Seittafel zur Geſchichte des Saargebietes
vom 1. Auguſt 1930 bis 30. Juli 1931")
Auguſt 1930.
Auguſt: Staatsſekretär v. Simſon, Führer der
deutſ<en Delegation bei den Pariſer Saarver-
handlungen, erklärt in der „Köln. 3tg.“, daß
die Forderung der Franzoſen, am Saargruben-
beſit beteiligt zu ſein, die Derhandlungen ſ<ei-
tern ließ. In allen übrigen Fragen wäre es
wohl zu einer Einigung gekommen. Die Befriedi-
gung gewiſſer materieller Intereſſen könne nicht
maßgebend ſein, ſondern allein die geredte
Löſung einer politiſGen Reſtfrage aus dem
Kriege. -- Ua< dem Geſchäftsberi<t des Gaſt-
wirteverbandes des Saargebiets iſt die Zahl der
Gaſtwirtſhaften im Saargebiet im lezten Jahre
von 3011 auf 3063 geſtiegen.
Auguſt: Die Preſſe meldet von der Tagung der
Saarländiſchen Cehrerkammer am 26. Juli: Sie
ſe:5t ſi energiſ; zur Wehr gegen die neu
einſeßenden Druckmaßnahmen der Grubenverwal-
tung für die franzöſiſ<en Domanialſ<ulen. Die
Cehrer verwahren ſich gegen alle Derſuche, ihr
Re<t auf Bekämpfung dieſer Sdulen zu be-
ſ<neiden. Sie fordern von jedem, in fortgeſekter
Kleinarbeit dafür einzutreten, daß jedes deutſche
Kind der deutſ<en Schule erhalten bleibe. Alle
Anträge der Kammer ſind von der Regierung
nict beantwortet worden. Die politiſchen Par-
teien ſollen dieſe Sa<e in Genf zur Sprache
bringen.
Auguſt: Erhebende Wiederſehensfeier der 97er
in Saarbrücken; Oberſtleutnant a. D. Grüneberg
weiht die Fahne der Saarbrücker Kameraden.
Auguſt: Eine TJeſtſizung der Saarlouiſer Stadt-
verordnetenverſammlung aus Anlaß der Grün-
dung der Stadt vor 250 Jahren betont, daß
Saarlouis auf deutſchem Boden gegründet, mit
deutſ<er Bevölkerung beſiedelt und auh allezeit
ſeinen deutſ<en Tharakter bewahrt habe. Bürger-
meiſter Dr. Laßz hält eine flammende Rede über
die Treue der Bürgerſ<aft und ihre Hoffnung
auf Wiedervereinigung mit dem Reide.
Auguſt: ; ShHlagwetterexploſion auf S<a<t Cal-
melet der Grube Klarenthal. Das Unglüc> for-
derte ſofort zwei Tote, 16 Derleßte, von denen
noh fünf in den Cazaretten ſtarben.
Auguſt: Die Regierungskommiſſion des Saar-
gebiets hat dem Sekretariat des Dölkerbundes
den Dierteljahrsberi<ht (April, Mai, Iuni 1930)
überſandt. Re<t mager wie immer. Erwähnt
wird“ die Erhöhung der Arbeitsloſenziffer 6560.
Die Bevölkerung umfaſſe 1929 insgeſamt 793 101
Perjonen (im Jahre 1928 insgeſamt 782 962), Der
Geburtenüberſchuß auf 1000 Perſonen ſei ge-
ſjunken von 11,8 im Jahre 1928 auf 10,1 im
Jahre 1929. Die Zwangswirtſchaft im Wohnungs-
weſen ſei für 254 Gemeinden mit 349 000 Ein-
wohnern aufgehoben, beſtehe aber noc< in 36 Ge-
meinden mit 420 000 Einwohnern.
Auguſt: Der Weſtausſ<uß für Rhein, Pfalz und
Saar veranſtaltet im Reic<hstag eine Gedenk-
ſtunde an die Befreiung des Rheinlandes. Gefor-
dert wird, daß das Saargebiet, über 1000 Jahre
zum Deutſ<en Rei<e gehörig, bald aus ſeinen
*) In den vorhergehenden Jahrgängen des Saar-
kalenders ſind die wichtigſten Daten aus der-Geſchichte des
Saargebietes ſeſtgelegt vom Jahre 600 bis Juli 1930.
Feſſeln befreit werde. Dieſe Löſung ſei eine
Generalprobe für den Dölkerbund. Senatspräſt-
dent Andres, erſter Dorſigender des Bundes
der Saarvereine, erklärt, alle Begehrlickeit nad
dem Saargebiet werde zu ſchanden werden und
an einer Mauer der Treue ſcheitern, mit der die
Franzoſen nicht gere<hnet hätten.
Auguſt: Zur Bevölkerungsbewegung im Saar-
gebiet 1929: Geburtenüberſ<huß 9259 im Jahre
1928, 8021 im Jahre 1929, mithin eine Der-
ringerung von 579 Geburten. Don den neu-
geborenen Kindern ſind 1929 mehr als 10 Pro-
zent, nämlich 1745, wieder geſtorben. Die Todes-
fälle ſtiegen von 7924 im Jahre 1928 auf 8583
im Jahre 1929. Allein infolge Lungenentzündung
ſtiegen vom Januar bis April 1929 im Dergleich
zu 1928 die Todesfälle von 658 auf 929. Die
Eheſchließungen gingen gegen das Dorjahr zu-
rück von 7456 auf 7403. Die Zahl der Eheſchei-
dungen 1929 betrug 235, no<H niht entſc<hieden
ſind 768 Klagen dieſer Art.
Auguſt: Ua< der leßten Zählung ſind in
Deutſ<hland 839 396 Kriegsbeſhädiate verſor-
gungsbered<tigt.
Auguſt: auf Grube Kreußwald werden durc
Zuſammenſtoß zweier Eiſenbahnzüge vier Berg-
leute getötet, 15 ſJHwer und 27 leicht verletzt. Don
den et Derletßten ſtarben ſpäter im Lazarett
no< zwei Knappen.
Auguſt: Die Preſſe, die ſich bereits ſeit längerer
Zeit mit der Kriſe in der ſaarländiſchon S<wer-
induſtrie beſchäftigt (ſteigende Zahl der Ent-
laſſungen, JFeierſchic<ten, Rükgang der Derdienſte,
ungewiſſe Zukunftsausſi<ten) meldet über ene
12,
16.
IS.
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Zur Erinnerung an die farbige Beſazung der Fran-
zojen in Saarbrücken ſteht auf dem Exerzierplaß
dieſer Tempel. Er diente, von indiſchen Truppen
erbaut, religiöſen Zwecken.
Tagung der Führer des Chriſtl. Dletallarbeiter-
verbandes. Die wahren Urſachen der Kriſe ſeien
hier für die „Saar“ das Diktat von Derſailles.
Die Franzoſen als unſere Grubenbeſizer trieben
geaen uns eine unvernünftiae Wirtſ<nftspolitik