BEESE Mien
Saarkalender für das Jahr 19330
Eine Saarbrücker Begebenheit.
Alſo, da heert ſich doch alles uff,
ſagte der Schorſch, was mir do neilich
paſſiert is. Und er ſteckte ſich ſei Tu-
wakpfeif gemächlich an vor der auf-
horehenden Stammtiſ<hrunde in der
„Ziddi“.
IH han doch, wie jeder Menſch, e
Schwijermudder ... No, was das is,
das brauch ich Eich jo nit zu verzähle.
Das wees e jedes. Mancher ſteht ſich
gutt mit ſeiner Schwijermudder und
mancher nit. Das kummt ganz uff die
Beleichtung ahn oder uffs Tempera-
ment. Mit meiner ſtehn ich mich ganz
gutt, wann mir nit zuſammen kumme.
Sie kann nämlich ſo wietige Aue mache,
wann ihr ebbes nit paßt. Un zwiſche
uns hats viel gäb, was ihr nit gepaßt
hat. Wie mir aach noch in eenem Haus
zuſamme gewohnt han, das war e Zu-
verſiht. Alle Morje hats Krakehl gen.
Eemohl hat ſie owe ihr Blume begoß
un gerad uff mei neier hellgrauer Hutt.
Eemohl han ſie unſer Ente geniert, e
annermohl mei Kaninche, die kann ſe
nämlich nit rieche... Un ſo is es
kumm, daß mir uns das nei Haus ge-
baut han, uff der anner Seit von der
Saar und ſeitdem gehts als widder.
Vorausgeſetßt, daß mir uns nit ſiehn ...
Un da is neilich unſer Großtante ge-
ſtorb in der Gersweilerſtroß. Und weil
ſie nur ſo altmodiſche Dinges gehatt
hat, hat kens von uns ebbes davon ge-
wollt und mir hans verſteigere gelaßt.
Na, ich bin aach hingang und wie ich
do ſtehn zwiſche dene fremde Leit, die
ſiM unſerer Großtante ihr geſtickte
Fußſchemmelc<her, die Staubtuchkörb-
<her un Sofakiſſe, feſchtgeſtoppt wie
Eiſe, wie dorhtig geſteigt han, kumme
aach die alte Familiebilder drahn, die
ſonſcht iwerm Sofa in der gutt Stubb
gehenkt han. Un uff eemohl is mei
Schwijermudder drahn. E groß Foto-
grafie, Bruſchtbild, von der Sunn ver-
ſchoß, ime ſchwarze ovale Rahme, in
ihrer Pelerin, die Haub uffem Kopp
und nit grad ſcheen.
Es wird uffgeruft ... kei Menſch
ſteigt . .. Wer will dann ſo a alt Bild
han, von ſore alt Fraa... ? Na, damit
es nit leie bleibt, un am End uffem
Karre uffm Markt verſteigt wird mit
dem alt Eiſe, ruf ich, dreißig Penning.
Da ſaht hinner mir e Baßſtimm ſofort:
fuffzig. I< konnt nit ſiehn, wer das
war, dovor wars Zimmer zu voll Men-
ſche. Ih ruf alſo: e Mark. Un widder
der Baß: prompt Ens Fuffzig . . . Dun-
nerkeil, denk ich, wer kann dann ſo e
Intereſſe an meiner Schwijermudder
han? Und weil ich dene Kerl nite ſiehn
kann, kriehn ich e roter Kopp un ruf:
zwei Mark! . . . Und dann fang e Duett
ahn zwiſchen mir und dem unſichtbare
Baß. Ih will doch das Bild nit in
fremde Händ kumme laſſe, damit ſie
ſich noch iwer mich luſchtig mache, und
ich biet un biet und zuletzt ſin mir uff
finfezwanzig Mark kumm. Da han ich
uffgeheert und das Bild wird dem
Dicke hinner mir an der Wand zuge-
ſchlag.
Und wer wars? Roten emobhl...
Der Scorſ< tat einen tiefen Zug aus
der. Pfeife und ſtieß eine Rauchwolke
heraus . . . Da ſteht der Karel von Wi-
welkerche und feixt mich an mit ſeinem
breete Geſicht.
Ei biſcht Du dann vom Deiwel beſeß,
daß Du mich hochſteigſt weje dem alte
Bild, ſahn ich wietig.
Ah, ſaht er, un macht ſei unſchul-
ligſt Geſicht ... J<h han Dir nur e
Freid mache wolle, un Dir das Bild
vun Deiner Schwijermudder ſchenke.
Un er überreicht ſie mir, mei Schwi-
jermudder, in der Pelerin und ihrer
Haub'. . . Das eenzig, was mich an der
Geſchicht gefreit hat, ſin die 25 Mark,
die er dofor hat. bezahle müſſe......
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