Saarkalender für das Jahr 1930
30. September: Eine der angeſehenſten Handelsfirmen
des Saargebiets, das Kaufhaus Gebr. Sinn,
blikt heute auf den 50. Jahrestag der Gründung
zurük, Im Jahre 1878 wurde die Firma ins
Ceben gerufen dur< Arnold Becker, einen Bürger,
der ſic u. a. auch um den kommunalen Fort-
ſ<ritt, unſeren Handel uſw. reiche Derdienſte er-
worben hat.
September: Enthüllung des Kriegerdenkmals in
Saarlouis vor der früheren Kommandantur
Weibe des Ehrenmals in Geislautern.
Oktober 1928,
Oktober: Die Saarbahnen hatten im September
täglid 47000 Eiſenbahnfahrgäſte. Insgeſamt
wurden. ] 449 682 Fahrkarten verkauft, im Saar-
brüker Hauptbahnhof 218 874. An Sendungen
ſind zu verzeihnen 12497, Expreßgutverkehr
27 506 Sendungen, Im Güterverkehr wurden
inſgeſamt 154 246 Wagen geſtellt, 100 847 nur für
Kohlen. An Gütern befördert 1 99 530 Tonnen.
Der Bewältigung des Perſonenverkehrs dienten
427 344 Zugkilometer und 12 486 1356 Wagenads-
kilometer. Der Güterverkehr erforderte 94 353
Zugkilometer und 11 179 307 Wagenkilometer.
Oktober: Saarlouis zählt heute 15927 Ein-
wohner.
Oktober: Die Regierungskommiſſion genehmigt
die Anpachtung des weitbekannten Exerzierplaßes
der „Dreißiger“, des „Großen Sand“, dur< die
Gemeinde Fraulautern.
Oktober: Dudweiler zählt 24 249, Bürgermeiſterei
Dölklingen 34 539 Perſonen.
Oktober: Der neugegründete Derein für das
Auslandsdeutſ<tum tritt zum erſten Male mit
einem Werbeabend an die GWeffentli<keit. 40
Millionen Deutſ<e außerhalb der Reichsgrenze.
Rei<sminiſter a. D. Külz ſpraM über „QAus-
landsdeutſ<tum und Heimat“. Anmeldungen für
die Ortsgruppe Gutenbergſtraße 11a (Dr. Maaß),
Einzahlungen von Mitgliedsbeiträgen auf Poſt-
ſjHekkonto 1892 Saarbrüden.
Oktober: Das Reihsgeriht erkennt entgegen dem
Urteil des Candgeri<hts 1 Berlin und des
Kammergerihts die Derpflihtung des preußiſchen
Staates an, die Gehälter der Saarbeamten denen
der preußiſchen Beamten gleichzuſtellen.
Oktober: Saarlouis weiht eine neue Turnhalle
(„Jahnhalle“) feierlich ein.
Oktober; WiebelskirHen wird Bahnſtation. =
Gegen einen dreiſten franzöſiſchen Uebergriff
ma<t die Deutſ<-Saarländiſ<e Dolkspartei
Front. Seit Jahrzehnten im Saargebiet wohnende
Elſaß-Lothringer, die zwar durc< den Derſailler
Pakt Franzoſen geworden ſind, aber erneut die
preußiſ<e Staatsangehörigkeit erlangt haben, er-
halten Geſtellungsbefehle. Die Regierungskom-
miſſion teilt mit, daß man die franzöſiſche Staats-
angehörigkeit nur mit Genehmigung des franzö5-
ſiſc<en Iuſtizminiſters aufgeben könne, Dies
widerſpriht aber dem FTriedensvertrag, nach
welchem eine neue Staatsangehörigkeit den Der-
luſt der anderen zur Folge hat. In einer Familie
erſ<ien ſogar ein franzöſiſ<er Soldat und drohte
einem derartig „„Geſtellungspflichtigen“ mit Feſt-
nahme. Der Präſident der Regierungskommiſſion
wird erſu<t, ſol<Hem Unfug ein Ende zu maden.
