Miau s Abſjied von Saarbrücken.
„Was rennt das Volk, was wälzt ſich vort
Die langen Gaſſen brauſend fort.“
Schiller („Der Kampf mit dem Drachen.“).
Ade ihr lieben, guten Leute
In meiner Heimat, Stadt und Land,
IH war den meiſten wohl bis heute
Rur als Miau, ſonſt nicht bekannt.
Zum Abſchied möchte ich euch ſagen,
Was im Gemüt mich no< bedrückt:
So mancher höhnt' mich mit Behagen,
Der viel mehr war als ich verrückt.
Wenn ich nach vielen Bitterniſſen
Bin angelangt an meinem Ziel,
Werd ich Saarbrücken oft vermiſſen
In dem geruhſamen Aſyl.
Und doh will ich mich glücklich preiſen,
Denn Ruhe iſt nur mein Begehr,
Hier werd ich nicht „Miau“ mehr heißen,
Kein Narrenc<hor verfolgt mich mehr,
Ihr mögt ein „Oviginal“ mich nennen,
Doh ward ich jemals zur Gefahr?
Im Gegenteil, ihr müßt bekennen,
Daß ich ein guter Menſ< ſtets war.
JH wandle ſtill nun meiner Wegen
In weiter Fern, auf grüner Au.
Der Heimat wünſc<t viel Glück und Segen
Ihr immer treuer Sohn „Miau!“
Ihr ſtandet oft in hellen Haufen
Und rieft „Miau“ mir lachend noch,
So mancher iſt mir nachgelaufen,
Der ſich viel Spaß davon verſprach.
Ih tat, als wär ich ungehalten
Und freute mich im Innern ſtill,
Weil i<h die Jungen ſamt den Alten
Im Herbſt gar ſchickt in den April.
Friß Kühner.
(Der landbekannte, tapfere Herausgeber der treudeutſchen „Groß-
tadtbrille“ zur Bekämpfung des Dünkels und der Dummheit
widmete das Gedicht dem letzten Original der Großſtadt, die nun
keinen dieſer alten ſonderlihen Käuze mehr aufzuweiſen hat.)
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