Saarkaiender für das Jahr 1930
Re CujoX
Ee
Heiteres aus dem Saargebiet
aus alter und neuer Seit.
Geſammelt und bearbeitet von A. Z
Vom alten Sanitätsrat L. ſendet ein Sulzbacher Freund des „Saarkalenders“ noch
nachſtehende Anekdoten: An einem drückend ſchwülen Nachnmtttag unterſucht der durch
ſeine umfangreiche Praxis bereits übermüdete Sanitätsrat einen Kranken auf ſeine
Lunge. Dabei ſchläft er ſanft ein. Nachdem er eine ganze Weile auf dem breiten Rücken
des Bergknappen ausgeruht hat, ſchreckt er in die Höhe und erklärt die Unterſuchung
für beendet mit den Worten: „Merken Eich das nur, mei Lieber, ne Hand voll Sc<loſ
is gut, immer gut!“ „I< dank Eich, Herr Dokter,“ antwortet beim Abſchied der Patient.
„Nee, das muß ich ſahn, ſo grindlich han mitch noh Keener unnerſucht unn Dank aach vor
ſo billig Medizin.“ Damit drückt er dem Sanitätsrat treuherzig die Hand und verſchwind2t,
entzückt von der Heilkunſt des alten Meiſters.
FE
Der alte Steiger R. war längere Zeit leidend, er rannte in ſeiner Not zu allen
Aerzten der ganzen Umgegend, aber niemand konnte ihn heilen, ſodaß man allgemein
mit dem Ende ſeiner Tage rechnete. Eines Abends ſien wir beim gemütlichen Shoppen
in der „Poſt“, als wir das kranke Hinkel friſ<q und munter vorübereilen ſehen. „Wr
mag dem wohl geholfen haben, er lag ja ſhon halb in der Totenlad?“ „J< war's, ich
habe ihn geſund gemacht,“ erklärte der Sanitätsrat. „Womit, darf man das erfahren?“
„O ja, die Sache iſt einfach, er war ja bei einer großen Reihe Kollegen geweſen, und
ſ<ließlich rief man auch mich. Aber ih kümmerte mich als Arzt nicht um ihn, ging gar
nicht hin, na =- und da wurde er geſund.“
Nachſtehende Unterhaltung mit einem Patienten lebt noh hier in der Erinnerung
der Bevölkerung. Patient: „Jett ſahn Sie nur offe, Herr Sanidädsrad, was mir fehlt,
wo ich's han. Awwer nit uff griechiſch oder lateiniſch . . .“ „Ihnen fehlt gar nichts, Sie
haben eine Saufleber, trinken zu viel und ſind ein Faulpelz.“ = „So, ſo, un jetzt ſahn
Sie mir's noh emohl uff griechiſch, damit iHh's meiner Alden widderſahn kann.“
L. verordnete einem jungen Mädchen aus Dudweiler eine Medizin gegen unerträg»
liches Kopfweh. Nach einigen Tagen erſchien die Schöne wieder und jammerte, daß jie
keine Linderung durch die Pulver verſpürt habe. „Was ſoll ich nun machen?“ wimmerte
ſie, worauf der Sanitätsrat in aller Ruhe: „Heiraten Sie!“ „Vergehen dann meine
Kopfſhmerzen?“ „Sicher, ſicher, Sie verlieren ſie, aber der Mann hat ſie dann nod)
ſhlimmer!“
Bei L. erſcheint ein Patient unſauber am Körper, eine Nachläſſigkeit, auf die der
Alte ſtets ſehr empfindlich reagierte. „Na, hören Sie mal,“ faucht er daher den Kranken
an, „Hände und Arme hätten Sie ſich doch ſchon waſchen dürfen!“ „Awwer, Herr Dokter,
i< han's doh) nure im Hals!“
Wo ſien die Stimmbänder? In der Obertertia des Gymnaſiums hatten wir in der
Naturunterrichtsſtunde den menſc<lihen Körperbau zum Thema. Meinen Klaſſen-
kameraden E. intereſſierte dieſer Stoff aber recht wenig. Das bemerkte der Lehrer Dr. R..
der gerade die Lage der Stimmbänder erklärt hatte. Deshalb fragte er den Mitſchüler:
„Alſo E., wo ſigen die Stimmbänder?“ Das wußte E. zwar nicht näher zu beſchreiben,
aber antworten mußte er doch, und ſ9 belehrte er die aufmerkſamen Zuhörer durch die
ganz neue Entdeckung, indem er antwortete: „Hinten!“ Auf] weitere Erklärungen
aber ließ er ſich leider nicht ein, verſtand anſcheinend auch eine ganze Weile gar nicht,
warum Lehrer und Schüler in helles Gelächter ausbrachen.
d 1