Saarbrücker Faſchingsfreuden und -leiden enthüllt nachſtehendes Schreiben: Meine
Tante wollte einen Maskenball beſuchen und ließ ſich bei einer 'Schneiderin ein Mas5ken-
koſtüm machen. Am 31. Januar 1930 ging ſie zur Schneiderin. Froh, luſtig, in Vorfreude
ſ<welgend. Das Koſtüm war ſchick und zur Zufriedenheit meiner hübſchen Tante aus-
gefallen. Nur die Aermel fehlten noh. „Aber bis morgen früh müſſen die Aermel an-
genäht ſein.“ =- „Beſtimmt, Sie können ſich darauf verlaſſen.“ Meine Tante ging, froh,
luſtig, in Vorfreude ſchwelgend, nah Hauſe.
Am 1. Februar 1930 wartete meine Tante bis vier Uhr nachmittags auf das Koſtüm.
Es kam nicht. Meine traurige Tante wartete bis %7 Uhr, 5das Koſtüm (ſpaniſch) kam
nicht. Da ſc<hlih meine hübſche Tante, betrübt, einen Knoten im Hals, in Vorahnung
reſignierend, zur Schneiderin. Sie traf dort nur deren Mutter. „Wo iſt denn Jhre Tochter?
Jh möchte mein Ballkleid abholen.“ -- „Meine Tochter iſt jetzt nicht da.“ =- „Und mein
Koſtüm? 2?1!“ -- „Ja, das konnte ſie nicht mehr fertig machen. Sie hatte geſtern abend
ſo Kreuzſchmerzen, und da hat mein Mann geſagt, ſie ſoll mit der Arbeit aufhören.“
Und da bringt meine hübſche Tante gequält hervor: „Un5 wo iſt Ihre Tochter jetzt?“
-=- „Auf dem Maskenball.“
„Zur blauen Hand“ hieß eine von Altſaarbrückern gerne aufgeſuc<hte Wirtſchaft in
der Vorſtadtſtraße. Die Stammgäſte dieſes Lokals haben 'das Verdienſt, mehrmals den
Luluſtein erneuert zu haben, der wiederholt dem Sammeleifer der Touriſten zum Opfer
fiel. Die Gaſtſtätte, gewiſſermaßen ein kleines Zivilkaſino, ſah ſtets in den Abendſtunden
eine feuchtfröhliche Runde, die den Lokalpatriotismus hochzuhalten wußte. Eines Tages
geſellte ſich zu der Geſellſchaft um den runden Tiſch ein höherer Eiſenbahnbeamter, friſch
aus Norddeutſchland nach hier übergeſiedelt. Dieſer Herr ſah ein bißchen von oben herab
auf die alde Hieſige, die ihm offenbar einen zu ſpießigen Eindruck machten. „= A<,
hier iſt ja garnichts los,“ äußerte er, „Ia wo ich her bin, iſt ja das reinſte Parad1es
gegen Saarbrücken.“ Auguſt Traeger in ſeinem unbeſiegbaren Lokalpatriotismus ließ
die Antwort nicht lange ſchuldig bleiben: „Jojo, das hann mer aa ſchunn gemerkt, weile
ner ſo naKiſch und pla Kiſ< no Saabrigge kumm ſinn!“
Aus einer Inſtruktionsſtunde bei einem bayeriſchen Fußartillerie-Bataillon. =- A u 5
meiner Militärzeit. Inſtrukteur: „Jetzt habe ih eu< die Vorteile vom neuen
Mauſergewehr aufgezählt. Nun werde ich eu< ſeine Nachteile vorführen. -- Jhr wißt
doh, was man unter „Nachteile“ verſteht? Sie, Huber? Nein! Der Nächſte?“ Und ſo
weiter. Jeder der Aufgerufenen, der von ſeinem Schemel, die Hand an der Hoſennaht,
aufſchnellil, macht ein no<g harmloſeres Geſicht, als der Vorhergehende. -- „Na! Einer
wird's doh wiſſen, was „Nachteile“ ſind?“ Feilmeyer ganz hinten, markiert ein wiſſen-
des Geſicht. „Na! Sie!“ ermuntert der Inſtrukteur. Foilmeyer ſchnellt auf und ſpricht
mit Pathos und Genugtuung ob ſeines Wiſſens: „Nachteile (Nachteule) ſind
Sch<euervöggel!“
Elſäſſer Franzeeſch. Mutter zum Kind: Quand tu n'es pas gentil, tu n'auras pas
du Quetſ<eküede. ligenie (Eugenie): Marche, cherche la parapluie, 's fangt ſcho"
an zu rehne! W. L. in R.
Elſäſſiſche Wetterprognoſe und ihre Begründung. Als Kaiſer Wilhelm 1. zum letzten
Male zur Truppenbeſichtigung in Straßburg weilte, es war dies m. W. 1885, waren in
ſeiner Umgebung häufig die Bürgermeiſter des Landkreiſes zu ſehen. Eines Tages ſprach
der Kaiſer einen dieſer würdigen Herren an: „Was meinen Sie, welches Wetter werden
wir haben?“ -- „Majeſchtät, es gaht rehne!“ „Woraus ſchließen Sie das, Herr Bürger-
meiſter?“ -- „D"Abtrittslöcher ſtenke ſo, Majeſchtät!“ K. R. in Mülhauſen.
Ich bin der Oberſt! Bei der Wiederſehensfeier der 7. Ulanen im Juni, die einen ſo
erhebenden Verlauf nahm, wurden reiche Erinnerungen aus dem Kriegsleben ausgetauſcht.
Es fehlten aber auch nicht humoriſtiſche Erlebniſſe aus dem Garniſonleben. Ein alter,
ehemaliger Wachtmeiſter erzählte da u. a. über ſeine Erfahrungen bei einzelnen Rekruten.
Er hatte als Unteroffizier ſeinen Schützlingen die Geheimniſſe der Vorſchriften bei Ehren-
bezeugungen beizubringen. Unter ſeinen Rekruten befand ſich neben den geweckten
Jungens ein herkuliſc<h gebauter, doch geiſtig ſchwerfälliger Kamerad. Um dieſen zu
prüfen, ob ſeine Inſtruktion auch recht verſtanden und von Y. richtig angewandt werden
würde, begibt ſic ſpäter der Unteroffizier in das Mannſc<haftszimmer, geht auf ſein
Schmerzenskind zu mit den Worten: „Na, H: wie iſt's, im bin der Oberſt!“ Der Rekrut
grinſt vergnügt. „Donnerwetternohmal, verſtehen Sie nicht, ich bin der Oberſt!“ Y., ver-
traulich pfiffig: „Jo, Herr Unteroffizier, das wär halt fein, da könnten's lache'“
Der Vorſichtige. Arzt: „Wenn Ihre Frau wieder ohnmächtig. wird, ſchütten Sie kaltes
Waſſer über ſie und dann ſorgen Sie . . “ Mann, den Doktor unterbrechend: „Ja, ja, ich
weiß jpott: dann ſorgen Sie, wollen Sie doh ſagen, für die eigene Sicherheit, m. w.,
Herr Doktor, wird gemacht.“
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