Saarkalender für das Jahr 1929
zu Kriegern gemacht hat, die vormals keine Krieger waren. Sie konnten die
Erniederigung und die Schande nicht ertragen, die er auf sie heifte. Sie konnten
die Gewaltthätigkeiten und Reubereuen seiner Spiesgesellen nicht erdulten.
Werft einen Blick auf die Portogießer, die sich an denen Ufern der Garone
schlagen und die man unter Europas beſte Krieger zählt, auf die Holländer, die
einſtimmig das gehässige Joch an der See abgeschittelt haben und ihre Waffen
gegen Euch aufheben. Gott hat endlich nach seiner Gerechtigkeit ein ſtrenges
Urtheil gefället. Sechsmalhunderttauſend Franzosen verschwanden in zwey Feld-
zügen von der Erde, Bedauerns würdige Opfer des zügelloſen Ehrgeizes eines
Eroberers, der nur das Blut der Franzosen zu vergießen ſcheinet, weil er kein
Franzos iſt. Und was erblick ich in Frankreich für ein Ersatz für so viel ver-
gosſenes Blut einer ganzen Generation? Alle jungen Leute von zwanzig bis
dreißig Jahren von der Erde verſchwunden, durch den Krieg aufgerieben. Das
bare Geld außer Zirkulation, der Handel zernichtet, die Induſtrie in Stockung, der
Ackerbau ohne Aufmunderung, das Volk unter der Laſt ungeheurer Auflagen
darnieder gebeigt. Soldaten, die die Conskripierten zu Tauſenden aus der Mitte
ihrer Familien reißen und zu den Fanen des Ehrgeizigen ſchlepten, der sie aus
Mangel an Forsſicht und Sorgfallt für ihre Nahrung umkommen läßt. Spione, die
in allen Gesellſchaften unterhalten werden, die ihrem Oberen Savary*) die Klagen
und Seufzer bekannt machen, die Elend aussſtößt. Militärische und Spezial Gerichte,
die zum Tode, zu Galeeren, zu ewigem Gefängniß den Bürger verdammen, der
sich über die unbegränzte und willkührliche gewalt zu beschweren waget.
Und dieß ist der Ersatz für die unaufhörliche Kriege, wodurch so viele Völker
ſo unglücklich geworden sind.
Ihr habt alſo nun für Generäle, Intendanten und Commisſssarien, die ſsich
durch den Raub in unseren Provinzen und die ſchändlichſten Erpreſsſſungen be-
reichert haben, so viel gelitten. Unglückliches Volk! Oft haben wir den Frieden
angeboten. Wir hätter. ihn mit großer aufopferung erkauft. Er wurde entweder
mit übermuth verworfen, oder mit zweideitigen und treiloſen Antworten, aus
denen man sehen konnte, daß man nur Zeitgewin zur Absicht hatte, abgewiesen!
Wir müssen alſo den Frieden mit den Waffen in der Hand auf Eurem Gebiete
und selbſt in Eurer Hauptſtadt suchen, wenn dieses nothwendig iſt.
Wohlan denn! Die gewissenhafte und erhabene Dapferkeit unserer Soldaten
wird ihn zu erobern wissen und mit ihm unsere nationale unabhängigkeit und die
Freyheit des Handels und der Meere. Wir sind es, die für die Freyheit der Meere
kämpfen und keinesweges der Fürſt, der Euch regiert, deſſen Wille es im gegenteil
iſt: Alle Häfen, die die Vorsehung zum wohl der Nationen geſchaffen hat, zu ver-
ſchließzen. Ich bedaure, daß ich Euch alle übel des Krieges und seine traurigen
Folgen nicht erſparen kann, ich werde (aber) alles thun, was in meinen Kräften
ſteht, um die Laſten des Kriegs zu mültern. Wir verabſcheien die Rache wegen
den Verherungen, die in unseren Provinzen durch Eure Heere begangen worden.
Wir bekriegen nur die, die den Krieg verewigen wollen. Ich werde die gehäſsigen
Auflagen der vereinigten Gebühren und das Saltz Steueren abſchaffen und die
Einregiſterirungs Rechte mültern. Könnte ich namentlich für Euch, brafe
Lotringer, die guten alten Zeiten zurückbringen, in denen ihr unter der sanften
und vätterlichen Regierung Euer ehemaligen Herzogen so glücklich waret.“
*) Savary war General und Peolizeiminiſter Napoleons [.
[j
Was Welt und Stunde fordern, vollbring's und zaudre nicht!
Wer ſinnt und sinnt und zögert, bleibt stetig nur ein Wicht.
Den nenn’ ich einen Helden, der, wenn er fällt, noch ficht.
Verſchließ in Groll dein Herz nicht, es liebe, bis es bricht,
Erinn’re dich und hoffe, vergißz und fürchte nicht!
Feuchtersleben.
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