Full text: 1932 (0010)

befindet ſi< dieſen gegenüber in bedrängter 
Cage dur< eine nunmehr ſc<ärfer auftretende 
Konkurrenz. Unſere Abhängigkeit von franzöſi- 
ſ<en Bezugsquellen, deren Preiſe die alte Höhe 
halten, ma<t die Situation verhängnisvoll. Da- 
zu kommt, daß die franzöſiſche Zollpolitik uns 
von der Preisjenkung wichtiger Cebensmittel, 
3. B. Fleiſch, Kartoffeln, Mehl uſw., dur< hohe 
Zolltarife abriegelt. Alles natürlich zugunſten 
Frankreichs. Die Regierungskommiſſion ſc<weigt 
ſi< ſogar völlig aus über die dringende For- 
derung nah einer Ausnahmeleiſtung für die 
Einfuhr von Kartoffeln. Au< hat ſie nichts 
getan in der Anpaſſung der Kohlenpräſe an 
die Preiſe der Konkurrenzinduſtrien. Beweg- 
arund: Rückſiht auf die Franzoſen gegen ſaar- 
ländiſ<e Konkurrenz. 
Eine Moſ<hee der farbigen 
dem Exerzierplaß, erbaut von 
truppen 
Beſäßungstruppen auf 
franzöſiſchen Kolonial- 
23. Uovember: Wiederum Ueberſ<hwemmung. Am 
Abend des 22. Uovember Pegelſtand 6,14 Meter. 
Don überall her aus dem Saargebiet betrübende 
Meldungen, namentlich die Bliesgegenden haben 
ſ<wer gelitten. In Saarbrücken Flughafen unter 
Waſſer. Sturm verurſa<t in den Wäldern ſtarke 
Derheerungen. 
Uovember: Die Retter von Maybach werden 
dur< die Regierungskommiſſion geehrt. 49 Ret- 
tungsmannſ<aften erhalten vom Präſidenten 
Wilton eine Uhr mit Inſ<rift und ein Diplom 
der Anerkennung. : 
Uovember: Der phantaſtiſche Plan des franzöſi- 
ſjh<en Grafen de Jels, den Dölkerbundsſig von 
Genf na< Saarbrücken zu legen, eine lächerliche 
Idee, wird in der Schweiz mit Empörung auf- 
genommen. Die Blätter ſagen richtig, es handle 
ſich hier niht um Frieden, ſondern um ein 
franzöſiſches Kohlengeſ<häft. 
Uovember: Der Arbeitgeberverband der „Saar“ 
für die Hütten-, Tafelglas- und Keraminduſtrie 
kündigt die Cohnverträge mit den Tarifgewerk- 
ſj<haften zum 31. Dezember 1930. Die geſamten 
Werke beſchäftigen etwa 33 000 Mann. 
Fä 
Dezember 1930. 
Dezember: In einer geſtrigen Wietallarbeiter- 
verſammlung wird über die Wirtſc<haftskriſe 
ausgeführt, daß die dur< Arbeitsloſigkeit ver- 
lorene Kaufkraft Deutſchlands 10 Milliarden für 
das Jahr- betrage. Im Saargebiet ſei die Ent- 
wicklung im letzten Jahre troſtlos ſowohl in der 
Hütteninduſtrie wie in der weiterverarbeitenden 
Eiſeninduſtrie und den Glashütten. Im Bergbau 
kämen ſeit März 15 Jeierſ<hihten. 
Dezember: Der elſaß-lothringiſhe Bauerntag be- 
ſ<ließt zur Saarfrage, daß hier die Intereſſen 
der elſaß-lothringiſ<en Candwirtſ<haft gewahrt 
werden müßten, damit die „Saar“ ihr als das 
natürliche Abſatßgebiet unter allen Umſtänden 
erhalten bleibe und die Candwirtſ<aft nicht dem 
Beſtreben der franzöſiſ<hen Induſtrie zu opfern 
ſei. 
