Schlachtenbummler 1870.
Zu dem untenſtehenden Bilde.
Von A. Z.
Vorüber war das Ringen auf dem Spicherer Schlachtfeld, auf Frankreichs Gefilden
kämpften die deutſchen Heeresſäulein, bis uns der Friede das Bismarckreich ſchuf. Die
Bürgerſchaft der Sc<hweſterſtädte, in edlem Wetteifer Männer und Frauen, reich und
arm, mühten ſih um Tauſende von Verwundeten in ihren Häuſern, die Jugend aber
z0g hinaus auf den Großen Exerzierplatz und ſtreifte unermüdlich die Höhen in ihrem
Sammeleifer ab. Sie ſuchten Gewehrkugeln, Granatſplitter, Helmzierden, Säbelkoppeln
und andere Raritäten, um damit einen ſchwunghaften Handel zu betreiben. An Ab-
nehmern fehlte es nicht. Von weit her erſchienen wohlhabende Schlachtenbummler, die
Walſtatt zu ſehen. Ein Andenken an den blutigen Tag des 6. Auguſt mitzunehmen,
war“ bei ihnen ein allgemeines Verlangen, das die Jungen mit dem Geſchick rheiniſcher
Redekunſt zu befriedigen wußten. Das Geld war den Buben willkommen, ſie ſetzten es
nach Kinderart mit Vergnügen um in Zuckerklicker, Bärendrek und Gutßzhe. Zeichner
illuſtrierter Blätter, u. a. auc<g Knut Ekwal, ſtellten ſich ein und von einem dieſer Künſtler,
Philipp Müller, ſtammt das Bild, das Herr Karl Hafner-Saarbrücken dem Saar-
kalender liebenswürdig zur Verfügung ſtellte. Mit einem Plaid ausgerüſtet, die dicke
Geldtaſche an ſolidem Lederriemen, ſehen wir die Schlac<htenbummler auf der Zeichnung
neugierig die Fundſtücke betrachten, die ein Junge, in einer umgehängten Patronentaſche
geſammelt, den „Hergeloffenen“ anbietet. In der Ferne erblicken wir die Napoleons-
pappeln der Forbacher Chauſſee, die Gruppe ſelbſt ſteht vor dem Ehrental. Um deſſen
Holzkreuze ſind noch die erſten Kränze geſchlungen, mit denen eine ritterlich geſinnte
Bevölkerung Freund und Feind ehrte. Das Bild „Granatenſammler auf dem
Schladhtfelde von Spichern“ erſchien Ende Auguſt 1870 in einem Blatte, deſſen
Titel ſic) niht mehr genau feſtſtellen ließ. Für uns iſt die alte Zeichnung ein ſchönes
Blatt der Erinnerung an eine große Zeit, die unvergeſſen bleiben wird.
GSranatenſammler auf dem Schlachtfelbe von Spichern. - Originalzeihnung von Ph. Mük
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