Full text: 1930 (0008)

Saarkalender für das Jahr 1930 
waergee. 
Don der alten Saarbrücker Stadtverfaſſung. 
Mitgeteilt von Prof. Dr. Ruppersberg. 
An der Spitze der ſtädtiſchen Verwaltung ſtand bis zum Jahre 1798 der Meier, der 
alljährlic< aus der Bürgerſchaft gewählt wurde. Er leitete die Sizungen des Stadtgerichts, 
das ſowohl die Verwaltung der ſtädtiſchen Angelegenheiten als auch die niedere Gerichts- 
barkeit handhabte. Das Stadtgericht, „die Herren Gericht“ beſtand aus ſieben Schöffen, 
von denen Saarbrücken vier und St. Johann drei zu ſtellen hatte. Der gewählte Meier 
war zur Annahme des Amtes verpflichtet; wenn er es ablehnte, ſo mußte er 20 Gulden 
bezahlen. So finden wir im Stadtprotokoll folgende Eintragungen: 
3. November 1796 
Soll Philipp Köhl dahier pro dispensatione des Meier-Amtes 20 Gulden bezahlen. 
30. Januar 1797 
Georg Philipp Benz zahlt pro dispensatione von dem Meier-Amt 20 Gulden. 
Konrad Geiſt desgleichen 20 Gulden. 
Ludwig Wahlſter similiter (ebenſo) 20 Gulden. 
Die Aufnahme in die Bürgerſchaft geſhah nur unter beſtimmten Bedingungen. Jeder 
neuzuziehende Bürger mußte eheliche Geburt, freien Stand, die Fähigkeit, ein Handwerk 
oder Gewerbe zu treiben, und ein Vermögen von mindeſtens 300 Gulden nachweiſen, 
einen Feuereimer liefern und ein Einzugsgeld bezahlen, von dem nur Bürgerſöhne frei 
waren. Auch mußte er einen einheimiſchen Bürger als Bürgen ſtellen und die Erfüllung 
der bürgerlichen Pflichten geloben. 
Dafür einige Beiſpiele: 
„Actum den 3. July 1797. Wurde Carl Stehlinger von Carlsruh in die hieſige Burger- 
ſhaft aufgenommen und gelobet auf die bürgerlichen Artikel geziemend an und hat vor 
ſeine reception als Fremder zu zahlen 60 Gulden.*) 
x) Wenn der Aufzunehmende eine Bürgerstodhter geheiratet hatte, ſo zahlte er nur die Hälfte, 
Vor den ledernen Feuereimer 3 Gulden, 
dem Herrn Stadtmeier 6 Z, 
vor die Einſchrift vor ſich und ſeine Frau 2 Gulden. 
Bürge iſt Johann Eichacker. 
Den 26. Februar 1797 wurde Heinrich Chriſtian Koh, der hieſige Apotheker, ein 
Burgerſohn, in die Burgerſchaft recipirt, nachdem er zuvorderſt auf die burgerlichen 
Artikel geziemend angelobt und hat zu zahlen 
dem Herrn Stadtmeier 6 3 
vor den Feuereimer 3 Gulden 
vor die Einſchrift 1 Gulden. 
Bürge iſt Joh. Philipp Kraemer. 
In derſelben Weiſe wurde in demſelben Jahre Heinrich Gottlieb, ein Dreher und 
Bürgerſohn von St. Johann, Chriſtian Kuhn, ein Bürgerſohn und Spengler von 
St. Johann, Peter Pfeifer, „ein Burgers Sohn, ſeiner Profeſſion ein Wagner,“ Jakob 
Bohrer, ein Schumacher, Adam Fürſt, Paul Marſchall, Jakob Gelf, Friedri Frölich, 
Philipp Geisbauer, Peter Ammon, Kaſpar Karcher, Karl Löw, FriedriH und Heinrich 
Franz, Johannes Hild, Kaſpar Bur< u. a. als Bürgerſöhne in die Bürgerſchaft auf- 
genommen. Ein Bürger von St. Johann, der na<h Saarbrücken hinüberzog, mußte 
1 Gulden bezahlen. So heißt es im Jahre 1797: 
„Ziehet Heinrich Köhl, ein Becker von St. Johann, hieher nach Saarbrücken und 
hat für ſeinen Herüberzug 1 Gulden zu zahlen.“ 
Aber nicht alle Bewohner der Städte beſaßen das Bürgerrecht. Außer den eigentlichen 
Bürgern gab es Hinterſaſſen, die kein Bürgerrecht hatten und 4 Gulden, Witwen 1 Gulden 
12 Kreuzer jährlich als Abgabe bezahlen mußten. Im Jahre 1796 gab es in Saarbrücken 
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