Oktober: Mit Beginn des Winterfahrplans Ein-
führung des Zweiklaſſenſyſtems „„Holzklaſſe“ und
„Polſterklaſſe“.
Oktober: Die ehemaligen Dreißiger beſchließen,
ein Ehrenmal für das alte Saarlouiſer Regiment
zu errichten.
Oktober: Als oberſter Grundſaß der Regierungs-
kommiſſion iſt ihr die Wohlfahrt der Bevölbe-
rung vorgeſ<rieben. Die Derwaltung hat infolte
franzöſiſ<er Umtriebe vollkommen verſagt, In
der lezten Zeit hat ſie u. a. 225 Mill, Ir, den
franzöſiſcen Banken zu einem niedrigen Zins-
ſaß zur Derfügung geſtellt, deutihen Banken nur
5 UWlillionen.
Oktober: Geh, Iuſtizrat Dr. K. Röchling vollendet
ſein 70, Lebensjahr. Langjähriger Landtagsabge-
ordneter, Dorkämpfer der Saar- und Moſelkana-
liſterung. Bekannt no< aus ſeinem Ringen um
dies Ziel die Worte: „Gebaut wird er doh!“
Sein Werk au< Einri<tung des Saarbrüder
Grundbuchamtes, Mitbegründer der „Harmonie“,
Dorſigender des Derwaltungsrates des Stiftes
St. Arnual Dr. Rödling rief den „Sduß des
Saargebiets“ ins Ceben; hieraus entwickelte ſich
die bedeutungsvolle Arbeit des „„Saarvereins“,
dem wir nie genug dankbar jein können.
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Oktober: Der Saarbrücker Stadtrat rednet
wieder einmal mit der Regierungskommiſſion ab,
da ſie die Geſundung unſerer Wohnungsverhält-
niſſe dur< übertriebene und unberechtigte Forde-
rungen erſ<wert, ohne ſelbſt wirkungsvoll ein-
zugreifen. TJeſtgeſtellt wird au<, daß das fran-
zöſiſ<e Regierungsmitglied Morize eine Steuer-
exekution bei einer großen franzöſiſc<en Jirma
verhinderte und damit dem Betrüger Gelegenheit
gab, ohne Zahlung ſeiner Steuern na<h Frankreid)
zu verſ<winden. Betont wird in der Sißung: „Die
Bürgerſ<aft proteſtiert ganz entſchieden dagegen,
daß franzöſiſche Steuerdrückeberger den amtlichen
Schuß eines Regierungsmitgliedes genießen.“
Oktober: Im 73. LCebensjahr Georg Hedel,
Seniorhef der weltbekannten Saarbrücker Draht-
ſeilfabrik, *F. Reiche Betätigung im wirtſchaft-
lihen und kommunalen Ceben, u. a. 20 Jahre
Yorſikender der Südweſtdeutſ<en Eiſenberufs-
genoſſenſ<aft.
Oktober: Oberberghauptmann Flemming, Saar-
länder, wird zum preußiſchen Oberberghaupt-
mann und Miniſterialdirektor ernannt. Geheim-
rat Flemming als Uachfolger von Schanz wird
entſ<eidenden Einfluß bei der Löſung des Saar-
problems haben. 1895 Bergreferendar, 1903 Berg-
inſpektor in Kamphauſen, 1907 Bergwerksdirek-
tor, 1911 Bergrat in Saarbrücken, 1920 Geh.
Oberbergrat.
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15.
Oktober: Candung des „Graf Zeppelin“ in LCake-
hurſt um 23.30 Uhr unſerer Zeit.
Oktober: Wit allen Mitteln wird die elſaß-loth-
ringiſ<e Wirtſ<aft gegen das Saargebiet mobil
gema<ht. Man will den Saarmarkt nicht verlieren,
Die Behauptung über einen jährlihen Umſaß
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