Full text: 1930 (0008)

Saarkaiender für das Jahr 1930 
Drei Tage hielt Tante Alwine dieſen Anblick tapfer aus. Dann aber betrat ſie ent- 
ſchloſſen den Laden und fragte nach dem Preis der ſchönen Haube. Die Haube? rief der 
Friſeur, die kriehn Se geſchenkt. Da han Ihr ſie. Wann ich das Ding nur angucke, wirds 
mir immer grien und gehl vor de Aue. . . Und er drückte ihr die Morgenhaube in die 
Hand. . . Tante Alwine aber ging raſch zu dem nächſten Kanal, an dem gerade gearbeitet 
wurde und verſenkte die Haube tief in das Loch und ſtieß mit dem Regenſchirm dreimal 
hinterher. 
Am nächſten Morgen, als ſie beim Kaffee ſaß, erſchien ein triefender Kanalarbeiter, 
der ihr, triumphierend über ſeine Findigkeit, die eben entdeckte Haube auf der Spitze 
ſeiner Schippe überbrachte. . . Da han ich ebbes herausgefiſcht, Madame! Und er hielt ihr 
die Haube entgegen. Selbſt der Aufenthalt in der Unterwelt hatte ihren Farben nichts an- 
haben können, ſie leuchteten wie Zimt und Regenbogen. . . Da hat Tante Alwine den 
Schlips in ihrem Zorn in den Ofen geſteckt. Aber ſie mußte drewunal Holz auflegen, bis er 
endlich verbrannte. . . 
mmmmemmmmmn:: 
Wieviel Rinner hann ihr dann? 
Sa" mol Hennrich, wieviel Kinner 
Sin'r eijentlich zeſamme? 
Frot der klääne Bub vumm Nachbar 
So'me an're Bub ſei Mamme. 
E Auweblick hat ſich bedenkt 
Dr Hennrich -- an ſo ſchwere Rede 
War'r nit gewennt -- 
Dann ſa't er: „Siwwe Kinner unn ääaän 
Määde!“ 
Aus: „"s Saarbrigger Herz“ 
von Studienrat Friedrich Schön. 
's erſ<hte Wort. 
Mei Biibhe ſhwäßtt ſhunn manches Wort 
Wie „Mam“ unn „Pap“ verſtän'ig, 
Ih glaawe awwer 's kummt no nit 
So recht 'm vum innwen'ig. 
Ään Wert<he awwer ſa't er ſtets, 
Wann's ſich aa dut geheere, 
Das Werthe: - „Nä“; ſo ſa't er ſtets, 
Wann ebb's er will verwehre. 
Jhr werre ſa'n: „Was is dabei?“ 
IH hal' druff große Sticker, 
Er ſprecht das Wort genau ſo aus 
Wie 'n richtiger Saarbricker. 
Aus: „"'s Saarbrigger Herz“ 
von Studienrat FriedriH Schön, 
Herbſt. 
Vunn Screinermeiſhder C. Schumann, 
Saarbrigge. 
Wer hat mir nur die Herbſchtzeitloſe 
So frieh dort in die Wieſ' geſeßt, 
Wo giſc<dert noh die bunde Roſe 
Met ihrem Duft mein Herz ergeßt? 
Es Veilche hat noh kaum geblieht, 
Aus dauſend Kehle nimmermied 
Geklung doch erſ<t es Friehlingslied! 
Hat nit der Maikips noch geſurrt? 
Im Wald die Durdeldaub gepurrt? 
Das war doch ewe erſcht gewähn? 
Un jeßt, wie ſoll ih das verſchtehn, 
Will rings die Welt ſchon ſc<loofe geh'n? 
Un doh! -- Guck die hohe Buche 
Krieh'n braune Naachtklääd hingebracht, 
Der Eichert, mied vumm Hußleſuche, 
Hat ſchunn die Läde zugemacht. 
Der Jſc<hel hat, ſcheint's, aa de Reſcht, 
Der polſchdert in der Heck ſein Neſcht, 
Jumpt bißje in -- bums! ſchlooft er feſcht. 
Wie? -- Grabt noh dort die Wuhlmaus- 
fraa? 
Un aach for mich werd's langſam Zeit! -- 
Ob dort wohl bei der Trauerweid 
Der Mann for mich das Bett bereit? =
	        
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