Full text: 1931 (0009)

„Jeßt treib ich den Teufel mit Belzebub aus,“ kreiſcht er nach einem wilden Senſen- 
klingeln, ſpringt an den Ofen, erwiſcht zwei Topfdeckel und beginnt ſie zu reiben. 
Wie ein richtiger „Schneider meck, meck, meck“ tanzt er durch die Stube -- und ſein 
Beiſpiel reißt hin. Jeder und jede der Verwandten erwiſcht ein Geſchirr und ſpringt 
um den knirſchenden Theis und die halb ohnmächtige Mariann. 
„Mach mit, Du alter Eſel,“ ruft der Schneider. „Dann hörſt Du doch nur Deinen 
eigenen Radau und nicht den der andern.“ 
„JO ſO<meiß Euch heraus,“ flucht der wild gewordene Theis und kriecht ſchon den 
Schneider am Rockzipfel -- da knallt die Haustüre auf und „heraus das Brautpaar“ 
wiehern die Stimmen. 
„Gott ſei getrommelt und gepfiffen,“ ſtöhnt der Theis, fährt ſich an den Schlips, 
rupft am Kragen, gibt ſich einen Ruck und ſchreitet mit dem heiratsluſtigen Bräutlein 
auf die Türe, auf die Schwelle. 
„Hoh zur dürren Hochzeit,“ jubelt das Dorf beim Anblick des Paares. Noch einmal 
wächſt der Lärm zum höchſten Diskant -- und dann iſt Stille. 
„3 danke Eu<h,“ huſtet verlegen der Theis und ſchaut wie ein abgeſtrafter Schul- 
bub auf ſeine Braut. „Beim Stiefelwirt gibt es nachher ein Fäßhen =“. 
„3wei Fäßchen,“ fordert der Nachtſpuk, „für den Witmann eins und für die Witfrau 
eins -- und dabei bleibt es.“ 
Der etwas geizige Theis nickt ſeine Einwilligung dazu, ſtellt ſich aufatmend mit 
der Mariann ſchnell an die Spike des ſich ordnenden Zuges und marſchiert mit gemiſchten 
Gefühlen den Weg hinunter ins Wirtshaus. 
Die halbe Nacht kommt das Dorf nicht zur Ruhe. „Schallwaari dem Paare“ heulen 
betrunkene Burſchen noch bis in den Morgen hinein =-- und der Theis hat ſeine Mariann 
und das Dorf ſein Ereignis. 
Welche Bewandtnis hat es eigentlich mit dem Sc<hallwaari? -- Lange wußte ich es 
nicht, bis ein alter Bauer mich auf die Spur brachte. „Na, habt ihr die Geiſter aus- 
getrieben?“ frug er am andern Morgen einige verſchlafene Burſchen. Die Geiſter? = 
Jet hatte ichs. Nach dem Glauben des Volkes brütet der Geiſt der verſtorbenen Ehe- 
hälfte racheſinnend über dem Haupte des Witwers oder der Witwe. Damit er der Heirat 
kein Unglück bringt, zieht das Dorf vor das Haus und treibt mit ſeinem Höllenlärm 
die Geiſter von dannen. Darum ſchenkt der Bräutigam -- ohne daß er es ahnt = ſeinen 
Peinigern auch das Faß Bier, um ſich für aufopfernden Beiſtand zu belehnen. =- Bis 
ins Heidentum reicht es zurück, das Schallwaari bei der zweiten Hozeit. 
Klaus Schmaucd. 
Raub deutſcher Eiſenbahnlinien durch Frankreich. 
Von A. Z. 
Daß durc<h den Weltkrieg der Begriff zwiſchen Mein und Dein ziemlich verwiſcht 
wurde, iſt unbeſtreitbar. Im allgemeinen ſollte man aber annehmen, daß dieſe Erſchei- 
nung nur bei Einzelperſonen zu finden ſei, aber daß auch dieſe Erſcheinung bei Staaten 
zu finden iſt, will man nicht ohne weiteres glauben, und doch iſt es ſo. 
Nac<H dem Verſailler Diktat wurde Frankreich nur der vorübergehende Beſitz der 
Saargruben eingeräumt. Mehr aber nichts von deutſchem Eigentum. Und dennoch hat 
Frankreich niht unbedeutende Eiſenbahnlinien einfach eingeſteckt. Betrachten wir uns 
die Rechtsverhältniſſe der Eiſenbahnſtrecken der ehemaligen Reichseiſenbahnen in Elſaß- 
Lothringen, die innerhalb der Saargebietsgrenze liegen. Das ſind die Strecken: 
5) Völklingen--Ueberherrn (Grenze) 15 Kilometer, 
v) Dillingen--Kerprichhemmersdorf (Grenze) 13 Kilometer, 
c) Merzig--Mondorf (Grenze) .' 10 Kilometer, 
d) Bous--Wadgaſſen 1 Kilometer, 
e) Verbindungskurve bei Pachten 1 Kilometer, 
zuſammen: 41 Kilometer. 
Dieſe Strecken wurden aus Mitteln des Deutſchen Reiches erbaut, die Gemeinden, 
Kreiſe uſw. ſtellten das Land mehr oder weniger Koſtenlos zur Verfügung und leiſteten
	        
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