ländiſ<Gen IFrauenverein vom Roten Kreuz“
gebührt reiche Anerkennung für das ſchöne Werk
der Liebe.
Oktober: Grubenunglük auf S<ha<t Anna 11
bei Alsdorf fordert 262 Tote. Die Bevölkerung
des Saargebiets iſt tief ergriffen, Candesrat,
Städte und Gemeinden geben dem Mitgefühl her3-
lihen Ausdru> und ſpenden für die Hinter-
bliebenen der Opfer. Tätige Liebe iſt im ganzen
Saarvolk das Gebot der Stunde. Sammlungen
dur< die Preſſe, Dereine uſw. erzielen guten
Erfolg.
Oktober: Der Hauptausſ<uß der Stadt Saar-
brüken beſchließt, das von der Handelsſ<ule
benußte Gebäude am Candwehrplaß als Jugend-
herberge herzurichten.
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Oktober: Eine S<red>kenskunde verbreitete ſich
heute nachmittag. Sdlagwetterexploſion auf der
Grube Maybach bei Quierſ<ied, das ſc<werſte
Unglück ſeit Reden. Wir klagen um 98 Tote.
Don den Toten wurden alle bis auf vier identi-
fiziert. Teilnahme im ganzen deutſchen Dolk
und Ausland. Saarland in Shmerz und Trauer.
Grube Maybach wurde bereits am 15. Sep-
tember 1890 von einer Sdlagwetterexploſion
heimgeſuMt, dur< die 25 Beraleute getötet
wurden.
Ueber die jetzige Kataſtrophe ſiehe Seite 84.
25, Oktober: Die Freiwillige Feuerwehr von Saar-
louis 2 begeht das Zeſt ihres hundertjährigen
Beſtehens.
Uovember 1930.
Uovember: Die Sdulabteilung der Regierungs-
kommiſſion wird angegriffen und getadelt, weil
ſie die ihr obliegenden Prüfungen ungebührlich
hinausſchiebt und das Ausſtellen der Zeugniſſe
vernachläſſigt. „Wenn Eltern ſich erkundigen
wollen, iſt der zuſtändige Herr nicht zu ſprechen.
Daher der öffentlihe Appell, hier einmal nac<
dem Red<hten zu ſehen.“ =“ Saarbrücken ent-
ſ<ließt ſi; zur Gründung einer Dollhandels-
ſ<ule Oſtern 1931, um begabten Dolksſchülern
die Möglichkeit einer Weiterbildung zu . geben.
Die Anſtalt iſt eine Fachſchule mit zweijährigem
Cehrgang.
Uovember: Für den Uovember unterſagt Ueun-
kirhen zum Zeichen der Trauer für Maybach
alle öffentlichen Tanzluſtbarkeiten. =- Der Genfer
DierteljahrsberiHt der Regierungskommiſſion
(1. Iuli--30. Sept. 1930) betont die ſaarländi-
ſchen Kriſenerſheinungoen. Im September 1928
betrug die Zahl der Arbeitsloſen 3000, im Sep-
tember 1930 ſtieg die Zahl auf 7185. -- Gruben-
ſchäden gefährden den Sulzba<er Friedhof.
Uovember: In einer Gedädtnisfeier für die
Opfer von Mayba< gedenkt der Landesrats-
abgeordnete Kiefer der Gefahren für Leib und
Ceben der Knappen im deutſchen Bergbau. In
ihm -=- ohne Saargebiet -- erlitten von 1925
bis 1929 den Tod -7272 Bergleute hauptſächlich
dur< Einzelunfall. Im Iahresdur<ſ<hnitt 1454,
alſo fünf je Arbeitstag. Im Saarbergbau kamen
von 1920--1929 dur< Einzelunfälle ums Leben
627 Knappen. -- Ein Dollarbeiter im
Saarbergbau verdiene heute bei ſeiner ſtets ge-
fahrdrohenden Arbeit nur 35-47 Ir., kein aus-
reichendes Entgelt für ſeine Leiſtung. 4
Uovember: In Jenne entſtand dur< franzöſiſchen
Grubenbau plötzlich eine Bodenſenkung bis zu
einer Tiefe von 10 Metern.
