Full text: 1928 (0006)

  
Saarkalender für das Jahr 1928 
  
  
  
  
  
Von den Saarländern im Neich und Ausland. 
„Frünn'? Wie! So'’'n Mann, as de, de füll kein Frünn’ hewwen?“ In dem Roman. 
„Ut mine Stromtid“ sagt es Fritz Reuter von dem treuen, durch Unglück verfolgten Haver- 
mann. Dies gilt auch von dem tapferen und doch ſo ſchwer heimgeſuchten Saarland. Wir 
haben Freunde in aller Welt. Und wenn der niederdeutsche Dichter wehmütig hinzufügt: 
„Ach, hei hadd’ Frünn, awer sei kunnen em nch helpen“, so sind wir glücklicher, denn 
unsere Freunde helfen, kümpfen mit Tat und Wort für uns, und wir reichen ihnen dantk- 
bar die Hand für ihre mühevolle Arbeit. 
Die Saarländer im Reich. 
Unsere vertriebenen Märtyrer wurden zum Stoßtrupp, zu den Rufern im Streit um 
Aufklärung und Sicherung unseres Rechts. Sie gingen hinaus, ſchuldlos verbannt, doch 
ungebeugt trieb sie das glühende Herz zur Tat. In ſsſchwerſter Zeit wurde der Saa r- 
V er ein ins Leben gerufen, um den Bedrängten und Ausgewiesenen zur Seite zu ſtehen 
und „die Brüder und Schwestern an der Saar in ihrem Abwehrkampf zu stärken“. Be- 
geiſterung für ein ideales Ziel ſchuf das schöne Werk und trägt es noch heute. Viele 
Tuuſende in mehr als hundert Ortegruppen vom Norden bis zum Süden des Reiches sind 
ihm zugetan, werben um Anteilnahme und propagieren den Gedanken unserer baldigen 
Befreiung. Leider iſt es noch nicht gelungen, dem schneidigen Organ des Bundes die 
Tore des Saarlandes zu öffnen. Der überwiegende Teil der Regierungskommission 
reitet ier noch nach Raults Rezept, der den „Saar-Freund“ für seine „Kolonie“ mit 
t und Bann belegte. 
Wir erinnern uns zu jeder Zeit der Brüder im weiten Reich, des Bundes der Saar- 
vereine in seinem Ringen um unsere völkiſchen Ewigkeitsgüter, wir gedenken ihrer mit 
Genugtuung und Dank im Herzen. Sein Mühen ehrt ihn und uns in gleichem Maße. 
Jeden beseelt das Empfinden, das ein Hamburger Mitglied des Bundes dem Saarkalender 
wie folgt zum Ausdruck bringt: 
Dem deutſchen Recht zum Siege Laßt uns der Welt bezeugen 
Geh'n wir in alle Welt! Und einſstigem Geſchlecht 
Laßt uns zum Herzen ſprechen, Von unsrres Schickſals Bürde, 
Bis uns re Ketten brechen, Geschmähter Menſchenwürde, 
Und bis der Völker Lüge Von schmerzhaft ſchwerem Schweigen, 
Zerſplittert und zerfällt. Von Wahrheit und von Recht. 
Und Flammen laßt uns zünden, 
Kommt das Erlöſerjahr; 
Du haſt soviel gelitten, 
Du haſt so treu geſtritten, 
Nun alle Grüße künden: 
Glückauf, du deutsche Saar! 
Von den Saarlän dern im Ausland. 
Das Saargebiet klagt mit Recht, daß es von der Reichspresse stiefmütterlich behandelt 
wird. Alle möglichen Dinge pflegt man mit geradezu rührender Sorgfalt: Boxer- und 
Ringkämpfe, aufsteigende und niedergehende „Sterne“ der Flimmerleinwand uſw. Für 
das Deutschtum an der Grenze iſt kein Raum in der Herberge; iſt es umbrandet von 
fremdem Volkstum, mag es sehen, wie es damit fertig wird. Nicht besser wie uns, geht 
es allgemein den deutschen Brüdern im Ausland. Das ist eine Klage, die in vielen mir 
zugehenden Briefen wiederkehrt. Was erfährt man auch von ihnen? Wenig kümmert 
sich Volk und Presse darum, daß heute jeder dritte Deutsche außerhalb der Reichsgrenzen 
lebt und ihre Zahl 40 Millionen überſteigt. Das Volk mit seinem alles so schrill über- 
tönenden Feldgeſchrei. dem Schlagwort der Partei, denkt nicht daran, wie es den Fernen 
helfen möge, ihrem deutschen Wesen treu zu bleiben. Tausende da draußen kranken an 
bitterem Heimweh, können und wollen das Land der Väter nicht vergeſſen. Und wie 
ſehr brauchen wir die Auslanddeutsſchen zur Wiederhersſtellung unseres Ansehens in der 
Welt, sowie für die Ausbreitung unserer Wirtschaft und unseres Handels. In den fernen 
Weltteilen sind sie doch auch die erfahrenen Berater, deutsches Volkstum zu erhalten und 
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