Full text: 8.1930 (0008)

Saarkalender für das Jahr 1930 
Die Konferenz! „Warum haſt du mid) geſtern nicht zum Eſſen ausgeführt, wie du 
doh verſprochen hatteſt?“ „Ach, Kind, ich war dur<h eine Konferenz unaufſchiebbarer 
Natur verhindert.“ „Mein Gott, hat deine Frau einen langen Namen! 
Aus dem Ehehimmel. „Morgen werden es 25 Jahre, daß wir verheiratet ſind. Meinſt 
du nicht, wir ſollten ein Huhn ſchlachten?“ „Was ſoll man denn das arme Tier ſtrafen 
für etwas, was vor 25 Jahren paſſiert iſt?“ 
„Und die Gewohnheit nennt er ſeine Amme!“ An dies Wort Schillers mußt ich denken, 
als ich zwei Frauen über eine Schar Kinder plaudern hörte, die trotz ſtarkem Autoverkehr 
auf der Straße ſpielten. Einer der Buben war auffallend klein und im Wachstum zurück- 
geblieben. Eine der Frauen: „Wem iſt denn der kleine Jung do?“ „Ach, der do, der ts 
dem dicken Bäcker do driben, der macht ja alles ſo klein!“ 
Moderne Herzen. Jn der Abenddämmerung ſtrebe ich den heimiſchen Penaten zu 
und komme in die Altneugaſſe. Vor mir trippeln auf hohen Stöckelſchuhen zwei hübſche 
junge Mädchen und unterhalten ſich lebhaft von „ihm“. Jh höre beluſtigt zu. „Marie,“ ſagt 
die eine, „meiner hat mir ſeidene Strimpfe verſprohe, awwer, wenn's druff ankommt, 
guatſc<t er blos von Liebe!“ 
„Uffgeknöppt!“ Während einer ſtarkbeſuchten Verſammlung in einem Saarbrücker 
Saal iſt eine Dame ohnmächtig geworden. Man trägt ſie in ein Nebenzimmer und ruft 
einen in unmittelbarer Nachbarſchaft wohnenden Arzt zu Hilfe. Der Bote tritt bei dem 
Arzt ins Zimmer und ſagt mit erregter Stimme: „A<h Gott, Herr Dokter, kumme Se fix 
emohl, do is e Dahm ewe in Ohnmacht gefall, es is e hibſch jung Fraa, uffgeknöppt 
han ich ſie ſchun ſelwer!“ 
Sogar. Bei der ehemaligen fürſtlich-ſaarbrücker Garde war, wie auch ſonſtwo, Vor- 
ſ<Hrift, daß, wenn ein Unteroffizier heiratete, die Braut 300 Taler Kaution zu ſtellen 
habe. Da war der Unteroffizier Siegel, gebürtig von Darlen, der ſich eine Braut in 
Biſhmisheim geſucht hatte. Befragt, ob ſie auch die nötigen Heiratstaler beiſammen habe, 
erwiderte er: „Dreihunnert? -- Mr munkelt ſogar vunn Dreihunnertunfünf!“ 
Tex Verräter. Die Familie hat Beſuch, der kleinſte Sohn kommt ſchmutzig vom 
Spiel auf der Straße, um die liebe Tante zu begrüßen. Mutter: „Eh' du die Hand gibſt, 
geh" in die Küche und waſche dich!“ Es geſchieht, bei ſeiner Rückkehr fragt er harmlos: 
„Mutti, haſt du früher Reichsbahn geheißen?“ „Du dummer Bengel, wie kommſt du 
darauf?“ „Na, auf dem Handtuch in der Küche ſteht es do<H: Reichsbahn.“ 
Italieniſches Saarbrücker Deutſch. Beim Zinnigießer (Zinngießer) Alberti, der lange 
vor dem Kriege ſich in der Talſtraße angeſiedelt hatte und ſich ein leidlich gutes Saar- 
brücker Deutſch angeeignet hatte, las ich eines ſchönen Tages an der Ladentüre: 
Aide nomihdah zudispir, Gind kabut!, womit er ſagen wollte: Heute nachmittag 
gei<hloſſen (zugeſperrt)), Kind geſtorben! C. Sh. 
Er weiß es. In Ensheim war „Sc<nidderſch Frenz“ das früher überall übliche 
Original. Bei einer Bittprozeſſion gegen Hagelſchlag und ſonſtige Schädigung der Korn- 
frucht, bei der ſich die Teilnehmer dreimal um den Bann bewegten, ſtand plößlich 
der Frenz mitten im Wege und winkte ab. „Ihr Leit,“ rief er, „dr gehn dreimol um 
die Miehl erum, do leid" die Frucht mehr not, wie drauß in em Feld!“ 
Sportbegeiſterter Saarbrücker. Ein junger Sportler erzählt ſeinem Freunde begeiſtert 
von dem ſiegreichen Endſpurt ſeines Bruders Robert: ,. . . . un dann iſſer gelaaft, eich 
ſahn Dir gelaaft, daß ſei Knie Funke geſchlah' han! . ... “ 
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