12. Uovember: Drei ſaarländiſ<e Landjäger ver-
hafteten bei Habkir<en den von Cothringen auf
einer Spritztour herübergekommenen Derbredher
Willi Bekker, einen wegen franzöſiſ<er Induſtrie-
ſpionage ſchon lange verfolgten deutſchen Staats,..
angehörigen. Sie ſc<oben ihn über die deutſche
Grenze ab. Heute harrt er vor dem Reidhs-
gericht in Ceipzig ſeiner Strafe wegen Candes-
verrat. Auf Befehl der Regierungskommiſſion
gelangte die Sache zur Unterſuchung, da durch
das Dorgehen der Beamten die ſaarländiſche
Derwaltungshoheit verletzt erſ<eine. Eine Reibe
von Uebenumſtänden ließ das Geri<t zu der
Ueberzeugung kommen, daß der LCandesverräter
Beer den Beamten ins Garn gegangen ſei.
Sie wurden daher wegen Dergehen gegen 8 341
St.G.B. FJTreiheitsSberaubung zu zwei Monaten
Gefängnis verurteilt, erhielten aber Strafauf-
ſ<ub, da ſie wohl die Ueberzeugung gehabt
hätten, eine ſittlich gute Tat vollbra<t zu
haben. -- Das Dorgehen der Regierungskommiſ-
ſion erregte die Bevölkerung, da die Regierung
in einer Reihe ähnlich gelagerter Fälle nichts
unternommen hat, weil es ſic um Uebergriffe
franzöſiſ<er Stellen handelte. Zu verzeichnen
ſind hier Derfolgungen und Derhaftungen von
Saarländern dur< lothringiſ<e Gendarmen auf
ſaardeutſ<hem Boden. Pſychologiſch iſt es wohl zu
verſtehen, daß ſaarländiſc<e Beamte vaterländi-
jHhen Intereſſen nict gleichgültig gegenüber-
ſtehen, daß deutſcher Dolkswille in ihnen le-
bendig iſt. Das iſt eben die Ungeheuerlichkeit des
Traktats von Derſailles, daß er bisweilen die
Beamtenſ<aſt unſeres Gebietes in einen grau-
jamen Gewiſſenskonflikt zwingt, daß ſie bei der
Ausübung ihrer „ſaarländiſchen“ Pfli<ht gar zu
oft die Stimme des mit uns geborenen Rechts
zum Sdcweigen bringen muß.
Vach Einlegung der Berufung gelangt die
Sache nohmals zur Derhandlung vor dem Ober-
gericht in Saarlouis am 22, Januar 1931.
Uovember: Tod des Fabrikanten Wahlſter. Sein
Uame wird in der Geſhi<te des Turnweſens
der Stadt ehrenvoll weiterleben: Der im 70.
Cebensjahr Derſtorbene war auch auf vielen Ge-
bieten des kommunalen Cebens wie ſelten ein
Bürger in ſelbſtloſer Arbeit tätig. =- Das wirt-
ſchaftliche Elend ſteigt; an vielen Orten Demon-
ſtrationen der Erwerbsloſen. Mitte Uovember
1929 betrug die Zahl der beſchäftigten Arbeiter
168 056, Mitte Uovember 1930 iſt ſie um 13 398
geſunken. Die Sc<lüſſelinduſtrien des Saargebiets,
Bergbau, Sdwerinduſtrie, Glas- und Keram-
induſtrie ſind, von der Kriſe längſt voll erfaßt.
Die Sc<werinduſtrie mußte ihre Erzeugung ein-
ſ<ränken, die Folge Abbau der Belegſchaft und
Feierſhichten. Die. Gewerkſchaften geben den
Abbau auf 7000 Mann an, die Jeierſchichten auf
250 000. Die Einſchränkung 1930 im Bergbau
macht 3313 Knappen brotlos.
Uovember: Weihe der evangel. Kir<e in Fiſch-
bac< durch Generalſuperintendent D. Stoltenhoff-
Koblenz. -- Friedric<sthal hebt die Wohnungs-
zwangswirtſ<aft auf. =- Grundſteinlegung des
neuen Gemeindehauſes in Malſtatt.
Uovember: Der Landrat des Kreiſes Saarlouis
erläßt eine Derfügung, die in Rückſicht auf die
kataſtrophalen Unglücksfälle und die allgemeine
Uotlage eine Einſchränkung öffentlicher Luſtbar-
keiten fordert.
Uovember: Die Wirtſc<haftslage der „Saar“ ge-
ſtaltet ich ſtets ſ<wieriger dur< die Preis-
abbaubeſtrebungen des Reiches. Unſere Induſtrie
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