Saarkalender für das Jahr 1930
Mate während ſeiner langjährigen Laufbahn erleben, daß er dem Fiskus 10 Mk. ſchenkte;
denn die Reviſoren konnten nicht anders, als die Kaſſe abſchließen, ein Protokoll auf-
nehmen und die 10 Mk. als Einnahme vortragen. Dann Unterſchreiben des Reviſions-
protokolls -- Abſchiedskraßzfüße -=-- Schluß.
Koum waren die Saarbrücker Herren zur Türe hinaus, als Rechnungsrat A. wütend
durch die Kaſſenräume ſchnob. Er ſuchte einen gewiſſen Jemand. „Wo is bloß Zwil-
anwärier S.?“ fragte er. „Der hat ſich gerade einen Krankenſchein geben laſſen und ſich
krank gemeldet!“ wurde ihm zur Antwort. „Na, ich kriege ihn ſchon,“ brummte A. in den
Bart, ging in ſein Kaſſenzimmer und tat ſeinen Dienſt, als wenn nichts geweſen. EP)
„Uennſt du das Land... 2?"
Don A. 3.
Wis weit wir noch 1929 entfernt ſind, die Hände in den Schoß legen zu dürfen und
nichi Hand in Hand mit dem Bund der Saarvereine unermüdlich für Aufklärung über
unſere Heimat zu ſorgen, dafür hier nur noh ein Beiſpiel. Der Kultusminiſter von Braun-
ſ<hweig, Sievers, ſollte ſich eiligſt ein Privatiſſimum über die Lage und die Bevölkerung
des Saargebiets halten laſſen, denn ſein Wiſſen ſcheint in dieſen Punkten die Note
„ungerügend“ zu verdienen. Es war dieſem Herrn Kraft ſeiner Machtvollkommenheit
vorbehalten, in den ſtädtiſchen Schulen Braunſchweigs die Verteilung von Schriften über
das Saarrevier zu verbieten. Erfreulich iſt es, daß die „Braunſchweigiſche Landeszeitung“
dem hochmögenden Beamten ſofort das Nötige eröffnete. Es heißt da zum Schluß des
Artikels: „Verſtändnislos ſteht man ſolcher von Haß gegen alles, was deutſch heißt, was
nach „national“ klingt, diktierten Maßnahmen gegenüber . . . Daß dem braunſchweigi-
ſchen Kultusminiſter jedes Gefühl für die Not ſeiner Parteigenoſſen, das Verſtändnis für
das Seimſehnen ſeiner vom deutſchen Volke getrennten Volksgenoſſen abhanden ge-
kommen iſt, dafür fehlt uns jedes Begriffsvermögen. Armer Herr Sievers! Armes braun-
ſ<weigiſches Land, das einen ſolchen Miniſter tragen muß. Armes Saarland, das auf
ſjol<;e Männer hofft!“
Kultusminiſter Sievers hat jedenfalls nur gefehlt, weil ihn ſeine geographiſchen
Kenntniſſe im Stiche ließen; er ſucht das Saarland auh wohl „in der Gegend von Met“.
Hoffentlich tut er heute Buße in Sack und Aſche und wird von einem haßerfüllten Saulus
zu einem bekenntnisfrohen Paulus.
Saargebiet (France). Man ſollte es nicht für möglich halten, aber es iſt ſo: im Reich
gibt es immer noh Leute, die über die völkiſche und ſtaatliche Zugehörigkeit des Saar-
gebietes im Zweifel ſind. Eine Brebacher Firma erhielt ein Offertſchreiben einer Braun-
ſchweiger Firma, deſſen franzöſiſch gehaltener Text den Empfängern in = Frankreich
offenbar den Warenbezug erleichtern ſoll. Wenn gewiſſe Franzoſen das Saargebiet für
Frankreich reklamieren, ſo kann man das ſchließlich mit der falſchen Information durd)
die Propagandiſten entſchuldigen. Wenn jedoch Deutſche aus Brunswick (Allemagne)
dem Monsieur le Directeur des Etablissemehnts X. Y. Brebach (Saargebiet) nahelegen,
von ihnen Balances ensacheuses zu beziehen und zu dieſem Zweck mit franzöſiſchem
Arſchreiben einen franzöſiſchen Proſpekt überſenden, ſo iſt das einfach unverzeihlich.
Gibt es in Braunſchweig eine Ortsgruppe des Saarvereins? Wenn nicht, ſo wäre ihre
ſh<leunige Gründung am Plaße.
;
kl