in der im Deutſchen Reiche üblihen Weiſe Bauzuſchüſſe. Aus Gründen der Einfachheit
und nicht zulezt aus der klaren, zwiſchen dem Deutſchen Reiche und Preußen beſtehenden
Rechtslage wurden dieſe Strecken auf preußiſchem Gebiet vom Deutſchen Reiche durch
die Generaldirektion der Eiſenbahnen in Elſaß-Lothringen in Straßburg betrieben. Nach
dem Friedensſ<luß mußten dieſe Strecken aber ohne weiteres dem Saargebiet zufallen
nd der Eiſenbahndirektion Saarbrücken überantwortet werden. Dies geſchah nicht,
Frankreich ſteckt dieſe Strecken einfach ein und betrachtet ſie als ſein Eigentum. Es hat
unter Berufung auf Artikel 67 des Vertrages das im Saargebiet gelegene Grundeigentum
dieſer Strecken beim Grundbuchamt Saarlouis auf den franzöſiſchen Staat übertragen
laſſen. Im Friedensdiktat werden Frankreich aber nur die Saargruben übereignet, an
ven Eiſenbahnſtrecken hat es aber nicht das geringſte Recht. Was tut aber die Regie-
rungskommiſſion, die do< als Treuhänderin die Intereſſen des Saargebiets zu ſchüßen
hat? Sie duldet einfa; den Raub der Eiſenbahnlinien durch das „friedliebende und
gerechte“ Frankreich, das hier wiederum aller Welt vor Augen führt, daß Macht vor
Recht geht.
Was bedeuten aber dieſe 41 Kilometer Eiſenbahnlinien für das Saargebiet? Bei
dem jetzigen Zuſtand einen ganz bedeutenden Einnahmeausfall. Dieſer Einnahmeausfall
wird einfach von der geſamten Bevölkerung durch erhöhte Steuern gedeckt. Von welcher
Wichtigkeit dieſe Bahnen aber für das Saargebiet ſind, möge 'nachſtehende Tabelle
etwas näher beleuchten:
Es kommen an oder gehen ab
(reiner Ortsverkehr)
oder
Eiſenb.-
wagen
* 1 je 20 t
Die Sendungen laufen
über Saargebiets3-
grenze bei
Mithin t/km
auf den
geraubten
Strec>ken
jährlich
Bemerkungen
inn
Dillingen . . . .
Völklingen . = .
Hyſtenbach (Weſt)
Merzig. 4 44...
Bons 4428
zuſammen :
970: 00
890 000
56 000
9 000
70 000
48 000
44 500
2 800
450
3 500
Kerprichhemmer3dorf
Ueberherrn
Veberherrn
Mondorf
Ueberherrn
12 640 000
14 240 000
448 000*
90 000
770 000
* je zur Hälfte
über Völklingen
und Ueberherrn
gerechnet.
1995 000 |
In dieſer Tabelle ſind unberückſichtigt geblieben die Sendungen, die von oder nach
anderen Stationen als Völklingen, Dillingen, Hoſtenbach (Weſt), Merzig und Bous
kommen oder gehen und die beſagte Strecken durchlaufen. Dieſe Sendungen dürften
weit größer ſein, als die in vorſtehender Tabelle dargeſtellten. Erwähnt ſollen nur die
Erzſendungen für die Neunkir<her Eiſenwerke ſein. Welchen Einnahmeausfall dies aber
für das Saargebiet bedeutet, liegt. klar auf der Hand. Dieſer vechtswidrige Zuſtand iſt
franzöſiſc<en Intereſſen entſprungen.
Obwohl der Landesrat ſich mehrfach auch ſchon mit der Angelegenheit befaßt hat,
wird von der Regierungskommiſſion nichts unternommen. Der Raub der Strecken wird
zunächſt geduldet. Auch die Regierungskommiſſion verſchwindet einmal und dann werden
wir wieder zu unſerem Recht kommen.
"Zilles
Verſchleppung junger Saarländer in die Fremdenlegion.
Die Delegation der politiſchen Parteien des Saargebiets berichtete dem Völkerbunds-
ſekretariat in Genf über eine Reihe empörender Fälle von Verſchleppung junger Saar-
länder in die Fremdenlegion. Es befinden ſich 48 Saarländer in der Legion, davon
415 Minderjährige. Ein beſonders kraſſer Fall iſt der des 17 Jahre alten Gymnaſiaſten
Habura, des Sohnes einer angeſehenen Familie in Dillingen. Er wurde no< als Knabe
in die franzöſiſche Legion aufgenommen. Troß wiederholter Bemühungen ſeiner Familie,
die ſeine Freilaſſung zu erreichen beſtrebt war, iſt bisher in dieſer Richtung nichts erfolgt.
Im Saargebiet vermutet man, daß die franzöſiſchen Bahnſchukßtruppen ein regelrechtes
Fremdenlegionswerbebüro unterhalten, ohne daß der Proteſt der Bevölkerung die Saar-
regierung bisher veranlaßt hätte, dagegen einzuſchreiten.
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nag