bedenklich in die Stirne fiel. Do4 was half es, daß er den Zöllnern hoch und heilig
verſicherte, er habe nicht gewußt, daß ein deutſcher Kochherd aus dem Saargebiet nur
verzollt nach Lothringen eingeführt werden könnte -=- er mußte den Kochherd eigen-
händig von ſeinem Karren abladen und ihn im Zollhäushen unterſtellen. Geld hatte
er keines mehr bei ſich, ſo mußte der koſtſpielige Einkauf als Zollpfand zurückbleiben.
Ruſchewäng war bald nach Dingswoda heimgekommen und hatte den Seinen nun ſein
Pech erzählen können. Aber einen Ackerknecht hatte der Bauer, den „Scieberſc<hang“,
wie er im Dorfe hieß, den zog er zu Rate und fragte ihn, wie man die Zollbeamten
hintergehen könnte. Der Knecht pfiff eine Weile ſeine Backen auf und beſpraH dann
ganz leiſe mit dem Bauern einen Plan, den ſie zur Ausführung bringen wollten. Zur
Bekräftigung ihres Geheimabkommens ſchüttelten ſie ſich juhzend bei den Schultern,
daß Mutter Ruſchewäng und die Kinder, die in der Stubentür warteten, beide für
närriſch hielten.
Am anderen, Morgen fuhren der Bauer und ſein Knecht anſtatt aufs Feld hinaus
nach der Grenze. In einem kleinen Wäldchen, das an einer Wegkurve unweit des Zoll-
häushens ein gutes Verſteck bot, hielt der Bauer mit ſeinem Karren und wartete dort...
na, bis die Geſchichte „klappen“ ſollte. Schieberſchang, das war der intelligenteſte aller
Ackerknechte, bewaffnete ſi mit einem leeren Kartoffelſack und trollte gemütlichen
Schrittes der Grenze zu. Er wurde nicht einmal angehalten; ſo ſpazierte er fürbaß nach
des Saargebietes deutſchen Gauen hinüber, bis er für die Zöllner außer Sicht war.
Snell ſprang er dort in einen Chauſſeegraben, wo gerade mächtige Brenneſſelſtauden
ſtanden. Von dieſen Pflanzen =- er faßte ſie nur vorſichtig von unten nach oben an =-
riß er ſich ein gehöriges Bündel zuſammen und ſtopfte damit den mitgebrachten Sack
voll und prall aus. Es hatte keine halbe Stunde gedauert, da kam er ſeines Weges
wieder in die Nähe des Zollhäuschens zurück, wo die Zöllner bereits auf ihn warteten.
Dieſe ſpähten durch das offene Schiebefenſter dem Ankömmling entgegen und flüſterten
ſich etwas zu.
„Abä, =- Tabak ſchiebt dies Menſch!“
„Wir werden unterſuchen ſein Sack!“
Als ob Schieberſchang das nicht geahnt hätte! =- Der bog plößlich vom Wege ab
und floh ſchnurſtracks über die Felder davon, über die Grenze = und ſah ſich nicht
wieder um. Das zu beobachten und dem frechen Schmuggler nachzuſtürmen, war für
die Zollbeamten eins. Querfeldein ging die Jagd wohl eine gute Viertelſtunde lang,
ehe ſie den Schieberſhang durch Zurufe zum Stehen bringen konnten.
Endlich ſtand er, abgehezt, Schaum vor dem Munde.
„Warum Sie laufen weg über das Grenze? ;“ Scijieberſhang fühlte ſich durch den
erſten der Verfolger unſanft beim Krips gepackt. "
„Mä, eh hott jo net gewoſ<ht, dat dir Muhſiös Hinaar (hinter) mir herrennen!“ er-
widerte er mit kurioſer Trockenheit und ſtellte ſeinen Sack neben ſeinen Füßen in eine
Feldfur<he. Ihres „großen Fanges“ gewiß, ſtürzten ſich die beiden Beamten übereifrig
über den Sack her, und ſie vergruben förmlich =- jeder ſeine beiden Hände in die Sack-
öffnung. Pokßztauſend! Ebenſo ſchnell zogen ſie ihre Hände wieder heraus. Sie hatten
ſih an den Brenneſſeln die Pfoten ganz unangenehm verbrannt. Krebsrot vor Zorn
ſchrie der eine den lächelnd daſtehenden Schieberſchang an.
„Wo haben du das Tabak?“ |
„Im Sack!“, bekamen ſie zur Antwort; der Sprecher verlor nicht im geringſten
ſeine Ruhe. Die Beamten vermuteten alſo, daß der Knecht doh Tabak, vielleicht unter
den Brenneſſeln verſteckt, tief in den Eingeweiden des Sackes vergraben hätte, und
ſhütteten den ganzen Inhalt auf die Erde. Dabei kamen ſie beim Durchſtöbern des
Jnhaltes immer mehr mit den gefährlihen Brenneſſeln in unangenehme Berührung,
jo? daß ſie zuletzt ihr vergeblihes Suchen einſtellen mußten und mit böſen Geſichtern
ihre ſchmerzenden Hände rieben,
„Aber, 'wo haſt du Tabak? Du haſt gelügen, du Lump!“
Da ſenkte Scieberſchang ſeine tellerförmige Bauernfauſt in die Hoſentaſchen und
309g daraus ein kleines, faſt gänzlich leeres Tabaksbeutelhen zum Vorſchein.
„Ed) hann jo geſaht (geſagt), dat eh den Tuwack em Sack han! Ed konnt jo net
gewoſc<ht hann, dat dir mein Pfeiff voll Tuwack em Kromperſack (Kartoffelſack) ſuchen.“
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