Dezember: Sulzba<4 beſchließt, am 1. April 1931 
die Wohnungszwangswirtſc<aft aufzuheben, da 
bisher überall mit dieſem Dorgehen qute Er- 
folge erzielt worden ſeien. 
Dezember: Au< ein Rekord. Die Heutigen 
Uummern der Preſſe veröffeſitlihen nicht weniger 
wie 13 Zwangsverſteigerungen und Konkurſe. =- 
Die Regierungskommiſſion beſchließt, na< Ab- 
zug des Bahnſ<ußes hundert LCandjäger für 
dieſen Zweck zu verwenden und ein Wachtkorps 
von 1000 Mann aufzuſtellen, von denen 100 mit 
der Wahrnehmung ted<hniſ<her Arbeiten betraut 
werden ſollen. Es handelt ſiH bei dem Wadt- 
korps um den Bereitſ<haftsdienit deutſ<er Ar- 
beiter. 
Dezember: Reiterbotſ<aft Saarbrükens an 
Oſtpreußen. Ein Teil der Reichsreiterſtafette 
nimmt ihren Beginn vom hieſigen Rathausplaß 
und ſol am 12. Dezember LOy<> bzw. Tilſit er- 
reichen. Der Oberbürgermeiſter Dr. Ueikes über- 
mittelt in einem Dokument. den tapferen Oſt- 
preußen den Gruß Saarbrückens. 
Dezember: In AKlsfaſſen bei St. Wendel wird 
eine von dem Stuttgarter Ard<hitekten Herkomer 
erbaute kath. Kir<e geweiht. Das Werk gilt als 
die modernſte Kir<e des Saargebiets. 
Dezember: LUa<h Preſſemeldungen zählt Ueun- 
kir<en jekt 41 188 Einwohner. -- Deutſchland 
hat jezt 3 762 000 Arbeitsloſe, von denen 2 354 000 
unterſtüßt werden. 
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3 
Dezember: Der ſog. Bahnſ<huß, Franzoſen und 
Belgier, ziehen ab. Uunmehr iſt kein fremder 
Soldat mehr auf deutſchem Boden. Das Spiel 
um das Rheinland iſt mit dem heutigen Tag nach 
dem Abzug der Ua<hhut aus dem Saargebiet end- 
gültig verloren. Es bedeutet dieſe Stunde den 
Zuſammenbruch einer wilden Spekulation, die 
dem ſo prahleriſ< verkündeten Selbſtbeſtim- 
mungsreht des Dolkes ins Geſiht ſ<lug. Ein 
Frankreich beſudelndes Kapitel, ſein heißes Be- 
mühen um deutſ<es Cand, hat endlic< ſein Ende 
gefunden. Das Sc<mettern der Clairons, der 
dumpfe Trommelwirbel konnte die blamable 
Uiederlage dur< den tapferen deutſchen Sinn 
nicht verde>en. Sie trieben doH nur Spott und 
Hohn, ſie können uns, ſie können uns, nun- 
wohl, ihr wißt ja ſchon! 
Dezember: Zum Abzug des „Bahnſ<ußes“ aus 
dem Saargebiet bringen die franzöſiſchen natio- 
naliſtiſ<Gen Blätter Meldungen betrüblichen 
Sinnes, ſo ſ<reibt das „E<ho de Paris“: „Wehr 
als ein Franzoſe hat heute in Saarbrücken 
Herzbeklemmungen.“ Die links ſtehende Preſſe 
hofft nunmehr auf neue, günſtig ausgehende Der- 
handlungen über das Saarproblem. Frankreid 
habe wieder ſeinen guten Willen bezeugt, jett 
müſſe Deutſchland dasſelbe tun. Es ſei ſeine 
Sac<he, Angebote in der Saarfrage zu maden, 
die eine Zuſammenarbeit beider Cänder an der 
Saar nah 19335 regelten. 
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