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Saarkalender für das Jahr 1930
Gut gegeben. Drei uzluſtige Städter begegnen einem penſionierten Bergmann. „Guten
Morgen, Vater Abraham!“, ſagt der eine. „Guten Morgen, Vater Jſaak!“ grüßt der
zweite. „Guten Morgen, Vater Jakob!“, ſetzte der dritte hinzu. =- Darauf der alte
Knappe: „I< ſin wedder Abraham, nod Jſaak, noc< Jakob, ſondern Saul, der Sohn des
Kis, der ausging, ſeines Vaters Eſel zu ſuchen un ich han ſe gefunn!“
Gut gemeint. Als im Jahre 1913 das deutſche Volk den einmaligen Wehrbeitrag aufs
bringen mußte zur Komplettierung der deutſchen Rüſtung, kam zu dem Gemeindevorſteher
einer Bürgermeiſterei im Kreiſe Ottweiler ein armer Teufel und wollte 15 Mk. zum Wehr-
beitrag zeichnen. Der Beamte bedeutete ihm, daß dieſer Betrag nur von den vermögenden
Stoatsbürgern aufgebracht werde und er nicht infrage käme. Der Patriot ließ ſich aber
nicht abſpeiſen. Auf die weitere Frage des Ortsvorſtehers, woher er bei der dürftigen Lage
die Mittel dazu habe, antwortete der andere treuherzig: „Ja, Herr Gemeindevorſteher,
Geld han ich käns, eich well die 15 Marke afſetßze!“ -- Der Opferwillige
hatte ſicher ſhon mandhe Mark abgeſeſſen, daher mag ihm der geniale Gedanke gekommen
ſein, ſeine „Sitzſamkeit“ auch einmal in Patriotismus machen zu laſſen. Nur ſchwer konnte
der Mann von ſeiner Jdee abgebracht werden.
Rückſichtsvoll. Der Hauptmann S. vom Regiment 70 hält auf dem großen "Exerzier-
platz eine Gefehtsübung ab. Luſtig knallen die Platzpatronen in den nahen Stiftswald
hinein, = Doch was war denn das? Aus dem Wald ertönten auch Salven. -- Sondoxr-
bar! -- Nicht lange darauf tritt ein Jäger aus dem Waldesgrün, ſchwenkt den grünen Hut
und mad)t ſich ſo bemerkbar. „Stopfen!“ ertönt das Kommando. Von der Kompagnie fällt
kein Schuß mehr. Der geheimnisvolle Jäger kommt näher und macht den Häuptling
darauſ aufmerkſam, daß im nahen Walde und auf Spicherer Bann Treibjagd ſei, an welcher
auch der Garniſonälteſte, General X., teilnehme. Er bat den Hauptmann, das Schießen
vinzuſtellen und abzurücken. Darauf gab der ſpaßige Hauptmann folgenden Befehl dem
Horniſten: „Blaſen Sie zum Sammeln, aber ſo leiſe, daß es die Haſen nicht hören!“
Wenn der Vater mit dem Sohne . . . . In Neunkirchen, in einer bekannten Wirt=-
ſchaft, ging es hoch her: „Salvatorfeſt“, In einer Eke ſizt eine feuchtfröhliche
Korona älterer trinkfeſter Bergbeamterx und die halben Literkrüge wurden fleißig
geleeri. =-- Reichlid) ſpät wird die Sitzung aufgehoben, und es geht ans Bezahlen. Ein
marltialiſcher Steiger hatte die allermeiſten Striche auf ſeinem Bierunterſaß. Die Kellnerin
zählt 21 Halbe heraus. Mit ſelbſtgefälligem Lächeln meint der Meiſtertrinker: „Gelle,
Hulda, eich menn, eich ſinn de Habſchde!“ =- „O ns,“ ſagte darauf die Hebe, „do hinne
am ronde Diſch hinnerm Biffeh ſißt e junger Borſch, der hot ſchon de 23.!“ =- Darauf
der Andere: „Denne muß ich ſiehn, brengeſe ne her!“ -- Die Hulda ging fort und kam
gleich darauf mit dem Rivalen an. Der Steiger ging hin und ſah -- ſeinen Sohn.
In den Armen lagen ſich beide . . . Heim ſind ſie aber noh nicht gegangen.
Der Kunſtkenner. Ein Berliner Freund des S. K. ſchreibt: Wir erhalten Beſuch aus
Neunkirchen und wollen dem braven Landsmann die Reichshauptſtadt zeigen, doch or
mödte nur eine Gemäldegalerie beſuchen. Es geſchieht. Wir bemerken aber ſofort, daß
ihm die Malerei und ihre Würdigung, wenigſtens bisher, ferngelegen hat. Wir nennen
3. B. bei den Porträts die Namen der Künſtler, er hält ſie für die der Dargeſtellten. Da
viele Beſucher anweſend ſind und unſer „Kunſtkenner“ ſehr laut ſpricht, wird uns die
Sache peinlich. Da ſieht er am Ende eines Saales ein Marmorkunſtwerk, auf einem Tiger
hingeſtreckt eine nackte Nymphe, die von der ſchlanken Linie nicht angekränkelt iſt. Um
uns mit ihrem Lehrer eine Schar junger Künſtlerinnen. Unſer Freund bricht mehr laut
als begeiſtert in die Worte aus: „Na, unn weris denn die Dick do!“ Da hielten
wir es aber doch an der Zeit, die Galerie ſchleunigſt zu verlaſſen, das Gelächter der
Jugend höre ich heute noch.
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