Wie Blücher den Bürgern von Zweibrücken ihre Weinkeller befreite.
Als Blücher den Auftrag erhalten hatte, die Stellung des Feindes und die Zugäng-
lic<keit der Blies durch eine Aufklärungsſtreife zu unterſuchen, wozu ihm ſoviel Reiterei,
Artillerie und Infanterie, wie er wollte, zur Verfügung ſtand, 30g er es vor, mit ſeinen
Huſaren allein dieſen Unterſuhungsmarſc< zu unternehmen, den er auch am 6. Dezember
1793 antrat und möglichſt weit ausdehnte. Er fand alle Brücken an der Blies zerſtört
und unbrauchbar, ging bis Zweibrücken vor und ſandte 50 Huſaren in die Stadt, die
ſofort vom Gegner geräumt wurde. Alle Weinkeller der Stadt waren als „ranzöſiſches
Nationaleigentum“ erklärt wörden und unter Siegel gelegt. Blücher aber wollte eine
ſolche Gefangenſchaft des pfälziſchen Weins nicht dulden. Er ließ durch ſeinen Adjutanten
die Siegel abreißen und den Wein in Freiheit ſeen, ſo daß einem jeden Beſitzer ſein
Eigentum wieder zuteil wurde. Um aber den Bürgern Zeit zu geben, ihren Wein in
Sicherheit zu bringen, knüpfte der Oberſt Blücher mit den feindlichen Vorpoſten ein
Gefecht an. Der Gefechtsbericht gibt an, daß dieſes Treffen zwei Stunden dauerte,
währenddeſſen der Wein in Sicherheit gebra<ht wurde. Erſt dann verließ Blücher die
Stadt und trug den Bürgern auf, zu ſagen: „Er, der Oberſt Blücher, habe den Wein in
Beſchlag genommen und rein ausgetrunken. Wer es nicht glaube, ſolle nur ſelber zu
ihm kommen, er bekäme einen Taler, aber in runder, ſcharfer Münze.“ So erhielten
die Zweibrücker ihren Wein wieder.
Der Huſarenüberfall bei Morſchheim.
In Offenheim bei Kaiſerslautern ſtand im Januar 1794 eine Huſarenſ<hwadron
unter dem Kommando des Majors v. Planier. Dieſe wurde dauernd durch eine feind-
liche JInfanterieabteilung, die dur< den Wald gedeckt war, beläſtigt. Oberſt Blücher
wollte ſeinen Huſaren Ruhe ſchaffen und ordnete einen Nachtüberfall auf den Feind an.
Es wurde den Huſaren das Füſilierbataillon von Erneſt und hundert Jäger als Unter-
ſtüßung beigegeben. Der Feind ſtand mit a<hthundert Mann Fußtruppen und dreißig
Reitern in Morſ<heim. Es wurden in der Nacht des 12. Januar die Truppen vom
Oberſt Blücher in Offenheim geſammelt und gegen 12 Uhr Mitternacht die feindlichen
Borpoſten in Stärke von zweihundert Mann überraſcht und zerſprengt. Jn Morſchheim
ſelbſt. hatten ſich die Gegner mit Wagen verbarrikadiert, do<h wurde dieſe Befeſtigung
raſch beiſeite geräumt und der Sturm aufs Dorf begonnen. Der Feind verteidigte ſich
tapfer und ſette ſic no< am Friedhofe zu Wehr. Vergeblich mit großen Verluſten mußte
er das Dorf räumen. Die roten Huſaren wurden ſeither ſtark gefürchtet und Blüchers
Name hatte einen guten Klang bekommen. Das war die blutige 12. Januarnacht von
Morſchheim, Bald folgten weitere Reitergefehte in den Wäldern zwiſchen Kaiſerslautern
und Türkheim (wie die Regimentsgeſchichte meldet). Es wurden viele nächtliche Ueber-
fälle auf den Gegner gemacht und dabei leiſteten Leiningſ<e Jäger als Führer wie
Dienſte. .
Der unverzollte Kodherd.
Eine erheiternde Geſchichte aus dem Grenzleben an der Saar.
Von J. M. Ludwig Müller.
Es war in der Zeit, als es noh verboten war, mit Zwiebeln und Kohlrüben zwiſchen
Elſaß-Lothringen und dem Saargebiet zu handeln, als der Bauer Ruſc<hewäng von
Dingswoda über die Grenze kam, um ſich in dem benachbarten deutſchen Saargrenz-
ſtädt<hen beim Eiſenhändler Roſt einen neuen Kochherd zu Kaufen.
„Guten Tag, muhſis Ruſchewäng!“
Roſt war froh, daß er mal wieder einen guten deutſchen Kochherd an einen ehe-
maligen Landsmann verkaufen konnte. So lud er einen ſolchen Küchenherd mit feinen
vernickelten Stangen und Füßen dem Ruſchewäng auf den mitgebrachten Kartofſel-
karren, ohne darüber beſorgt zu ſein, wie der Lothringer mit ſeinem Einkauf, den er
gleich bar bezahlt hatte, glücklich über die Zollgrenze kommen wollte. Ruſchewäng war
ölſo ahnungslos nach der Stelle zurückgefahren, wo die blauweißroten Schlagbäume ihm
tatſächlich die Durchfahrt nah Dingswoda verhinderten. Die Zöllner erſchienen und
erblickten mit böſen Mienen den deutſchen Kochherd.
„Das muß werden verſſollen,“ näſelte der eine Beamte, der jedenfalls nach ſeiner
Ausſprache früher ſchon einmal ein guter Deutſcher geweſen war. Ruſchewäng kraßte
ſi verlegen hinter den länglichen Ohrmuſcheln, ſo daß ſeine ſtaubige Schirmkappe ihm
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