. Freundvilligem Entgegenkommen bin ich auch ſonſt, wo ich anklopfte,
begegnet, es wird dabei heute auch nicht weiter überraſchen, daß dies diesſeits
wie jenſeits der Grenzpfähle geſchehen iſt.
Eine herzliche Freude und willkommene Ueberraſchung dürfte es für
alle Mitkämpfer im Saarſtreit und insbeſondere für meine Derbannungs-
genoſſen ſein, daß der Regierungspräſident von Stettin, Herr v. Half ern,
in treuem Gedenken an ſeinen früheren Wirkungskreis, dem ,„Saarkalender
1929“ das Geleitwort geſchrieben hat. Niemand hat den unerſchrockenen Der-
teidiger deutſchen Rechts vergessen, der ſich im Saargebiet als Landrat der
Kreiſe Ottweiler und ſpäter Saarbrücken in der Zeit brutaler fränkiſchee
Machtgelüſte ein bleibendes Denkmal als ſchickſalstrutziger Sohn des Rhein-
landes errichtete. In höchſter Dolksnot, im ſchweren Ringen um Volksehre
und Menſchheitswürde stand er vorbildlich an hervorragender Stelle. Sein
vornehmes, entgegenkommendes Weſen ſicherte ihm die Liebe und Verehrung
aller Dolksgenossen, zugleich aber auch den blinden Haß der landfremden Ge-
walthaber. Sie beſchloſſen, ſich des charakterfeſten Beamten mit Waffen-
gewalt zu entledigen. Es fehlte ihnen freilich der Mut, den Streich am hellen
Tage durchzuführen. In dunkler Nacht klirrten am 9. Dezember 1919 die
franzöſiſchen Waffen auf dem Schloßplatz. Offiziere, Armee-Gendarmen und
in ihrer Begleitung ein Trupp Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett rückten
an. Ohne Recht und Gericht wurde kurzerhand ein Heerführer der Deutſchen
an der Saar verbannt, ein Opfer aufrechten Sinnes, deutschen Ehrgefühls.
Dieser hinterliſtige, feige Ueberfall empörte die geſamte Bürgerſchaft. Wir
haben auch dieſe „Heldentat“ unserer Bedränger nicht vergessen, ſie wurde ins
Schuldbuch der Franken eingetragen. Die Antwort war nicht zager Kleinmut.
Aur trotziger und feſter ſtand daheim die Phalanx, die Dertriebenen aber,
unter ihnen Herr v. Halfern, gingen hinaus ins Reich als aufrechte, unver-
zagte und mutvolle Dorkämpfer und Bannerträger des unterdrückten Landes
in der Mithilfe am unermüdlichen Saarverein. Die volksfreundliche Geſtalt
des Stettiner Regierungspräſidenten, deſſen inneres Weſen Güte und Wohl-
wollen atmet, lebt in uns weiter als Märtyrer des unterdrückten Landes.
Er darf, wenn in ihm die Erinnerung an die alte deutſche Weſtgrenze erwocht,
mit vollem Rechte von ſich sagen: „Nennt man die beſten Namen, so wird auch
der meine genannt.“ Sichtlich führte ihn bei der Niederſchrift ſeines Geleit-
Wwortes das Gefühl der feſten inneren Verbundenheit mit der ihm herzlich
dankbaren Bevölkerung für so liebes Gedenken.
Und nun Glückauf zur Reiſe, mein Büchlein! Liebe hat dich geſchaffen,
mögeſt du Liebe ernten.
Saarbrücken, Anfang Mai 1928. A. Z.
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