Full text: 1931 (0009)

Die Wurmkur. Man ſchreibt mir: „In Saarbrücken hält der Redner eines Vereins 
eine flammende Anklage gegen den Alkoholmißbrauch. Zum Beweiſe der Richtigkeit 
ſeiner Anſchauungen legt er in ein Glas mit Waſſer einen Wurm, der anſcheinend ver- 
gnüglich darin auf- und niedertaucht. Sodann nimmt der „Trockene“ ein Glas, gefüllt, 
wie er erklärt, mit ausgezeichnetem Korn und läßt den Wurm auch dieſes Bad genießen. 
Der Aermſte nimmt ſi< aber den Wechſel ſo zu Herzen, daß er ſogleich Atmen wie 
Krabbeln vergißt und tot bleibt. „Sie ſehen,“ erläutert der Vortragende, „Waſſer iſt 
geſund, im Alkohol büßt ſelbſt ein vernunftloſer Wurm ſogleich ſein Leben ein. Hat 
jemand noch eine Frage an mich zu richten, ſo will ich ſie gerne beantworten.“ „Von 
wem,“ ruft ein Mann, „haben Sie dieſen ſchönen Korn, ich habe ein beſonderes Intereſſe 
daran, es zu erfahren?“ „Dieſe Frage gehört zwar nicht hierher, aber wenn es Sie in- 
tereſſiert, er ſtammt von Matthias Biehler aus dem Hofbräuhaus in der Talſtraße.“ 
„Danke verbindlichſt, ich werde ſofort zu ihm gehen, ich liebe einen guten Korn und 
außerdem, -- ich habe Würmer.“ 
Beim Strohkaarel in der Schtrohdiele ſteht ein Gaſt am Ausſc<hank, trinkt ein Glas 
Bier nach dem andern und mault über alles, worüber ſich überhaupt maulen läßt. Sc<ließ- 
lich, wie er ſo, wie man ſagt, allen die neben ihm ſtehen, auf den Schlips tritt, ſtaucht 
ihn Schtrohkaarel in ſeiner bekannt witzigen Weiſe. „Joo,“ ſagt reſigniert dann jener, 
„dj kann joo aa mei Mund halle!“ „Was?“ fragt da Schrohkaarel ereifert, „das doh 
nennſcht du Mund 2“ 
Saarländiſche Abwandlung der Zeitwörter. Gottfried Mettel war ſeiner Zeit als Aus- 
läufer des Bankhauſes Schlachter eine ſtadtbekannte Perſönlichkeit. Ein Kunde der Firma 
wünſchte von der Bank Kleingeld. Der Kaſſierer Bickelmann ſandte darauf den guten Mettel 
mit der Meldung, daß er momentan leider nicht in der Lage ſei, den Wunſc< zu erfüllen. 
Der Bankkunde: „Na, Mettel, wie iſt's mit dem Kleingeld?“ „Nenitte, m'r k räte kei 
Kleingeld, kräte mr awwer Kleingeld, jojotte, dann k räte 's ihr aach!“ 
Lobt Gott, den -- citoyen! Das Mitglied einer alten St. Johanner Familie ſchreibt 
mir: „I< erhielt den „Saarkalender“ in Jnnsbruck und habe mit ſeinen ſatiriſchen 
Gedichten und überhaupt ſeiner tapferen Haltung unſere ganze deutſche Tafelrunde oft 
genug erfreut. I< erfülle die Pflicht, Jhnen- dies zu melden und. ſende Ihnen zugleich 
eine Erinnerung, die in unſerer Familie oft erzählt wurde. Als die franzöſiſchen Freiheits- 
helden mit der Ausplünderung der Bürgerſchaft Land und Volk peinigten, war auch in 
jpitfindiger Art ſchon ein Wort Grund zu harter Beſtrafung wie etwa zur Zeit des ver- 
ſloſſenen Rault ein ſc<warz-weiß-rotes Bändhen um eine Sc<hokoladentafel. Die Revo- 
luzzer kämpften gegen die Bezeichnung „Herr“, dafür trat „citoyen“ oder „Bürger“ an 
die Stelle. Der Nachtwächter von Saarbrücken ſang noh einige Zeit ungeſtört ſeinen 
alten Spruch: Hört, ihr Herrn, und laßt eu<h ſagen uſw. Er wurde ins Verhör ge- 
nommen und ihm bei harter Strafe angedroht, den „Herrenunfug“ ſogleich zu unterlaſſen. 
Beſagt, getan! Durc<h die Gaſſennacht klingt ſein Lied: Hört, ihr Bürger, und laßt 
zuch ſagen, die Glocke, die hat zehn geſchlagen, bewahrt das Haus vor Feuer und Licht, 
daß in der Stadt kein Schaden geſchicht. Lobt Gott den He --, He =, He -, er ſtußt 
und denkt an die Strafe, dann ruft er gedehnt mit zögernder Stimme: „Lobt Gott, den 
- --' geitoyen!“ In ider „Grünen Hand“ ſien noch Franzoſen und zechen im Namen und 
auf Koſten der ſog. Brüderlichkeit. Plötzlich reißen ſie die Fenſter auf und lauſchen auf den 
Wäcterruf, wobei natürlich das E<ho der Kirchenfeinde nicht ausbleibt. Kaum ſind die 
leßten, zögernd geſungenen Worte verklungen, :da klingen im Gaſtzimmer die Gläſer, 
und man ſchreit in die ſtille Gaſſe hinaus: „UU vive Diev, le citoyen!“ 
Ein zarter Wink. Herr A. Schm. ſchreibt: Mein lange verſtorbener Onkel Kömmerzien- 
cat Eduard Karcher hatte auf ſeinem Forbacher Hof einen treuen, langjährigen Diener 
Louis. Als Kutſcher und Pferdeſachverſtändiger war Louis ſeinem Herrn ſchier unerſeß- 
[i<, während der gute Onkel für Louis den Inhalt ſeines Denkens nahezu ausſ<<ließlich 
bildete. Aber gerade das Denken fiel Louis mitunter etwas ſ<wev, und über dieſen 
Mangel geriet der alte Herr eines Tages ſo in Erregung, daß er ſeinen treuen Diener 
mit den Worten zu ermuntern ſuchte: „Louis, wann die Eſel Hörner hätte. dann 
dätſcht Du ſtooße!“ 
Zwei etwas lockere Geſtalten, die ſich längere Zeit nicht geſehen haben, treffen ſich im 
„Dampſſchiff“. „Ei, wo haſchde dann 'ſo lang geſc<hdeckt?“ = „Uff der Lerchesflur!“ =- 
„Nanu, weje was?“ -- „Wegen Beſtechung!“ =- „O joo, met wieviel Geld? = „Nix met 
Geld, nur met'm Meſſer!“ 
Welcher Schuh iſt nicht von Leder? Auf dieſe Frage des Lehrers bringen die Kinder 
die bekannten Antworten: Holzſchuh, Schlittſhuh, Rollſchuh. Schließlih ſagt noch ein 
kleiner Pfiffikus: „Eierſchuh.“ Der Lehrer mußte über dieſe rätſelhafte Antwort nach- 
denken. Der Junge meinte nämlich: „Irish stew.“
	        
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