Saarkalender für das Jahr 1930
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Ein HRohlenlied aus dem Jahre 1865
Mitgeteilt von Prof. Dr. Fritz Kloevekorn.
In den Jahrzehnten nach 1815 haben die Franzoſen in Fortſezung ihrer Jahrhunderte
alten Rheinlandpolitik immer wieder verſucht, die Saargegend, die ſie in der Revolutions-
zeit gewaltſam annektiert hatten, in irgend einer Form ſich anzugliedern. Jedesmal,
wenn b«egehrliche Stimmen von Weſten her laut wurden, ſchallte es von der Saar mit
nicht mißzuverſtehender Deutlichkeit zurück: „Wir wollen nicht! Unſere Herzen ſchlagen
für Deutſchland!“ Beſonders kritiſche Jahre für die Bewohner der Saargegend waren die
ſechziger Jahre, als Napoleon Il. die Zeit gekommen glaubte, um ſeine Saarpolitik aus
der Sphäre politiſcher Kombinationen hinüberzuleiten in die politiſc<e Tat. Aber, je
unverblümter die franzöſiſchen Anſprüche auf die Saar in Reden, Preßartikeln und poli-
tiſ<en Broſchüren in die Erſcheinung traten, um ſo heftiger wurde in der Saargegend
der Widerſtand. Die Stadtverordneten von Saarbrücken und St. Johann betonten im
Jahre 1865 in einer Adreſſe an den König von Preußen aus Anlaß der 50. Wiederkehr
d2x preußiſchen Beſitzergreifung, daß dieſer Landesteil dem preußiſchen Staate einen
Zuwachs gebracht hat, der nicht nah Quadratmeilen, ſondern nach den unermeßlichen
Schäßern in der Tiefe und nah der Geſinnung der Bewohner zu bemeſſen ſei, deren höchſtes
Streben dahin gehe, auf dieſer Grenzmark eine feſte Stätte deutſcher Art und deutſcher
Sitte zu erhalten. Die Menſchen der Saargegend waren den Franzoſen höchſt gleichgültig,
ihr Intereſſs konzentrierte ſic auf die wirtſchaftliche Ausbeutung, vor allem der Kohlen-
gruben. In folgendem zeitgemäßen Kohlenlied, das nag der Melodie des bekannten
Becker'ſ<en Nheinliedes geſungen wurde, wurde in volkstümlicher, launiger Weiſe die
Ablehnung aller franzöſiſ<en Hoffnungen und Wünſche formuliert:
Sie ſollen es nicht haben
Das reiche Bergrevier,
Die anonymen Raben
Und Er, der gute Sir!
Sie können's nicht erſtreben
Das ſchöne Kohlenland,
Der König hat gegeben
Dafür ſein Wort zum Pfand.
So lang noh Preußens Knappen
Mit Glückauf fahren an,
Soll er es nicht erſchnappen
Der ſchlaue Frankenmann.
Sie können's nicht erſtreben
Das ſchöne Kohlenland,
Der König hat gegeben
Dafür ſein Wort zum Pfand.
Sie ſollen es nicht kriegen
Das ſc<öne Kohlenfeld,
Wir werden ſie beſiegen
Und brauchen nicht ihr Geld.
Sie können's nicht erſtreben
Das ſchöne Kohlenland,
Der König hat gegeben
Dafür ſein Wort zum Pfand.
So lang ein Schlägel ſchallend
Auf's harte Eiſen ſchlägt,
So lang das Flöz ſich knallend
Aus tiefem Schramm bewegt.
Sie können"s nicht erſtreben
Das ſchöne Kohlenland,
Der König hat gegeben
Dafür ſein Wort zum Pfand.
Sie dürfen ihn nicht haben
Den Sc<haßz am Saaresſtrand
Wir wollen ſelbſt dort graben,
Glück auf für's Vaterland!
Sie können's nicht erſtreben
Das ſchöne Kohlenland,
Der König hat gegeben
Dafür ſein Wort zum Pfand.
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