Der Dudweiler Faſelſtreit.
Eine hiſtoriſche Erinnerung von Walter Henne, mit Zeichnungen von Wilh. Schaaf.
1 Jahre des Heils 1615 ſaß zu Saarbrücken in ſeinem Studier-
zimmer der „ehrenhafte und hochgelahrte“ Herr Doktor Bartholo-
mäus Werner. Er war eben ſo recht vertieft in das Studium
einer kürzlich erſchienenen theologiſchen Schrift, als es kräftig an
5er Stubentür pochte. Dem „Herein“ leiſtete der Klopfer unver-
züglic) Folge. Es war der allgewaltige Superintendent des hochwohllöblichen
naſſau-ſaarbrückiſchen Städtleins Keller.
„Herr Doktor“, begann er allſogleich, „ich wollte Euch nur davon in Kennt-
nis ſeen, daß wir am kommenden Sonntag unſere Kirchenviſitationen fort-
zuſeßen gedenken. Jh wollte Euch die Teilnahme anheimſtellen. Diesmal geht
es nac< Dudweiler. Der Wagen wird um acht Uhr in der Frühe vor Euerer
Haustüre warten.“
Na. „0a.
„Aber: gern, Herr Superintendent. Es wird mir ein Feſt ſein. Auf die
Wagenfahrt freue ich mich im beſonderen, d. h. wenn wir nicht mehr den Wagen
bekommen, mit dem wir kürzlich nach -- na, Sie ſehen, die Fahrt war für
mich dermaßen anſtrengend, daß ich den Ortsnamen vergeſſen habe -- geholpert
ſind. Der war wohl noch aus Urgroßvaterszeiten? Nein, wenn ich mich dieſer
Fahrt entſinne -- -- -- furchtbar!“
„Nun, .nun, Herr Doktor!“, lächelte mild der Herr Superus, „immer noh
beſſer ſchlecht gefahren als gut gegangen, ſagen hierzulande die Leute. Damit
Ihr Euch aber nicht unnötige Sorgen macht und Euch die Freude im voraus
verderbt, will ih Euch verraten, daß wir einen ganz neuen Wagen haben
werden. Dazu zweite gute Pferde und den beſten Kutſcher.“
x.