 
Mietern, zum größten Teil franzöſiſche Beamte, 
Entgegenkommen zu zeigen. Blamabel iſt die 
Abfuhr in der Bere<hnung des JFehlbetrags der 
Wohnungen, den die Kolonialregierung mit 12 000 
angibt. Es wird ihr nachgewieſen, daß es ſich 
in Wahrheit nur um 300 handelt. Erſtrebt wird 
vom Landesrat ein Steigen der Altmieten und 
eine Senkung der Ueubaumieten. Angenommen 
wird ein HKAntrag, den Mietumre<hnungsfaktor 
vom 1]. April 1931 bis 1. April 1932 allmählich 
jo zu erhöhen, daß damit das Ziel erreicht iſt, 
das einen Ausgleich anſtrebt. 
Januar: Flugverkehr des Saargebiets 1930: 
Saarbrücken an 546, ab 634 Fluggäſte. Fracht 
in Tonnen: Saarbrücken an 22 510 Tonnen, ab 
1234 Tonnen. Poſt in Kilogramm: Saarbrücken 
an 4160 485, ab 89 791 Kilogramm. 
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Januar: Graf de Fels, der die Derlegung des 
Sizes des Dölkerbundes von Genf na< Saar- 
brücken propagiert, hält in Paris hierüber einen 
Dortrag. Seine CTöſung der Saarfrage biete für 
Frankreich viele Dorteile, es behalte die Gruben 
und der franzöſiſ<e Handel werde neue Abſaß- 
möglichkeiten gewinnen. Der Graf glaubt, daß 
1935 etwa 150 000 Saarländer für einen Anſchluß 
an Frankreich zu gewinnen ſeien. Ad, die Saar, 
den fetten Happen ſollt ihr nie und nimmer 
ſ<nappen, denn gemeinhin, wie's auch kränkt, 
kommt es anders, als man denkt. 
Don allen Seiten meldet man das Anſ<wellen 
der Zahl der Arbeitsloſen. =- Die Bürgermeiſteret 
Sulzba< zählt Ende Dezember 23 313 Seelen. 
2. Januar: Eine zeitweiſe wegen Umſtellung in der 
Fabrikation beabſichtigte Stillegung der Stein- 
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gutfabrik von Dilleroy u. Bo< in Wallerfangen 
läßt 700 Arbeiter ohne Erwerb. Die Fabrik 
exiſtiert ſeit 1789. 
Januar: Mitte Ianuar zählt der Regierungs- 
bezirk Trier 13 000 Erwerbsloſe. -- Bürger- 
meiſterei Sh<walba< meldet 14 876 Einwohner. 
Januar: Dom ſaarländiſ<en JFernſprehweſen. 
Die für das ganze Saargebiet bereits vor- 
bereiteten Selbſtanſ<lußämter ſind mit Exr- 
öffnung des Sulzba<er Amtes eingeführt wor- 
den. Mitangeſ<loſſen ſind hier Dudweiler, 
Friedri<sthal und Quierſchied. 
Januar: Der Ueubau der Saarbrücker Kreis- 
ſparkaſſe wird dem Derkehr übergeben. 
Januar: Die ſtete Derſchle<hterung der Wirt- 
ſ<aftslage läßt den Shußverein für Handel und 
Gewerbe im Saargebiet ſämtlihe Gehalts- und 
Cohntarife zum 31. Ianuar kündigen. Haupt- 
ſächlich. betroffen ſind die kaufmänniſchen An- 
geſtellten, Transportarbeiter, Schneiderinnen 
und Pußzmacherinnen. 
Januar: Die Regierungskommiſſion hat mit 
ſofortiger Wirkung das Tragen von Partei- 
uniformen verboten. „Danke ſ<ön!“ Hier 
haben auc< nicht Deutſche gegen Deutſche zu 
kämpfen, ſondern alle vereint gegen die Fremd- 
herrſ<aft bis zu unſerer Befreiung. -- Dom 
21. Januar ab auf drei Monate wird die 
„Saardeutſ<e wDolksſtimme“ verboten. Die 
Unterdrückung einer Preſſe ſollte eigentlich mit 
der unſeligen Aera Rault endgültig erledigt ſein. 
Januar: Auf der Iugendrevierkonferenz der 
<hriſtlihen Bergarbeiter (103 Ortsgruppen mit 
35 00 Mitgliedern) wird erwähnt, daß die Zahl 
der Erwerbsloſen im Saargebiet betrug De- 
zember 1929 8010, 1930 im Dezember 13 708 und 
1931 Mitte Januar 17 000. Der Abbau der Be- 
legſ<aft im Bergbau vom Ianuar--Uovember 
1930 betrug 5,6 Prozent. 
Januar: Eine von Kommuniſten geplante De- 
monſtration von Erwerbsloſen führte 2500 bis 
3000 Arbeitsloſe na< Saarbrücken, zum größten 
Teile junge Ceute. Die Polizei mußte ſc<arf 
vorgehen, ſie ließ es nicht zu Unruhen kommen. 
Januar: Das Oberbergamt erklärt nah Unter- 
ſuchung der Maybacher Kataſtrophe vom 25. Ok- 
tober: „Die im Aufhauen vorhandene Sc<lag- 
wetterſammlung iſt wahrſcheinlich beim Derſu 
der Wiederanzündung einer Lampe infolge 
Durdhblaſens vor der ſaugenden Lutte zur Ent- 
zündung gekommen.“ 
Januar: Ua<h einer Mitteilung des Prüſi- 
denten der Handelskammer Dr. Hh. c. Cuitwin 
von Bo< zählt das Saargebiet Ende Januar 
18 400 Arbeitsloſe, das ſind rund 10 Prozent 
der geſamten Arbeiter- und Angeſtelltenſ<aft. 
Februar 1931. 
Februar: Die Organiſationen der Bergarbeiter 
erhielten die Kündigung des LCohntarifs der 
Saarbergarbeiter dur; die Generaldirektion 
der Gruben. = Der Kreis Saarlouis meldet 
5000 Perſonen ohne Arbeit, deren Unterſtüßung 
beträgt monatlich 2 400 000 Fr. 
Februar: Dillingen fordert die Regulierung der 
Prims von der Grenze des Kreiſes Saarlouis 
bis zur Einmündung in die Saar. Die Prims 
verurſac<t alljährlih großen S<haden dur< Hod- 
waſſer. 
Februar: St. Wendel rüſtet bereits zur 600- 
Jahrfeier der Stadt. Die FJFeſtveranſtaltungen 
werden vom 26. Juni bis zum 10. Juli 1932 
abaehalten. 
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