Full text: 1931 (0009)

in der im Deutſchen Reiche üblihen Weiſe Bauzuſchüſſe. Aus Gründen der Einfachheit 
und nicht zulezt aus der klaren, zwiſchen dem Deutſchen Reiche und Preußen beſtehenden 
Rechtslage wurden dieſe Strecken auf preußiſchem Gebiet vom Deutſchen Reiche durch 
die Generaldirektion der Eiſenbahnen in Elſaß-Lothringen in Straßburg betrieben. Nach 
dem Friedensſ<luß mußten dieſe Strecken aber ohne weiteres dem Saargebiet zufallen 
nd der Eiſenbahndirektion Saarbrücken überantwortet werden. Dies geſchah nicht, 
Frankreich ſteckt dieſe Strecken einfach ein und betrachtet ſie als ſein Eigentum. Es hat 
unter Berufung auf Artikel 67 des Vertrages das im Saargebiet gelegene Grundeigentum 
dieſer Strecken beim Grundbuchamt Saarlouis auf den franzöſiſchen Staat übertragen 
laſſen. Im Friedensdiktat werden Frankreich aber nur die Saargruben übereignet, an 
ven Eiſenbahnſtrecken hat es aber nicht das geringſte Recht. Was tut aber die Regie- 
rungskommiſſion, die do< als Treuhänderin die Intereſſen des Saargebiets zu ſchüßen 
hat? Sie duldet einfa; den Raub der Eiſenbahnlinien durch das „friedliebende und 
gerechte“ Frankreich, das hier wiederum aller Welt vor Augen führt, daß Macht vor 
Recht geht. 
Was bedeuten aber dieſe 41 Kilometer Eiſenbahnlinien für das Saargebiet? Bei 
dem jetzigen Zuſtand einen ganz bedeutenden Einnahmeausfall. Dieſer Einnahmeausfall 
wird einfach von der geſamten Bevölkerung durch erhöhte Steuern gedeckt. Von welcher 
Wichtigkeit dieſe Bahnen aber für das Saargebiet ſind, möge 'nachſtehende Tabelle 
etwas näher beleuchten: 
Es kommen an oder gehen ab 
(reiner Ortsverkehr) 
oder 
Eiſenb.- 
wagen 
* 1 je 20 t 
Die Sendungen laufen 
über Saargebiets3- 
grenze bei 
Mithin t/km 
auf den 
geraubten 
Strec>ken 
jährlich 
Bemerkungen 
inn 
Dillingen . . . . 
Völklingen . = . 
Hyſtenbach (Weſt) 
Merzig. 4 44... 
Bons 4428 
zuſammen : 
970: 00 
890 000 
56 000 
9 000 
70 000 
48 000 
44 500 
2 800 
450 
3 500 
Kerprichhemmer3dorf 
Ueberherrn 
Veberherrn 
Mondorf 
Ueberherrn 
12 640 000 
14 240 000 
448 000* 
90 000 
770 000 
* je zur Hälfte 
über Völklingen 
und Ueberherrn 
gerechnet. 
1995 000 | 
In dieſer Tabelle ſind unberückſichtigt geblieben die Sendungen, die von oder nach 
anderen Stationen als Völklingen, Dillingen, Hoſtenbach (Weſt), Merzig und Bous 
kommen oder gehen und die beſagte Strecken durchlaufen. Dieſe Sendungen dürften 
weit größer ſein, als die in vorſtehender Tabelle dargeſtellten. Erwähnt ſollen nur die 
Erzſendungen für die Neunkir<her Eiſenwerke ſein. Welchen Einnahmeausfall dies aber 
für das Saargebiet bedeutet, liegt. klar auf der Hand. Dieſer vechtswidrige Zuſtand iſt 
franzöſiſc<en Intereſſen entſprungen. 
Obwohl der Landesrat ſich mehrfach auch ſchon mit der Angelegenheit befaßt hat, 
wird von der Regierungskommiſſion nichts unternommen. Der Raub der Strecken wird 
zunächſt geduldet. Auch die Regierungskommiſſion verſchwindet einmal und dann werden 
wir wieder zu unſerem Recht kommen. 
"Zilles 
Verſchleppung junger Saarländer in die Fremdenlegion. 
Die Delegation der politiſchen Parteien des Saargebiets berichtete dem Völkerbunds- 
ſekretariat in Genf über eine Reihe empörender Fälle von Verſchleppung junger Saar- 
länder in die Fremdenlegion. Es befinden ſich 48 Saarländer in der Legion, davon 
415 Minderjährige. Ein beſonders kraſſer Fall iſt der des 17 Jahre alten Gymnaſiaſten 
Habura, des Sohnes einer angeſehenen Familie in Dillingen. Er wurde no< als Knabe 
in die franzöſiſche Legion aufgenommen. Troß wiederholter Bemühungen ſeiner Familie, 
die ſeine Freilaſſung zu erreichen beſtrebt war, iſt bisher in dieſer Richtung nichts erfolgt. 
Im Saargebiet vermutet man, daß die franzöſiſchen Bahnſchukßtruppen ein regelrechtes 
Fremdenlegionswerbebüro unterhalten, ohne daß der Proteſt der Bevölkerung die Saar- 
regierung bisher veranlaßt hätte, dagegen einzuſchreiten. 
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