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Saarkalender für das Jahr 1930
„Ic, ich hannet.“ Man hörte das Wiehern des Pferdes und der Knecht kam
die Treppe herauf. Er tappte in die hellerleuchtete Schlafſtube, wo ſein Herr
mit rotem Geſicht und geſchwollenem Hals, verpackt wie ein Wattebündel, in
ſeinem Bett thronte und ſchwenkte triumphierend einen langen Zettel, worauf
mit zierlicher, nur für einen Apotheker lesbarer Schrift einige Buchſtaben
hingemalt waren. „Da han ich das Rezept.“ |
Der Herr fuhr aus ſeinen Kiſſen auf . . . „Das Rezept?“ ſagte er. „Na,
und die- Medizin? Wo habt Jhr die?“
Sopp ſtand erſtarrt. Medizin? Davon hatte man ihm nichts geſagt . . . Er
war zum Doktor gefahren in ſchnellſtem Trab, daß der Schimmel faſt unterwegs
auf der Höhe krepiert war und hatte den Doktor zu Haus getroffen, der hatte
ihm das gewünſchte Rezept eingehändigt und er hatte damit Kehrt gemacht
unv war zurückgerattert, „ſo fix et ging.“ Und das da, hatte der Doktor geſagt,
ſoilte der Här alle Stond dreimal im Hals gaukeln. Und er ſchwenkte den
PRapierzettel.
kit „Und die Apthek 2?“ ſchrie Bulles, der ſeine Stimme plößlich wiedergefunden
atte.
„Die Apthek ?“ Aber, davon hatte ihm doch kein Menſc< etwas geſagt.
„Wat wäs ich, wat en Apthek is . . .“
„Hinaus,“ brüllte der Herr. „Hinaus!“ Und die Amie hatte erbleichend die
Hände überm Kopf gerungen, weil Sepp mit ſolcher raſenden Schnelligkeit das
Rezept beſorgt hatte.
Seitdem war's Na Ende mit ſeiner Dienſtzeit auf dem Hof. Mitten in der
Weinleſe . . . Die Menſchen ſind undankbar, denn der Joſepp kann doch nichts
dafür, daß er noch nie in einer Apotheke geweſen iſt . .
Wiegenlied
Von Otto Bruchhaus.
(Neunkirhner Mundart.
Schloof Kind<he -- ſchloof,
Mach ſcheen dei Aue zu;
Schdeck dir dei Deimhe
Enn dei Mund
Unn träum enn ſieſer Ruh.
Sc<loof gud, mei Liewer,
Unn ich bitt',
Loß heid dei Kreiſcherei,
Verſchdrammbel mir
Die Kiſſe nedd
Un treib kä Deiwlerei.
Unn wann de muſchd
Irgend wo hien,
Dann duh dei Mudder
Wecke,
Unn loß dei Vadder
Scheen enn Ruh
Sich no e bisje
Schdrecke. :
Schloof Kindhe -- ſc<loof!
Der ſchönſte Garten
Einen ſchönen Blütengarten
hab ich --.
Doch --
der ſchönſte --
liegt da draußen
vor den -Toren =
traumverloren.
Tauſend Blumen blühen dort.
und doch trägt man
immerfort =-
neue Blumen,
Blütenkränze
Him.
zu dieſem ewigen
Lenze.
MUC 4:
an ſeinen Blumenbeeten
ſtehen Menſchen ſtill
UND 2.26%
beten.
Otto Bruchhaus.
u.
eM