Saarkalender für das Jahr 1930
Die unroiſſende Firma Michelin? Die bekannte franzöſiſche Firma Michelin verſandte
an ſaarländiſche Bürgermeiſter ein deutſch abgefaßtes Schreiben, das mit folgenden
Sätzen beginnt:
„Zurzeit befaſſen wir uns mit den Arbeiten der Neuauflage für das Jahr 1929 unſeres
„Führers durch Frankreich“, wobei wir die Abſicht haben, auch Ihre Ortſchaft zu be-
ſchreiben. Da wir ganz beſonders darnach ſtreben, ein möglichſt genaues Tourenbuch zu
verwirklichen, erlauben wir uns, an Ihre werte Mitwirkung zu appellieren . . “
Die Abſicht der Firma Michelin nach Herausgabe eines „möglichſt genauen Touren-
buches“ hat auch die ſaarländiſchen Bürgermeiſter ſympathiſch berührt. Darum haben ſie
-- ſoweit ſie die Anfrage nicht in den Papierkorb verſenkten -- nah Paris mitgeteilt,
daß das Saargebiet als untrennbarer Beſtandteil des Deutſchen Reiches in einen Führer
durch Frankreich nicht hineingehört. Es wäre gut, wenn die Saarbrücker Vertretung der
Fixma das Haus Michelin etwas beſſer über die politiſchen und geographiſchen Verhältniſſe
dez Saargebiets inſtruierte.
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Die Saarbrücker Roſenjungfrauen.
Mitgeteilt von Prof. Dr. h. c. Ruppersberg.
Unter dem franzöſiſchen Kaiſerreich (1804-1814) mußte alljährlih nicht nur der
Geburtstag des Kaiſers am 15. Auguſt, ſondern auc<; der Tag der Kaiſerkrönung
(2. Dezember) in Saarbrücken gefeiert werden. An dem letzteren Tage wurde ein
unbeſcholtenes Mädchen als Roſenjungfrau (rosiere) mit einem ehemaligen Soldaten
getraut und erhielt eine Mitgift von 600 Fr. aus den Mitteln der Gemeinde. In den
Protokollen der Beratungen des Stadtrates (Munizipalität) der Mairie Saarbrücken
finden ſi; in einigen Jahren die Namen der Neuvermählten aufgeführt.
Im Jahre 1807 erhielt Charlotte Bauer von Saarbrücken die 600 Fr. in 15 Napoleons-
dor. Jhr Bräutigam war Philipp Jakob Roſenkranz vom 10. Regiment Jäger zu Fuß.
Im Jahre 1809 war Sophie Beilſtein Roſenjungfrau; ſie vermählte ſic mit Andreas
Friedrich Kugler vom 13. Regiment Jäger zu Pferd.
Im Jahre 1810 heiratete die Roſenjungfrau Katharina Eliſabeth Müller, Tochter von
Johann Matthaeus Müller und ſeiner Ehefrau geb. Siegel, den Peter Krämer vom
Grenadierregiment Ile de France.
Im Jahre 1811 wurde am 9. Juni die Taufe des erſehnten Kaiſerlichen Prinzen,
des „Königs von Rom“, durch Vermählung von zwei Paaren gefeiert: Sophie Magdalene
Köhl vermählte ſih mit Wilhelm Philippi vom 4. Grenadierregiment und Margarete
Schmeer von Biſchmisheim, das damals zur Mairie Saarbrücken gehörte, heiratete den
Johann Nikolaus Wagner in Biſchmisheim, der im 46. Grenadierregiment gedient hatte.
Damals wurden zur Erinnerung an dieſes Feſt die ſieben Eichen gepflanzt, die auf der
Höhe der Straße nach Riegelsberg ſtehen, wo der Bergmannspfad nac<h der Grube
Von der Heyd? ſic abzweigt.
Am Krönungstag (2. Dezember 1811) heiratete „Demoiſelle“ Eleonore Mohr , Tochter
von Johann Jakob Mohr, den Johann Philipp Petzinger, Militaire reforme vom 15. Dra-
gonerregiment.
Am 2. Dezember 1812 vermählte ſich Katharina Magdalene Brand, Tochter des
Shneiders Georg Brand, mit Johann Prim vom 3. Huſarenregiment.
Auch nach der Schlacht bei Leipzig wurde der Krönungstag noh gefeiert. Am
2. Dezember 1813 heiratete Karoline Brand, Tochter von Georg Brand, den Louis Baum
vom 6. Regiment Jäger zu Pferd. Der Vater Brand und ſeine Frau hatten ihre Töchter
offenbar gut erzogen.
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