Das Rennfeſht . . . .
Samstag abends nach 8 Uhr findet ſich der „Scatclub der ehemaligen
Ulanen“ in der „Ziddy“ ein. Es ſind immer ein paar zuviel dabei, immer
einer der maikäfert und den anderen in die Karten guckt, und einer, auf den
man warten muß, bis man anfangen kann. Solang erzählt man ſich, was
paſſiert iſt in der Woche und was man erlebt hat. Heut abend iſt der Karel
an der Reih. Er ſteckt ſich ſei Tuwakpfeif an und ſaht ... „Ihr han doch all
dene dicke Auguſcht gekennt, der am Markt gewohnt hat und bei de Ulahne
gedient hat?“
„Jojo, nadierlich han mir den gekennt“, ſagte einer. „Er war zwar nit
vun“ hier: . >“
„Nee, er war vum Rhein, aus ſo 'me Neſcht bei Boppard . . . Ons Aujuſt,
ons Dick, hat'n ſei Mudder immer genennt ... Alſo, derfelwig Auguſcht hat e
unglicklich Lieb gehatt zu der Perd,“ fährt der Karel fort. „Awer der hat doch
e Geſchäft gehadd“, warf einer ein, „un kei Perd.“
„Jo, awer er hat immer geſaht, wann ich e ſcheen Perd ſiehn, krihn ich grad
Luſcht, mich druff ze huke ... ich han nit umſonſcht bei der Ulahne gedient,
doher han ich mei Freid am Reide, ſaht er.“
„Von de Perd hat er ſei Lewe nix verſtann. Er hat uffm Gaul gehuckt
wie die Katz uffm Schleefſtein. Wann der dick Auguſt uffs Perd enuff is, das
Perd hat das gewißt, es hat 'n nit han wolle, un hat gebok>t und ihn abge-
ſ<miß in de Sand, un die Unneroffizier han 'n ahngebrillt und dann is es
losgang . . . er is losgaloppiert, un hat uffm Perd gehonk, die Händ um de
Hals, die Been han em geſchlottert, die Mitz hatm hinne geſeß, mir han uns als
nit halle kinne ... Na jo. Noher hat er nur no de ledderne Drehſchemel
geritt, awer in ſeinem Birro hat er noch ſo e Bild henke vun dem Johr, wo ſe
ihm die Reitkunſcht beigebracht han. Uff dem Bild ſieht er ſchneidig aus, in
feiner ſtramme Ulanka, ſeinem ſcheppe Tſchako, un die Reitpeitſche unnerm
Arm... Die han all geſchwißt, bis das Bild fertig war. Zu viert han ſie ihn
halle miſſe, der Photograph, ſei Lehrling, der Auguſcht, un der Gaul. Awer
er ſaht, wann ich das Bild ſiehn, freits mich, daß ichs han mache laſſe . . . Das
ware ſc<heene Zeite, gelt Karel? ſaht er jedmohl, wann er mich ſieht.“ Der Karel
rauchte und ſtieß dicke blaue Ringel in die Luft.
„Der Auguſcht war nämlich im Zweebricker Rennverein, und ſooft ſe dort
Rennfeſc<ht abgehall han, im Friehjahr un im Herbſcht, is er hingefahr. Jme
gehle Gummimantel, Jockeimitz und Reitpeitſch, un ame Knopp an ſeinem
Mantel hat e gehles Schild gebammelt, da hat Dir druffgeſtann: Rennverein
Zweibricke ... So han ihn emohl gedroff in der Bahnhofſtroß. Wo gehts
dann hin, Auguſcht, froh ich 'n. Ei, ſaht er, ich fahre nac< Zweebricke wiſs
Rennfeſcht. Da hätts räne un ſc<neie kinne un in ſeinem Geſchäft hätt alles
drunner un driwer gehn kKinne, der Auguſicht muß uffs Renne ... Un dies Johr
fahrt ex wider hin . .. Jh feire nämlich mei 25jähriges Jubiläum, ſaht er. J<
bin 25 Johr zahlendes Mitglied im Zweebricker Rennverein. Sie ham mich
ingelad zum Denne ins „Parkhotel“. J<4 muß mich dummele, daß ich de Zug
no<h veronſme: 1. 2 Un. damit: is er: fürt .....: Das anner hat. er mir puter
verzählt ...
Es war e heißer Sonndag im Mai, die Stadt hat voll Fahne gehenkt, m'r
hat ſe bald nid widder gekennt, die Gaſſe ware feingebußt, un alle Leit han
ſich gedummelt, daß ſe uffs Rennfeſcht enaus kumm ſin. Der Auguſcht is, wie
immer in der alt „Poſcht“ abgeſtieg. Das war friher emohl ſ'erſcht un feinſcht
Hottel in der ganz Stadt. Noher is es „Parkhotel“ hinkumm, das war
moderner und feiner, awer 's Eſſe hat nit mit der „Poſcht“ konkurriere kinne,
denn dort hat der Wirt ſelwer gekocht, der Moßjös Louis. Un weil der Auguſcht
in ſeinem Lewe nit gere ebbes ſchlechtes geß hat, is er bei der gutt alt „Poſcht'
geblieb. Die Zimmere ware nidrig, geſtrichene Böddem und alunodiſche Mewel,
un Bilder, da hats eenem Owends grad gegrauſt. Alte Stahlſtiche, „Die Schlacht
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